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Full Moon Party & Kitesurf @ Máncora

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2017
Mo
12:03
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Um sechs Uhr morgens raus aus dem neunstündigen Nachtbus von Ecuador. Mit dem TukTuk ans letzte Beach Hostel. Ausschlafen, Brett aufbauen, aufpumpen, raus aufs Wasser. 22 Knoten sideon auf endlosen Sandstrand hinter wilden Wellen. Ein Schwarm Pelikane zieht vorüber. Sein Solist fischt ungestört neben meinem vorbeiziehenden Kiteboard im Pazifik.

Die Wellen brechen eng und strandnah, kein Vergleich zu Santa Marianita mit seinen endlos smoothen Wellen in angenehmen Abständen. Der Wind hier ist mächtiger, und sideon-Sprünge sind ohnehin spannender über zehn Zentimeter Post-Shorebreak. Máncora sollte weiter oben auf die weltweite Kiter-Karte stehen – viel Platz und viel geboten. Mehr als sieben Kiter auf zwei Kilometer Strand gab es nie binnen einer Woche.

Ab dem zweiten Tag luscht der Wind drei Tage lang um die 14 Knoten rum, was sich perfekt mit den Riesen-Parties zu Vollmond und Wochenende ergänzt. Die Wäscherei verliert meine Hose, und die dritte Tienda braucht drei SIM-Karten und eine Stunde um mich WiFi-unabhängig auf atemberaubende 2kB/s zu boosten. Zum arbeiten gehe ich morgens immer einen Kilometer am Strand entlang in die Restaurants im Zentrum – dort läuft das WiFi mit guten 30 Kbit.

Nach Sushi und Bier fällt in der ersten Partynacht mit zwei guten Schweizern der Strom in ganz Máncora aus. Der Nachtwächter besorgt was das Herz begehrt, und die Herzen begehren viel. Das Bonfire am Beach direkt hinter dem letzten Haus scheitert, die Musik ist zu leise und die Sterne schnuppen um die Wette. Direkt nach der zweiten Dichtung blitzt am Ende des letzten Weges von Máncora plötzlich Blaulicht hinter uns auf. Drei Polizisten weisen uns darauf hin, daß es jetzt sehr gefährlich wäre, hier rumzuliegen. Poesie interessiert sie herzlich wenig. Unser direkt zuvor intoniertes “Dust in the wind” überzeugt sie ebensowenig von einer fatalistischen Grundeinstellung.

Ich bitte den Deutschen Barkeeper um eine Übersetzung der Lage. Er: “Da werden regelmäßig Leute überfallen”. Ich: “Auch fünf?”. Ohne eine Antwort zu liefern bedient er auffallend lang einen anderen Gast. Ich: “Wie lang bist du schon hier?”. Er: “Zwei Wochen”. Nächster Gast – und meine nackte Gewissheit, daß Geschichte rein gar nichts mit Geschichten zu tun hat. Beruhigt schleich ich mich auf eine Partie Schach gegen einen besoffenen und genial spielenden jungen Ami, direkt gefolgt vom Bett und dem Wort zum Sonntag.

Das Máncora Point Hostel ist auf 100% Spassmaximierung ausgelegt. Pool, Bar, Beach, alles in 50 m Radius. Volleyball, Beachfussball und Beerpong, jeden Tag steigt eine andere Party. Ab ein Uhr Mittags jagen die Happy Hours die Crazy Hours bis spät durch die Nacht. Der Peruanische Nackthund schaut aus wie Resident Evil – aber leidet recht wenig unter seiner Vernachlässigung ob zweier Katzen-Babies. Vor Partyhostels habe ich mich schon immer gefürchtet, gar nicht meine Welt und oft einfach gnadenloser System Overload. Diesesmal ist anders. Es fängt schon mal damit an, daß man seinen Laptop einfach offen rumstehen lassen kann, überall. Nichts kommt weg.

Ich mache gern den Tierfilmer Grzimek, wenn Menschen unter Alkohol zu Tieren mutieren. Ein paar Gockel plustern auch am Tresen tanzend ihre Federn im größten Club áuf. Aber sonst halten sich die Mutationen in Grénzen. Das Durchschnittsalter liegt bei 22. Zu alt fühle ich mich trotzdem selten mit 44. Irgendwas hat sich geändert. Grzimek bricht nicht dúrch. Die Musik ist der stets gleiche internationale Gráusamkeitsbrei, nur auf Spánisch. Alleine das hätte vor ein paar Reisen einen literarischen Tobsuchtsanfall áusglöst. Hier lullt sie mich leise von der 30 m entfernten Bar herüberflüsternd in den Schláf. Es bleibt nichts ausser guten Ménschen.

Kitesurf Spot Mancora: Die exakteste Vorhersagen lieferte Windguru.cz. An sonnigen Tagen kann man wegen dem thermischen Effekt nochmal drei bis sechs Knoten addieren. Nach vier Tagen Party kehrt der Wind mit schönen 20 Knoten zurück. Dreht er bei stärkerem Thermikeinfluss noch auflandiger sollte man sogar eine Mini Lagune 300 m nördlich vom Mancora Point Hostel kiten können, 15 m breit und 150 lang. Bei Sideon reicht die Breite sicher nicht weit, und sie hat keinen Abfluss, sprich könnte wirklich Dreck sein. Oder ein kleines Namibia.

Die Wellen am Ozean in der Bucht von Mancora kommen aus unterschiedlichen Richtung, es ist recht choppy. Bei Flut gibt es dazu sehr heftigen und schnellen Shorebreak über vereinzelte größere Kiesel. Das Einzig nutzbare an diesen Wellen ist das Flachwasser dahinter. Ich hab auf einem Kilometer side-downwinder vom Zentrum zum Mancora Point Hostel mehrfach keinen einzige gute Welle erwischt. Es gibt auch praktisch keine Surfer.

Ein paar Schulen bieten Surf- und Kitesurf-kurse an. In keiner ist wirklich was los. Material kann man um die 50 bis 80 $ am Tag leihen. Aufpassen! Bei einigen ist sicher keine Versicherung dabei – und zu dem Preis sollten die Schulen fürs Material haften. Starten und landen geht bei Ebbe gut, Strand hat dann ca. 30 m. Bei Flut wirds etwas eng. Einige Häuser wurden schon unterspült. Vorteil: es gibt genug Befestigungspunkte für Leinen zum Selberstarten. Mich starteten und landeten meistens kurz instruierte Reisende, Kiter gabs zum Ende des Strandes hin immer nur wenige.

UPDATE Ein paar wenige Surfer sind doch da, in der Bucht ganz im Lee. Kitesurfer wissen natürlich nix davon dass die besten Wellen meist Riff bedeuten. Riff:Carbonfinne 1:0. Auch der Shorebreak erwischt mich einmal so blöd auf dem Downwinder vom Zentrum zum Máncora Point daß ich den Kite beinahe in eine Hotelruine semmel…aufpassen…

Sehr feine Seite übrigens: Rome2Rio. Läuft. The Trip so far: https://www.rome2rio.com/de/trip/xtauxfhx

06 Mancora
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Ein Kommentar

  • MJ schreibt am Freitag, 15.12.2017 um 5:23 Uhr:

    Da sind ganz üble Typen am Werk in Peru und besonders Mancora…solltest dich nicht zu sicher fühlen, auch zu 5…

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