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Roadtrip im Land von 1001 Nacht

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2022
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4800km Roadtrip quer durch den Oman, von Salalah, entlang der Küste, in die Wahabi Sands Wüste, von dort in die Bergwelt und über Sur weiter, wieder der Küste folgend bis nach Muscat. Im Sommer bei bis zu 50°C im Landesinneren.

Dreieinhalb Wochen haben wir uns für diese Reise Zeit gelassen. Wir haben uns mit einem gemieteten Mitsubishi Pajero durch den Sand gewühlt zu traumhaften, weißen Kitestränden mit Türkisblauem Wasser, sind durch beeindruckende Wadis gefahren und haben uns die atemberaubende Bergwelt angesehen.

Am Anfang einer jeden Reise steht die Vorbereitung. Nachdem wir anhand von Google, Reiseführer und YouTube unsere Places of Interest im Oman festgelegt hatten ist uns aufgefallen, das wir voraussichtlich einige Offroadstrecken zu bewältigen hätten. Ein 4×4 war schon gemietet, aber wir haben keine Offroaderfahrung, besonders nicht in der Wüste. Für einen Offroad Kurs blieb keine Zeit mehr, also haben wir uns intensiv in die Materie eingelesen und uns für die Reise einen Reifendruckprüfer und einen kleinen Kompressor zugelegt.

Unsere Reisezeit: Juni/Juli. Der Sommer ist für Reisen in den Oman unüblich, weil es im Landesinneren mit teilweise über 50°C viel zu heiß wird. Im Oman wurden wir deshalb auch oft gefragt, wo wir denn dort wohnen würden, Touristen erwarten Omanis zu dieser Jahreszeit nicht. Wir haben diese Reisezeit gewählt, weil wir Kiten und auch Tauchen gehen wollten. Ab April weht der Wind im Oman bis September laut Windstatistik relativ zuverlässig.

Gut an der Reisezeit ist auch, das an den Sehenswürdigkeiten sehr wenig los war. In den Hotels waren wir teilweise die einzigen Gäste. Schlecht an der Reisezeit ist, dass das Meer bei Salalah wegen der zu dieser Zeit auftretenden starken Strömungen für Schwimmer gesperrt ist. Das Wasser ist zu dieser Zeit sehr trübe und weder zum Schnorcheln noch zum Tauchen geeignet. Bis auf Muscat haben im Sommer im ganzen Land deshalb auch alle Tauchschulen geschlossen. Der Wind, der zu dieser Jahreszeit herrscht, trägt viel Sand in die Atmosphäre, dadurch hatten wir während unserer Reise selten einen klaren Himmel und auch selten schöne Sonnenuntergänge.

Nach einem Nachtflug nach Muscat und einem Anschlussflug nach Salalah mit Oman Air holen wir unser Auto am Flughafen ab. Wir haben einen Land Cruiser gebucht und bekommen einen Pajero, angeblich ist der Motor des Pajeros besser. Egal, der Pajero ist auch ein SUV 4×4 in dem sich die Kitebag und das restliche Gepäck locker verstauen lässt. Die Omanis haben üblicherweise in der hinteren Seitenscheibe ein Energielabel kleben, so, wie auf unseren Kühlschränken und Waschmaschinen. Wo wird dieses Label bei den zahlriechen SUV´s in diesem Land wohl stehen? Auf knallrot mit der Bemerkung „very poor“. Den Ehrgeiz A oder gar A+ zu erreichen haben wir nicht erkannt. Kein Problem, es ist auch genug günstiger Treibstoff vorhanden.

Unsere Roadtrip beginnt in Salalah, wir haben etwas außerhalb in der Souly Eco Lodge residiert. Dort haben wir eine Hütte direkt an einem wunderbaren Strand. Wir stehen an diesem wunderschönen Strand und schauen auf die Wellen. Im Sommer sind die Strände um Salalah wegen starker Strömungen für Schwimmer gesperrt. Es hat Wind, aber allein will ich mich nicht aufs Wasser wagen. Es gibt keinerlei Rescue und auch keine geschützten Buchten.

