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Schweizer Käse @ Leucate

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2018
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In zwei langen Fahrten von bis zu acht Stunden gehts über Barcelona in das kleine französische Backcountry Dorf Durban-Corbières nahe Leucate. Ein Supermarkt, ein Restaurant und ein verfallenes Schloss in Mitten von Weinberge bremsen meine bisher 7.000 km gemütlich runter. Überall holen die Weinbauern ihre Ernte in Playmobil-Traktoren ein.

Der schrullige Herbergsvater sortiert vor seinem uralten Natursteinhaus Kassetten unter Feigenbäumen. Von drinnen tönt Mambo aus den 50ern. Ich bin der einzige Gast. Ein Schloss strahlt einsam gold im Sonnenuntergang während der Mond hinter den Weinbergen aufgeht.

Die Luftlinie nach Leucate beträgt gerade mal 17 km. Die kurvige drei Meter breite Straßse durch die Weinberge dorthin das doppelte. Ich genieße sie einige male viel zu deutsch. Über Achterbahnen mit dem Auto heizen macht einfach viel zu viel Spaß.

Unser Spot ist der Strand von Le Goulet am nördlichen Ende des Etangs von Leucate. Der Wind kommt meist von Nord oder Nordwest sprich für die Windsurfer im Norden Sideshore, für die kleine Kitezone südlich davon zuerst off, bis der Strand wieder um die Ecke läuft. In einem Großteil ist der nördliche Etang de Leucate stehtief. Ich gehe beim ersten Wind in ca. 17 Knoten raus, fahre zu weit bis zu den ersten Inseln. Dann säuft der Wind schlagartig komplett ab und der Kite fällt ins Wasser. Nach ein paar Minuten steigt er zwar wieder, aber nicht genug für einen Relaunch. Ich treibe auf ein felsiges Ufer zu, und genau hiervor ist die Lagune nicht stehtief.

Selbstrettung ist angesasgt. Ein guter Freund loopte meinen 13er neulich etwas zu heftig in zu grossen Wellen an der Ostsee. Danach muste ich den Gummi der Safety Line meiner Slingshot Bar austauschen. Genau der rutscht jetzt nach Auslösen nicht mehr durch den Chicken Loop. Im auffrischenden Wind gehts rasch richtung felsiges Ufer mit 20kg Zug auf beiden Frontlines. Das Einholen schaffe ich noch vor dem Ufer, aber verfange mich in den ausgelassenen Backlines. Dann will der Kite auf einmal wieder starten. Der Rückweg geht über 2,5 km glühend heissen Asphalt auf der Hauptstraße. Abends lenken die Schnitte der Glasscherben am Strassenrand hervorragend von den verbrannten Fußsohlen ab.

Die zweite Session am Nachmittag läuft in 15 bis 25 Knoten besser. Der Wind ist nicht wirklich bockig, aber sehr stark wechselnd. 150 Meter weiter draußen nimmt er deutlich zu, scheinbar ohne jegliche geographische oder aerodynamischen Gründe. Die Wellen sind klein und gut als Kicker nutzbar. Vor dem Kite-Ufer luscht der Wind ab, was einigen Leuten heftige Starts und Landungen mit Stalls beschert. Der Wind passt niemandem, er ist immer zu wenig oder zuviel – und die Löcher dazwischen lassen alle Kites immerwieder aus dem Himmel fallen. Das Wasser ist so salzig, dass sich sogar die Neoprenanzüge zusammenziehen.

Der zweite Tag lässt uns lange warten. Ab vier Uhr kommt endlich der Wind mit 12 bis 20 Knoten Knoten an, nur um nach 10 Minuten wieder komplett einzuschlafen. Die beste Forecast liefert anscheinend ICAN 7 auf Windguru. Aber die Löcher sieht man dort nicht. Der Wind in Leucate war zwei Tage lang wie Schweizer Käse. Er braucht einige Zeit zum reifen (meist gegen 13:00 Uhr). Dann kommt er recht herzhaft, zweitweise knackig. Doch die Löcher machen ihn zu einer echten Bitch. Ab zum letzten Ort…

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