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Oben ohne im Ramadan

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2009
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Sharm el Sheikh liegt im Bermudadreieck zwischen Las Vegas, dem gelobten Land und Geisterstadt. Welche Ecke die nächste ist entscheide jeder individuell. Vor 2000 Jahren führte Moses sein Volk auf der Suche nach dem gelobten Land durch den Sinai. Heute jagen jeden Morgen um zwei Völkerscharen auf den Mosesberg. Zu finden gibt es nichts außer der eigenen Klaustrophobie mitten in der Wüste.

Wir wollten selber hin, alleine. Doch Mubarak verkauft sein Land als Märchen aus Tausend und einer Nacht. Räuber heißen heute Islamisten und warten direkt hinter dem letzten Checkpoint auf ungläubige Individualtouristen. Folge: Es gibt kaum Mietwagen, den Dornbusch vor dem Katharinenkloster werde ich nicht anzünden, und niemand wirft den ersten Stein.

An der Straße steht ein Schild: Charmimg Sharm. Dahinter hat der Wind Plastiktüten in den Flughafenzaun geblasen. Bauarbeiter steigen in den Bus. Ihre Schuhe sind zerfallen, denn es wird viel gebaut. Ein Resort mit sieben großen Wasserrutschen zieht in der Wüste vorrüber. Auf den Balkonen hängen fette Rotbarsche. Das Casino wurde wie ein altägyptischer Tempel gebaut. Daneben steht eine niemals zuende gebaute Hotelruine. Ich schmunzel.

Tausend und eine Nacht als Motto. So wird gebaut, so wird gelebt, so wird gespeist. Jeden Tag eine anderer Themenabend. Die italienischen Spaghetti schmecken genau wie die Mexikanischen schmecken genau wie die Ägyptischen. Alles ist austauschbar, leer und leuchtet wie Las Vegas in der Nacht. Selbst die Arbeiter kommen alle aus Kairo. „Hier lebt man nicht“ sagen sie. Korrekt. Aber was macht man dann hier?

Sich mittags um 12 zu DJ Bobo am Strand reanimieren lassen? Den Stilmix weltweiter Architektur in der Wüste bewundern und von Las Vegas träumen? Sich oben ohne mit nem Cocktail auf die Liege hauen und warten dass der nächste Zigarettenstummel-sammelnde Diener am vorletzten Tag des Ramadan nach sieben Stunden ohne Wasser und Nahrung bei 42 Grad endgültig zum Extremismus konvertiert? Dem besoffenen Russen mit dem Spetznatz-Tattoo eine knallen, weil er auch nach dem Ende schreiend seine Happy Hour einfordert – und auch bekommt? Oder einfach die Klimaanlage noch zwei Grad runterfahren und sich Richterin Barbara Salesch reinziehen? Ich komme ins Grübeln.

Die letzten Tage verabschiedet sich sogar der Wind. Was mir bleibt von Sharm el Sheikh ist ein dickes Grinsen vom Kiten. 10 Blasen an 10 Fingern. Überall Muskelkater, ein Korallenbiss an der Ferse und nach Montezumas Besuch die Beinahe-Erfindung des „Sharm El Sheikh Shit Air 180“. Dankbarkeit für jeden Wind, der meine Kites streichelte. Und sonst? Ein guter Urlaub mit guten Menschen. Ab nach hause!

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Ein Kommentar

  • Frederik schreibt am Dienstag, 30.11.2010 um 19:26 Uhr:

    Kennt Ihr den Film Burried im Detail? Ich selber leide an Klaustrophobie und ich fand es wirklich schlimm den Film zu sehen.
    Wenn man sich vorstellt, wirklich in einem Sarg begraben zu sein und da nicht rauszukommen – schrecklich. :-/
    Na ja, das nur am Rande. Danke für den Beitrag. LG Frederik

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