In den Wadis, die vom Strand zum Meer hin abgeriegelt sind, steht Brackwasser, das wäre eine Gelegenheit den Kite hochzuziehen, aber das Wasser sieht nicht besonders einladend aus. Außerdem habe ich gelesen, das das Baden in stehenden Gewässern nicht ungefährlich ist, wegen der Parasiten. Ich lege mich auf die Terrasse unserer Hütte, ich bin hundemüde, obwohl in der Business genug Platz zum Schlafen war, bin ich nicht wirklich ausgeschlafen.

Weil die Lodge etwas außerhalb der Stadt liegt, haben wir dort auch jeden Abend gegessen. Das Restaurant dort bietet leckeres Meat Biryani an. Das Essen im Oman ist generell sehr lecker und abwechslungsreich. In den größeren Hotels werden eher die Internationalen Speisen angeboten, in den Restaurants oder Coffeeshops vor Ort gibt es Indische, Türkische und Asiatische Speisen. Wir bekamen auswärts der Hotels immer eine leserliche Speisekarte, die wir aber trotzdem nicht verstanden haben. Das Essen ist also wie eine Lotterie nur besser, immer ein Treffer!

Das Preisniveau der Essen im Hotel ist teuer, etwa gleich, manchmal deutlich teurer, wie bei uns. Das Essen in örtlichen Restaurants ist überaus günstig. Alkohol wird nur in internationalen Hotels angeboten, ansonsten habe ich mich an den Lemon Mint Saft gehalten. Wir haben wegen des Essens auch in den abgelegensten Restaurants nie Probleme bekommen und wir haben sogar den Test mit Milchshake und Eis aus dem Supermarkt gemacht!

Die Gegend um Salalah ist sehenswert, die Straßen sind super ausgebaut, auf den Autobahnen sind öfters ganze Kamelherden anzutreffen. Im Oman zu fahren ist sehr angenehm, die Straßen sind selten stark befahren. Die Geschwindigkeit wird per Radar kontrolliert. Auf Autobahnen stehen dazu alle paar Kilometer fest installierte Kästen, auf Fernstraßen ist hin und wieder ein ziviles Polizeiauto mit Radar am Straßenrand zu sehen. Ab und an gibt es fest installierte Polizeikontrollen, unsere Ausweise, Fahrzeugpapiere und Führerscheine liegen also immer bereit im Handschuhfach.

Was durch die Polizei kontrolliert wird ist mir nie so klar geworden. Angeblich wird, vor steilen Bergetappen kontrolliert ob die Fahrzeuge für die kontrollierte Bergetappe auch geeignet sind, aber das glaub ich nicht. Wir sind viel Haarsträubendere, besonders unbefestigte Straßen ohne vorherige Polizeikontrolle gefahren.

Die Küste südwestlich von Salalah wird sehr bergig, so, wie die Straße dort in den Berg gehämmert sind ähneln sie unseren besten Alpenpässen. Der Sand in den Buchten ist fast weiß und das Meer türkisblau. Zu sehen gibt es viel Natur, wie die Küstenlandschaft, Wadis und Wasserfälle. Die Städte haben wir uns gar nicht angesehen, auch keinen der Souqs. Auf den Souqs wird größtenteils sowieso nur Ramsch angeboten.

Witzig ist bei Salalah der Point of Gravity, der durch ein Schild neben der Straße gekennzeichnet ist. Der Point of Gravity war für uns ein must see mit ausprobieren. Wir haben unser Auto dort neben der Straße abgestellt, Gang raus, Bremse losgelassen und wie von Geisterhand fängt das Auto dann an bergauf zu rollen. Ich Google immer noch, wie das denn möglich ist 😉

An der Küste führt uns unsere Reise entlang Richtung Nordost über Berge vorbei an Canyons zum Wadi Shuwaymiyyah. Es ist heiß, trocken, die Felsen erinnern an das Death Valley die Akazien eher an eine Kulisse von König der Löwen und dann auf einer Anhöhe das Grün des Wadis. Es ist kein besonders großes Wadi. Um zur Wasserstelle zu gelangen sind wir dem Falaj (Omanische Wasserkanäle) gefolgt.

Weiter geht es nach Duqm. Die Fahrt über das Hochplateau ist total eintönig und langweilig und einsam „stundenlang“ kein Gegenverkehr, ab und an ein paar Häuser. Dann geht es wieder ans Meer, wir wollen Tanken, aber die erste Tankstelle hat den Stoff nicht, den unser Pajero benötigt, auch bei der zweiten Tankstelle ist 91 aus, wir Tanken also 95 und begeben uns bei Al-Jazer offroad ans Meer, dort gibt es eine Lagune, in der es sich hervorragend kiten lässt.

