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Die Kinder von Cuyo

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2019
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Die erste post-Taifun Überfahrt von Puerto Princesa nach Cuyo ist überraschend mild. Der Captain der “Blessed Sea Journey” ist ein echter Spatz: die Klimaanlage der Eisfach-Touristclass regelt er nach Anblick der in voller Wintermontur zitternden Freundin soweit herunter, dass bis zum nächsten Morgen vermutlich 17 Philippinos an Hitzschlag sterben. Milde Wellen schaukeln uns in den Schlaf.

Manche magischen Orte bringen dich bei der Abreisen zum heulen. Cuyo schafft das sogar bei der Anreise. Früh am nächsten Morgen grüßt mich die Wirtin von Nikis Pension  nach fast einem Jahr beim Namen. Alle Kinder winken. Jedes zweite will Steffis Locken befummeln und ein Beweisfoto von auf den Philippinen völlig unbekannter Lockenpracht schiessen.

Auf der Insel befinden sich aktuell gerade mal fünf Touristen. Einen lieben Schweizer kenne ich noch vom letzten Jahr. Der Jenaer Expat- Bäcker liefert wie schon seit 20 Jahren bestes Brot frei Haus, und viele gute Philippinos der letzten Reise schauen auf einen Schwatz vorbei.

Unser Zimmer schaut direkt über die Strandpromenade zum Sonnenuntergang. Jeden Abend sitzen wir zum Feuerwerk am Horizont vor roten Rössern und sehen dem Leben der Bewohner einer abgelegenen Insel zu. Friede ist einfach.

Der Captain stellt uns seine Familie vor und besteht auf Cashewnüssen als Gastgeschenk. Mitspieler der legendären Pokerrunden meines letzten Besuches rufen “Welcome back!”. Und Oma Haydee zaubert auf dem Markt ums Eck wieder aus einfachsten Zutaten leckerste
Gerichte für wenig Geld.

Als am zwölften Tag der Reise nach langem Taifun und viel Regen endlich wieder der Amihan-Wind einsetzt ist das Leben perfekt. Steffi stellt schnell fest, dass Kiten nichts für sie ist. Das gibt mir mehr Zeit, am schönsten türkisblauen Flachwasserspot der Philippinen mit meinem zweiten 13er Edge in gemütlichen 16 Knoten Kante zu geben.

Cuyos Kinder singen im Chor für einen Song, den ich das letzte Mal nicht mehr zu schreiben schaffte. Meine neue kleine Alesis V-mini Orgel ist das schönste Spielzeug vor Ort. Fette Flughunder flattern um die Bäume vor uns.

Nach vier wunderbaren Tagen kommt die Milagrosa Fähre nach Iloilo fast pünktlich. Wir steigen wehmütig an Bord. Es regnet wieder. In schwerem Seegang springt vor allem die bugseitig gelegene Tourist Class einige Meter auf und ab. Zusammen mit dem wegen seitlichem Wind starken Rollen um +/- 20 Grad ergeben sich exzellente Möglichkeiten zur mehrstündigen Fischfütterung.

Am Morgen ist der Spuk vorbei. Langsam schiffen wir in Iloilo ein, springen zu viert in ein Taxi zum Minivan Terminal und heizen 4,5 Stunden quer über ganz Panay nach Caticlan. Die Fähre nach Bulalacao fällt aus, also nochmal fünf Stunden auf die Starlite Fähre weiter ins nördlich gelegene Roxas.

Der Hafen dort ist ein einziger erbärmlicher Puff voller schräg jauelnder Videoke-Sirenen. Unser Hotel Maur passt sich dem voll und ganz an: alles ist hinüber, sechsbeiniges Getier springt durchs Zimmer. Auf dem Laken liegt ein wirklich schön drapiertes blutiges Handtuch. Darunter knistert Plastik. Ein Original Bob Ross Bild schaut zwei Reisenden nach 27 Stunden on the road beim Instant-Schlafen zu…

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