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Toreros? Tucken!

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#552
2008
2013
Di
22:29
Tag
2265
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Es trägt rosa Strümpfe in Ballerinas, hat Perlweiss-Zähne unter Toupet-artigen Frisuren und tänzelt tuckig im Kreis? Eindeutig: Schwul, wie die Nacht schwarz ist. Die Spanier halten ihre Toreros jedoch für männliche Helden. Wir drei geben uns unsere erste Corrida. Wir rechneten mit Blut – und bekamen ein Schlachtfest.

Vor der Arena steht ein Auto mit dem Aufdruck „Carnices“. Sicher nur ein Zufall, denn der alte Spanier neben mir meint später, die Stiere würden nicht verspeist. Wir betreten die Arena auf der Sonnenseite. Die Sonne geht schon bald unter, und das ist auch gut so. Im Schatten packen wir unseren Wein aus. Er ist schon bald nötig.

Der erste Stier wird in die Arena gedrängt. Die Hilfs-Toreros scheuchen ihn, bis er keucht. Eine halbe Tonne braucht dafür zum Glück nicht lange. Erst dann beginnt der Ernst. Ein schwer armiertes Pferd samt belanztem Reiter betritt die Arena. Der Stier greift an. Noch bevor er das Pferd trifft, bohrt sich die Lanze tief in seine Schulter. Sobald er vom Reiter ablässt, stürzt sich der Torero mit den Banderilla-Spiessen auf ihn. Sie kosten weniger Blut, aber bringen ihn noch weiter zum rasen.

Danach beginnt die hohe „Kunst“ der Toreros: Er tänzelt tuckig um eine längst nicht mehr kampfesfähige Kreatur. Sie nennen es Corrida. Rosa Strümpfe, Ballerinas, Glitzerglamour, Colgate Zahnweiss, und vom lokalen Coiffeur frisch gewichste Frisuren über Tippelschritten heissen bei mir einfach: Schwul! Ohne Ende. Und jeder schwule ist täglich männlicher und meist auch mutiger denn ein Torero.

Die Torreros gelten als Superhelden, gerade hier in Andalusien. Die Hinrichtung folgt strikten Regeln. Die Regeln lassen dem Stier keine Chance. Der Held ist ein Glitzer-Geck, und sein Deppi-Käppi wirft er nach „errungenem“ Sieg vorzugsweise feschen Jünglingen in rosa Tshirts zu. Was ist da noch Kampf, was ist da noch „Mann“? Mann, ich hab offensichtlich keine Ahnung.

Die ersten fünf Hinrichtungen laufen halbwegs nach Plan. Der Plan lautet: erst anstacheln, dann abstechen: der Todesstoss erfolgt mit einem 60 cm langen Säbel über den Rücken bis ins Herz des Stieres. So zumindest der Plan. Doch manche der Torero-Tucken träumen eindeutig schon vom Dödel Ihres Lovers daheim. So kommen schon mal fünf Fehlversuche nebst Säbel-Austritten an der Flanke des Stieres zustande.

Der fünfte Stier schreit sein Leid lauthals ins Publikum. Wir sind die unangepassten Weicheier, und als solche vom Leid irritiert. Die Menge schreit nicht mehr wirklich geschlossen nach mehr. Der sechste Stier ist ein Tornado. Er spiesst das Pferd des Lanzen-Reiters fast von unten auf, hebt es samt Reiter in die Luft. Die Lanze bohrt sich tiefer als in alle anderen Stiere zuvor.

Als der Stier vom Lanzen-Reiter ablässt, ist er nur noch ein wandelnder Rasensprenger. Blutfontänen spritzen in den Sand, du riechst das Blut, die ganze Arena riecht nach Eisen und Möhrensaft. Der Stier bricht zusammen, bevor der Torrero den finalen Todesstoss anbringen kann. Aber nicht, ohne es vorher drei Mal versucht zu haben.

Das war genug. Einmal und nie wieder. Das heisst nicht, dass ich glaube, jemals ein Tier gegessen zu haben, dessen Leben wir weniger Leid bereitet hätten. Bis zur Corrida hat jeder Stier sicher ein deutlich besseres Leben als jedes Schlachtvieh. Aber dieses Leid: ist einfach voll für den Arsch. Scheiss auf Tradition! Spanier, fangts as Schuhplattln o! I bin raus….