Der Strand am Ende der Sandpiste ist voller kleiner Fischerboote am weißen Strand haben die Fischer ihre Netze teilweise noch mit Fang, der nun vertrocknet ist zurückgelassen. Wir fahren ein wenig am Strand entlang, dort hin, wo keine Boote liegen. Ein Kamel wartet schon am Strand auf uns, die Ziegen sind neugierig, während mein Kite beim Aufpumpen noch raschelt. Als dann der Kite Form annimmt suchen die Ziegen das Weite. Ich geh aufs Wasser, der Wind ist schön gleichmäßig, die Wellen etwas kabbelig, das Wasser turkisblau. Ich bin total zufrieden.

Im Dunkeln kommen wir in Duqm an. Von verschiedenen Seiten hieß es, wir sollen nicht im Dunkeln fahren, weil immer wieder Tiere auf der Fahrbahn stehen können, oder schlecht beleuchtete LKW´s unterwegs sind. Ein Problem haben wir hier in der Praxis aber nicht erkennen können. Duqm ist eine verrückte Stadt, zwei und dreispurige Straßen, riesige Kreisverkehre, großräumige Kreuzungen, aber keine Häuser! Die Stadt ist vom Reißbrett in die Wüste geknallt worden.

Der Plan der Omanis ist, in Duqm, den größten Arabischen Hafen zu bauen, mit Industrie und Tourismus. Ob das funktioniert, werden wir in ein paar Jahren sehen. Der Hafen ist schon da, schemenhaft erheben sich am Horizont die gigantischen Kräne für die Containerterminals, es gibt auch einen Flughafen, aber weil alles so weitläufig angelegt ist, sehen wir nicht viel von alledem. Weil die Fahrt von Salalah bis Masirah Island nicht in einem Tag zu schaffen ist, haben wir in Duqm im Crown Plaza übernachtet.

Der Wind fegt den Sand über die Straßen, es ist staubig, die Route nach Nordost ist stark befahren, es wird an einer mehrspurigen Autobahn gearbeitet. Ein kleines Schild zu Duqm Salt zeigt die Abzweige zu den Sugardunes an. Über dem unbefestigten Weg liegen teilweise kleine Sanddünen. Dann erreichen wir eine Passage, die mit losem Sand bedeckt ist. Zum ersten Mal kommt der Reifendruckprüfer zum Einsatz wir lassen Luft aus den Reifen, etwa 15km fahren wir Offroad durch den Sand, bis wir an Duqm Salt vorbeikommen und schließlich das Meer sehen.

Wir erreichen die Sugardunes eine Wüstenlandschaft direkt an der Küste mit feinem weißem Sand. Nach der Besichtigung der Dünen mache ich mich für eine Kitesession bereit. Der Wind weht gut, ich wähle den 10er, es hat Welle mit Shorebreak, ich freue mich schon, die Wellen als Kicker zu nutzen. Das aufbauen war auch schon bei Al-Jazera etwas schwierig, weil doch sich doch recht viel kleines Gewächs und auch Müll im Sand befindet, in dem sich die Leinen verfangen können.

Auf dem Wasser bin ich ganz in meinem Element, ich merke, das der Wind stärker wird, irgendwann lässt die Konzentration nach, eine Welle erwischt mich, der Kite dropt, das ist das Zeichen, die Session zu beenden, der Wind hat auch ordentlich zugelegt. Am Strand fliegt der Sand, entsprechend wird nun auch die weitere Fahrt werden. Wir wollen über al Khaluf zurück auf die Fernstraße fahren, aber der Weg nach al Khaluf führt die letzten paar Kilometer direkt an der Küste entlang und es hat Flut, so, dass der Weg nicht klar zu erkennen war. Wir wollten nicht im Sakbah (treibsandähnlicher, nasser Sand) stecken bleiben, also sind wir umgekehrt und haben bei starken Windverwehungen mit nur zwei Mal verfahren wieder aus den Sanddünen herausgefunden.

