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Die Seejungfrau

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1201
2013
Sa
23:08
Tag
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Ich hab heute meine erste Seejungfrau geritten! Hanmer Springs liegt ein gutes Stück abseites der Touristenrouten in der Mitte der Südinsel Neuseelands. Der Weg dorthin führt über einsame Straßen vorbei an verlassenen Farmen durch goldenes Hügelland. In Hanmer gibt es ein überteuertes Thermalbad, ein paar Hotels, Kneipen und den holländischen Hostelbesitzer Tristan.

Nach fast zwei Wochen ohne passenden Wind bin ich völlig unterkitet. Auch in Kaikoura stimmte die Windvorhersage nicht. Statt gutem Wind gab’s nur einen Tornado, welcher der Kirche ein zweites Dach aufsetzte. Ich hab die Karten studiert, aber der See, von dem Hostelbesitzer Tristan mir jetzt erzählt ist soweit ab vom Schuss, dass ich ihn unmöglich finden konnte.

Die Schotterpiste zum Lake Tennyson führt zunächst hinauf auf ein über 1.000 m hohes alpines Plateau. Dann folgen 42 abenteuerliche Kilometer über die mit 180.000 ha größte Farm Neuseelands, der Molesworth Station. Unendliche Weiten, ab und zu ein Rindvieh. Ein wilder Fluss durchschneidet die windgepeitschte Tussock-Tundra. Auf den höchsten Gipfeln liegt Schnee, der Himmel ist endlos. Alle halbe Stunde mal ein Auto, und nach einer ganzen sogar mal eines ohne Vierradantrieb. So stelle ich mir Alaska vor.

Die Piste ist grenzwertig. Ich beisse selten die Zähne zusammen. Doch am Ende dieses Tages habe ich einen satten Muskelkater in der Backe. Tutukaka hat einige übersehene tiefe Schlaglöcher und kleine Felsen sauber plattgebügelt. Vor einigen Fluss-Durchquerungen stehen Warnschilder: Stop spread didymo! Use bridges instead. Machen wir gerne. Eineinhalb Stunden, vier Weidetore und drei Kuhroste später sind wir am Ende der Welt, umgeben nur noch von Himmel, Bergen und Steppe.

Eine letzte Kurve. Vor uns liegt in einem majestätischen Hochtal umrahmt von schneebedeckten Gipfeln die Quelle des Flusses. Wir haben Lake Tennyson erreicht. Kristallklares Wasser, grünes Gras, grauer Fels. Ich packe aus und klemme auch die Cam in den Kite. Dann geh ich raus auf den eiskalten See. Der Wind bockt mächtig, aber ist reitbar. Das Panorama ist unbeschreiblich. Nach nur einer halben Stunde hab ich Eiszapfen an den Beinen. Seejungfrauen brauchen halt zum warmwerden ein bisschen Zeit.

Am Abend bestätigt mir Tristan, was ich aufgrund der Anreise vermutete: Dort oben war ich garantiert der erste Kiter. Glücklich in die Therme pflatschen, Futter tanken, Sonne golden hinter den Bergen versinken lassen. Oh it’s such a perfect day…

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