Es trägt rosa Strümpfe in Ballerinas, hat Perlweiss-Zähne unter Toupet-artigen Frisuren und tänzelt tuckig im Kreis? Eindeutig: Schwul, wie die Nacht schwarz ist. Die Spanier halten ihre Toreros jedoch für männliche Helden. Wir drei geben uns unsere erste Corrida. Wir rechneten mit Blut – und bekamen ein Schlachtfest.

Vor der Arena steht ein Auto mit dem Aufdruck „Carnices“. Sicher nur ein Zufall, denn der alte Spanier neben mir meint später, die Stiere würden nicht verspeist. Wir betreten die Arena auf der Sonnenseite. Die Sonne geht schon bald unter, und das ist auch gut so. Im Schatten packen wir unseren Wein aus. Er ist schon bald nötig.

Der erste Stier wird in die Arena gedrängt. Die Hilfs-Toreros scheuchen ihn, bis er keucht. Eine halbe Tonne braucht dafür zum Glück nicht lange. Erst dann beginnt der Ernst. Ein schwer armiertes Pferd samt belanztem Reiter betritt die Arena. Der Stier greift an. Noch bevor er das Pferd trifft, bohrt sich die Lanze tief in seine Schulter. Sobald er vom Reiter ablässt, stürzt sich der Torero mit den Banderilla-Spiessen auf ihn. Sie kosten weniger Blut, aber bringen ihn noch weiter zum rasen.

Danach beginnt die hohe „Kunst“ der Toreros: Er tänzelt tuckig um eine längst nicht mehr kampfesfähige Kreatur. Sie nennen es Corrida. Rosa Strümpfe, Ballerinas, Glitzerglamour, Colgate Zahnweiss, und vom lokalen Coiffeur frisch gewichste Frisuren über Tippelschritten heissen bei mir einfach: Schwul! Ohne Ende. Und jeder schwule ist täglich männlicher und meist auch mutiger denn ein Torero.

Die Torreros gelten als Superhelden, gerade hier in Andalusien. Die Hinrichtung folgt strikten Regeln. Die Regeln lassen dem Stier keine Chance. Der Held ist ein Glitzer-Geck, und sein Deppi-Käppi wirft er nach „errungenem“ Sieg vorzugsweise feschen Jünglingen in rosa Tshirts zu. Was ist da noch Kampf, was ist da noch „Mann“? Mann, ich hab offensichtlich keine Ahnung.

Die ersten fünf Hinrichtungen laufen halbwegs nach Plan. Der Plan lautet: erst anstacheln, dann abstechen: der Todesstoss erfolgt mit einem 60 cm langen Säbel über den Rücken bis ins Herz des Stieres. So zumindest der Plan. Doch manche der Torero-Tucken träumen eindeutig schon vom Dödel Ihres Lovers daheim. So kommen schon mal fünf Fehlversuche nebst Säbel-Austritten an der Flanke des Stieres zustande.

Der fünfte Stier schreit sein Leid lauthals ins Publikum. Wir sind die unangepassten Weicheier, und als solche vom Leid irritiert. Die Menge schreit nicht mehr wirklich geschlossen nach mehr. Der sechste Stier ist ein Tornado. Er spiesst das Pferd des Lanzen-Reiters fast von unten auf, hebt es samt Reiter in die Luft. Die Lanze bohrt sich tiefer als in alle anderen Stiere zuvor.

Als der Stier vom Lanzen-Reiter ablässt, ist er nur noch ein wandelnder Rasensprenger. Blutfontänen spritzen in den Sand, du riechst das Blut, die ganze Arena riecht nach Eisen und Möhrensaft. Der Stier bricht zusammen, bevor der Torrero den finalen Todesstoss anbringen kann. Aber nicht, ohne es vorher drei Mal versucht zu haben.

Das war genug. Einmal und nie wieder. Das heisst nicht, dass ich glaube, jemals ein Tier gegessen zu haben, dessen Leben wir weniger Leid bereitet hätten. Bis zur Corrida hat jeder Stier sicher ein deutlich besseres Leben als jedes Schlachtvieh. Aber dieses Leid: ist einfach voll für den Arsch. Scheiss auf Tradition! Spanier, fangts as Schuhplattln o! I bin raus….

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