Sehenswert und für das Kitesurfen groß beworben ist in diesem Eck Bar al Hikman, allerdings wird nicht empfohlen die Lagunen auf eigene Faust aufzusuchen, also haben wir Bar al Hikman bei unserem Roadtrip leider ausgelassen und sind übergesetzt auf die Insel Masirah, die auch berühmt für seine Kitesurfstrände ist. Das Kaufen des Tickets für die Fähre verläuft reibungslos, wir haben auch noch genug Zeit, um uns die Zeit am Hafen zu vertreiben. Wir sind neugierig, was die Fischer um Masirah im Meer so fangen, im Wesentlichen Thunfisch und Haie.

Auf Masirah Island haben wir viele Strände besucht, die zum Fischfang genutzt werden. Fischerboote liegen an den Stränden, manchmal sind die Reste des Fangs, auch noch zu bewundern, ein Walhai Baby, ein paar Haie und andere Fische. Leider sind die Strände auf der Insel, wie auch sonst sehr oft im Oman mit Plastikmüll übersät. Uns wurde gesagt, dass das davonkommt, das die Omanis einfach alles wegwerfen. Keine Ahnung, ich denke, dass wir mit unserem Zivilisationsmüll auch zu dem Müll an diesen Stränden beitragen.

Masirah Island war bis in die sechziger Jahre eine englische Airforce Basis, strategisch gelegen, mit Horchposten für die arabische Region. Die Basis existiert noch im Norden der Insel, ist aber jetzt in omanischer Hand. Von der Airforce sind auch einige Omanis bei den Kitesurfern anzutreffen. Wir haben die Insel umrundet. Auf den ersten Blick sieht die Insel langweilig aus, aber es sind die Kleinigkeiten, die die Insel ausmachen, auch hier gibt es z.B. Strände, an denen die Schildkröten ihre Eier ablegen.
Gleich am ersten Abend sehen wir einen Kiter in bei Hilf, dem Hauptort, ich habe alles dabei, ich zögere und dann ist es auch schon zu spät noch alles für einen Sundowner herzurichten. Endlich habe ich ein paar Tage am Stück zum Kiten, zuerst fahren wir am nächsten Tag zum Masirah Beach Camp.

Das Kitecamp auf Masirah mit seinem farbenfrohen Erscheinungsbild sieht tip top aus, aber alles ist verlassen. Wir treffen ein Typ aus Bangladesch, der einzige Angestellte in dem Camp gibt uns einen Kaffee. Wir unterhalten uns. Bis letztes Jahr wurde es vom Alex betrieben. Jetzt wird das Camp von einem Omani zusammen mit einer Engländerin geführt. Von anderer Seite haben wir erfahren, dass das Camp seit dem Wechsel in seiner Qualität nachgelassen hat und nicht mehr so gut laufen soll, ohne spezifisch auf Einzelheiten einzugehen.

Wir fahren die 200m zum Strand rüber, es ist Ebbe, bei dem flachen Spot bedeutet das noch mal ca 150m Laufen, bis der Wasserstand ausreichend zum Kiten ist. Der Stehbereich des Reviers ist riesig. Der Wind an dem Kitecamp auf Masirah ist ablandig, trotzdem gibt es keinen Rescue. Wenn einer abdriftet werden Fischer informiert. Hört sich abenteuerlich an ist aber kein Problem, weil es dort einen riesigen Stehbereich hat und immer irgendwo ein Boot unterwegs ist. Uns wurde gesagt, das noch nie jemand verloren gegangen ist.

Es ist heiß, es hat knapp 40°C. Das Aufbauen ist deshalb allein schon wegen der Hitze eine kleine Herausforderung. Das Wasser hat zum Teil über 30°C, ist nach dem Aufbauen aber trotzdem erfrischend. Ich wähle wieder den 10er und bin leicht überpowert. Das Wasser ist zum Teil glatt, zum Teil kabbelig. Weil der Wind über das Land anströmt, gibt es auf dem Wasser verschiedene Windzonen. Mir hat bei „normaler“ Boardgröße der 10er und der 7er als Kite gereicht, den 12er habe ich umsonst dabeigehabt.

Am Nachmittag baut ein Typ von der Airforce einen 12er auf, ich bleibe bei meinem 10er. Auch am nächsten Tag kommen wir wieder an das Beach Camp und lernen am Abend einen Omanischen Fischer mit seinem Neffen kennen. Der Neffe macht gute Sprünge, ansonsten, sind die Omanischen Kiter die ich gesehen habe sehr basic unterwegs, eine Engländerin erzählte mir, dass die Omanischen Kiter keinen Platz auf dem Wasser machen. Das kann ich nicht bestätigen, es war immer genug Platz auf dem Wasser.

Ich will an einem anderen Strand kiten gehen. Wir fahren die Ostküste Richtung Süden, als ich ein paar Kites am Himmel sehe biegen wir ab. Am Strand stehen ein paar SUV´s, Beachmusik tönt aus einem Lautsprecher, die SUV´s sind mit Kühlboxen beladen, in denen kalte Drinks und wohl auch ausreichend Essen für ein Picknick verstaut sind. Es sind wohl ein paar Familien, die sich hier zum Kiten versammelt haben. Die Frauen sind mit Badeburkas und Kindern im Wasser, die Männer kiten. Wir fahren weiter in den Süden.

Ein Schild weist zu einem Kitecamp, wir biegen ab und erreichen eine zerfallene Hütte. Der Strand ist wunderbar weiß, das Wasser turkis, es gibt einen großen Stehbereich. Ich baue meinen Kite auf und fahre eine super schöne Session. Am Abend wechseln wir zum Beach Camp. Weil es Freitag ist, treffen nach und nach viele Omanis ein, die einen zum Kiten, wie auch der Fischer mit seinem Neffen und dann auch der Typ von der Airforce, aber auch viele einfach nur zum Zugucken. Die Omanis suchen die Unterhaltung mit uns, sie Fragen uns Löcher in den Bauch, wo wir herkommen, was wir hier machen…

Wir verlassen die Insel und mit der Insel auch das Meer und fahren ins Landesinnere, in die Wüste Wahiba Sands. Es lohnt sich ab und an die Kamera aus dem Seitenfenster zu halten und die Szenen und Augenblicke zu erfassen, die sonst einfach an einem vorüberziehen. Da sehen wir Dörfer, die total ärmlich wirken, aber auch Dörfer, in denen sich ein prachtvoller Eingang neben dem anderen Reiht. Dann sehen wir Obststände, kleine Stände mit Brennholzverkauf und wir sehen Fahrradfahrer auch auf der Autobahn.

Fast jeder Ort hat eine eigene Polizeistation, die meist etwas außerhalb steht. Die Stationen sehen alle gleich aus und sind großzügig angelegt. Hinter Mauern verbergen sich die Verwaltungsgebäude und an den Ecken sind kleine Türme aufgestellt, die mit Flutlichtern bestückt sind. Wir erreichen

Wahiba Sands herrscht vornehmlich rötlicher Sand vor. Die Wüste zieht sich bis ans Meer und sorgt dafür, dass sich auf der Küstenstraße Wanderdünen ablagern. Dichter Verkehr erwartet uns um Al Kamil, es ist heiß, stickig, diesig, über 40°C, kein schöner Ort und der Verkehr zehrt an den Nerven. Endlich kommt die Abzweige zu unserem Wüstencamp. Wir lassen wieder Druck aus den Reifen und fahren in die Wüste. Es gibt viele Wüstencamps in der Wahabi Sands, aber im Sommer haben nur zwei oder drei offen. Unser Camp hatte um die 80 Zelte und jeden erdenklichen Luxus, bis auf ein Pool, aber das wäre auch zu dekadent in der Wüste.

Wir waren mit einem anderen deutschen Pärchen die einzigen Gäste in dem Camp. Abends gab es ein 4 Gänge Menü. Weil sich der Chef wohl nicht sicher war, was uns schmecken würde hat er beim Hauptgang einfach verschiedene Fische und Fleischsorten auf den Teller gelegt. Essen, bis zum Abwinken! Am zweiten Tag fragt uns der Chef, warum wir nicht aufessen! Zu beiden Seiten des Camps türmen sich die Dünen hoch auf. Am ersten Abend werden wir zum Sonnenuntergang auf eine Düne gefahren. Wir machen in aller hergottsfrüh einen Kamelritt zum Sonnenaufgang. Ansonsten läuft tagsüber nicht viel. Bei diesen hohen Temperaturen und der drückenden Hitze lässt es sich auch schwer bewegen, wir wollen eigentlich immer nur Duschen.

Uns zieht es nun weiter in die Berge. Omans höchster Gipfel ist der Jebel Shams mit 3009m. An der südwestlichen Flanke dieses Berges hat sich ein riesiger Canyon gebildet, genannt Wadi Nakhr. Das ist das Gebiet, das wir von Nizwa und auch gegenüber vom Jebel Shams, dem Balcony Walk erkunden wollen. Die Fahrt in das Wadi Nakhr ist ein Abendteuer, die Straße ist unbefestigt, und weil sie teilweise im Flussbett verläuft, gibt es ab und zu Passagen durch Wasser. Der Kies liegt sehr locker, ein 4×4 ist für dieses Abendteuer unbedingt notwendig.

Am Eingang des Wadis stehen noch viele Palmen rechts und links des Weges, in aufgestauten Wasserbecken baden Kinder, riesige Findlinge müssen umfahren werden. Dann rücken die Felswände immer näher zusammen und ragen rechts und links des Weges steil auf. Wir kommen an eine Stelle, die für unseren 4×4 SUV unüberwindbar ist, also stellen wir das Auto ab und laufen weiter in den Wadi hinein. Die Berge um uns herum sehen spektakulär aus. Es sieht oft so aus, als ob uns eine Felswand den Weg versperren würde, doch dann macht der Weg eine Kurve und es geht weiter.

Weiter drinnen im Wadi weichen dann die Felswände zurück und wir erreichen eine Palmen Dattelplantage mit ein paar natürlichen und aufgestauten Teichen. Allein schon das Plätschern des Wassers hat bei dieser Hitze etwas Erfrischendes.
Uns geht aber das Trinkwasser aus und so müssen wir, obwohl wir noch nicht das Ende des Wadis erreicht haben unsere Wanderung abbrechen und zum Auto zurückkehren. Wir haben gelernt, dass wir, besonders, wenn wir mit dem Auto ins Gelände fahren, immer genügend Wasser mitnehmen und so lagen im Auto noch genügend Wasserflaschen, um unseren Durst zu stillen.

Auf dem Weg zum Jibreen Castle, einem UNESCO Kulturerbe haben wir uns in einem Coffeeshop ein Eis und ein Milchshake zur Erfrischung gegönnt. Jibreen Castle ist sehenswert, es gibt zum Eintritt einen Audioguide dazu, der 34 Stationen umfasst. Es hat 45°C wir dachten, das es in der Burg etwas kühler wäre, aber die Mauern der Burg waren so durchgeheizt, dass die Besichtigung der Burg zum Gewaltakt wurde, besonders auch deshalb, weil es unzählige Treppenaufgänge in dieser Burg gibt. Bei Audioguide 26 sind wir ausgestiegen, wir haben den Anschluss verpasst.

Während wir uns in der Burg aufhielten, wurde in einer der beiden burgeigenen Moscheen gefilmt. Muslims sind sehr strickt in ihrer Kleiderordnung und diese Kleiderordnung hat uns auch während unserer Reise im Oman begleitet. Schulterfrei geht an den meisten Orten gar nicht, ebenso kurze Shorts, die über dem Knie enden. Beim Baden sind für den Mann mindestens Shorts angebracht, gut wäre auch noch eine Bekleidung des Oberkörpers, in den Wadis, wird das auf den Hinweistafeln gefordert.

Frauen sollten mindestens einen Badeanzug tragen, es gibt aber auch Badeburkas und da stand sie nun neben der Moschee ein knochendürres Modell, eine Gazelle auf High Heels, über 2m groß in einem außerordentlich freizügigen Glitzerkleid. Wir dachten schon das uns unser Hirn Streiche spielen will, gegen Wassermangel und Hitze protestierend.

Wir haben unsere Unterkunft direkt am Einstieg vom Balcony Walk. Nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen die 6km am Abgrund entlangzuwandern. An manchen Stellen ist das Wadi Nakhr von oben zu sehen. Die Wanderung ist beeindruckend, etwa das letzte Drittel der Wanderung verläuft unter einer überhängenden Felswand. Im letzten Teil der Wanderung schmiegen sich verlassene Häuser an den Fels. Das Ziel der Wanderung ist ein kleiner Tümpel. Den haben wir nicht gesehen, aber viel Moos und rutschige Passagen, dort rinnt das Wasser aus den Felsen. Diese Wanderung wird in den meisten Reiseführern mit 3h angegeben, wir haben 5 gebraucht. Auch hier sollte auf ausreichend Wasser geachtet werden, bei uns wurde es natürlich wieder knapp!

Wir wechseln die Berge und fahren hinüber zum Jabal Akhdar Gebirge. Hier ist die Infrastruktur wesentlich besser ausgebaut, es gibt ein paar Luxusherbergen, eine haben wir gebucht, eine andere beansprucht einen Sightseeing Punkt für sich, den Diana´s Viewpoint. Hier wurde Prinzessin Diana damals bei ihrem Besuch im Oman mit dem Hubschrauber hin gekarrt, um einen Blick ins Gebirge zu werfen. Ein „Stockwerk“ tiefer verläuft ein Wanderweg, der uns genau die gleiche schöne Aussicht auf die Berge und die sehenswerten Terrassengärten in dieser Region gegeben hat.

Unsere Luxusherberge, ist das Alila Jabal Akhdar. Ich nenne es das Hotel am Abgrund, mit Hoteleigenem Klettergarten, Höhlenbesichtigung und einem schönen Infinity Pool. An diesen Pool haben wir uns dann am Nachmittag gelegt und ich habe mir ein Bier eingebildet. In der Unterkunft am Balcony Walk hat es keinen Alkohol gegeben, also auch kein Bier. Im Supermarkt gibt es auch kein Bier, wir sind in einem Islamischen Land und Läden in denen es Alkohol gibt habe ich während der Reise keine gesehen.

In einem internationalen Hotel werde ich doch ein Bier am Pool bekommen können. Mir wird gesagt, wenn ich drei Bier bestelle, bekomme ich noch zwei umsonst dazu, Promotion einer amerikanischen Brauerei! Animation zum Alkoholkonsum von einem Land, das über 100 Jahre nach der Prohibition ein gestörtes Verhältnis zum Alkohol hat, in einem Land in dem Alkohol nicht gestattet ist. Ich bin schockiert! Ich nehme das Angebot an, also sitze ich am Pool mit einem Eiskübel, in dem sich nun 5 Bierchen tummeln. Drei nehme ich mir später mit aufs Zimmer und fülle damit unsere Minibar auf.

Das Wetter hat sich inzwischen geändert, jeden Tag gibt es nun ein Gewitter, wir wollen den Wadi Bani Habib besuchen und stehen auf dem Parkplatz bei über einer Stunde Starkregen mit Gewitter und Hagel. Die Omanis sind außerhalb ihrer Autos fast schon in Partylaune, die mögen den Regen, wir sind im Auto geblieben, wir haben genug Regen in Deutschland. Als der Regen aufhört bestaunten wir die Wasserfälle an den Felshängen und machen uns dann auf in den Wadi abzusteigen. Ein Wadi ist ein (meist vertrockneter) Flusslauf.

Im Wadi angekommen hat uns ein Ranger eingeholt, der uns vom Parkplatz verfolgt hat. Er gab uns zu verstehen, dass er das Wadi schließt, weil es hier in einer halben Stunde so viel Wasser geben wird, das wir dann nicht mehr zurückkommen. Wir warten und tatsächlich nach einer halben Stunde kommt plötzlich das Wasser und verwandelt den ausgetrockneten Wadi sehr schnell in einen reißenden Fluss. Wir erinnerten uns an die Hinweise in den Reiseführern – ok nicht dran gedacht! Gut, dass der Ranger da war.

Wir fahren weiter zu unserem vorletzten Ziel im Oman, nach Ras al Hadd, dort gibt es eine Lagune in der sich gut Kiten lässt. Auf dem Weg liegt das Wadi Bani Khalid, alternativ wäre ein kleiner Umweg über Ashkharah oder Asilah möglich gewesen, um noch einmal kiten zu gehen, aber dieser Wadi Bani Khalid stand auf der Wunschliste meiner Frau. Zum Sonnenuntergang erreichen wir Ras al-Hadd, der Wind würde für einen 12 reichen, ich freute mich aber auf eine Session am nächsten Tag. Fehler! Denn Wind soll man nutzen, wenn er da ist. Unser Aufenthalt in Ras al-Hadd war leider sehr windstill.

Wenn Wind wäre, kann man sich sicherlich in Ras al-Hadd so richtig austoben. Die Lagune ist größtenteils stehtief, und das Wasser dürfte bei Wind auch recht glatt sein. Die Überlandleitungen, die dort direkt am Strand verliefen sind abgebaut worden, es stehen nur noch die Masten. Auf der anderen Seite der Landzunge ist das offene Meer mit jeder Menge schöner Wellen.

Nicht weit weg von Ras al-Hadd liegt das Turtle Reserve bei Ras Jinz, dort gibt es jeden Abend in der Entsprechenden Jahreszeit eine Führung, um den Schildkröten bei der Eiablage zu zusehen. Das ist sehenswert, die Schildkröten sind echt groß und bewegen sich sehr schnell. Als wir uns danach eines Abends selbst zum Strand aufmachen wollen, wird uns vom Hotelmanager gesagt, das das unter Strafe verboten sei und auch kontrolliert wird.

Einen Besuch wert ist die Dhow Fabrik in Sur. Das Gelände ist nicht groß erinnert aber an einen Megatollen Abenteuerspielplatz für Männer. Der Platz reicht gerade für zwei Dhows aus, die im „Dock“ liegen. An diesen beiden Dhows läßt sich wunderbar sehen, wie diese Schiffe zusammengezimmert werden. Die Arbeiter ausschließlich aus Indien oder Bangladesch zeigen uns ganz stolz, an was sie arbeiten.

Starker langanhaltender Regen über Nacht, das Dach unserer Hütte wird an einer Stelle undicht, wir checken aus, gehen auf den Parkplatz, der steht unter Wasser! Alle Autos unter SUV Niveau sind über Nacht abgesoffen. Als wir durch den Ort fahren planschen vor dem Supermarkt die Kinder im Wasser. Unsere Fahrt nach Maskat ist verregnet, immer wieder sind die Straßen überflutet, manchmal auch zusammen, mit ziemlich tiefen Schlammablagerungen. Die Omanis bleiben auf der Autobahn an den Wasserfällen stehen, um Fotos zu machen. Wir wollen uns auf dem Weg nach Maskat noch ein paar Wadis ansehen, aber die waren alle überschwemmt.

Maskat ist ganz anders als der Rest des Landes. Maskat wirkt sauber und aufgeräumt, ganz im Gegensatz zu den vielen Orten, durch die wir während unseres Roadtrips gekommen sind. Ich stehe am Kitestrand von Maskat beim Azaiba Fishing Point. Unser Auto ist das einzige auf dem Strand es ist nahezu Windstill. Irgendwas stimmt mit der Windstatistik nicht, aber das hilft mir jetzt auch nicht. Ich packe wieder alles in meine Kitetasche, morgen geht der Flug zurück nach München.

Wir legen uns an den Hotelpool, gehen an die Rooftop bar, die Kein Alkohol serviert, wegen des islamischen Opferfestes, wieder schlechtes Timing. Auf dem Weg in unser Zimmer stehen zwei Frauen aus Saudi Arabien im Bikini im Fahrstuhl, wir wollen nicht einsteigen, aber sie winken uns in den Fahrstuhl, beide wirken angetrunken. Es stellt sich heraus, dass sie unsere Nachbarn sind. Als wir uns verabschieden holt die eine Frau eine riesige Vodkaflasche aus ihrer Tasche, ich soll mir ein Glass holen, ich finde in der Minibar nur ein Whiskeyglas. Die Arabische Frau füllt es zur hälfte auf. Wir Fragen, wo sie die Flasche her hat -> Duty Free lacht sie!

Während unserer Fahrt haben wir viele Eindrücke von Land und Leuten und den Tieren, insbesondere der Kamele im Oman bekommen. Es war anders, als wir es uns vorgestellt haben. Uns hat unser Roadtrip Spaß gemacht. Die Reise hat uns an vielen Stellen tief beeindruckt und auch immer wieder überrascht. Irgendwann werden wir nochmal in den Oman reisen, dann aber während unserer Wintermonate und ohne Kite.

Autor: Stefan Oberstein

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