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Krebs in Zahlen und Köpfen

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2012
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Ich bin Webdesigner und in dieser Funktion auch Suchmaschinenoptimierer und damit Statistiker. Über die Gesundheit und den Erfolg meiner Homepages sagen mir die Statistiken viel. Jede ist anders zu lesen. Es gibt wenig absoluten Zahlen. Aber es gibt Trends. An diesen halte ich mich gerade in meiner Krebserkrankung fest.

Freunde berichten per Mail von neuen Krebserkrankungen in der Familie. Krebs ist keine Seuche. Aber im Laufe seines Lebens erkrankt derzeit wenigstens jeder Vierte Bundesbürger an Krebs. Alle Arten in einen Topf geworfen stirbt jeder Fünfte daran. Frag mich bitte keiner, wie das zusammengeht mit einer Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit aller Krebserkrankungen von 50%, weiter unten auf der gleichen Infotafel.

Meine Erstdiagnose im August letzten Jahres war hart. Aber nach OP und mit Bestwerten in CT, Biopsie und Blutbild auch so schnell vorbei, dass kaum Zeit war, die Härte eines Randsteins mit den Zähnen zu testen. Dann kam vor vier Wochen die Diagnose Lymphknotenmetastasen im Bauchraum. Ein kleiner Zusammenbruch, aber die Ärzte geben mir sehr gute Chancen. Drei mal Strahlentherapie, dann Diagnose Lungenmetastasen. Ich brech richtig zusammen und sehe eine Woche lang nur noch den nahen Tod.

Jetzt bin ich auf Chemotherapie. Ich habe einiges gelesen. Es geht mir hervorragend. Bisher leide ich unter keinerlei Nebenwirkungen, spüre einfach gar nichts vom guten Gift. Wird aber wohl noch einiges kommen später. Der Giftlevel muss sich erst voll entfalten. Man kümmert sich hervorragend um mich. Jede meiner Fragen wird beantwortet, ganz anders als im St. Josefs. Meine Überlebenswahrscheinlichkeit liegt zwischen 70 und 90%. Die Ärzte hier sagen nur 90%, aber das Internet bietet wohl bessere Durchschnittswerte.

Es ist unheimlich, wie gut es mir geht. Auch im Kopf. Ich sehe nicht mehr den Tod, ich sehe nur das Leben, bin fest davon überzeugt, dass ich es schaffen werde. Vor allem mit der Einstellung, denn wenn ein Geist heilen kann, dann dieser meinige jetzt. Oder verdränge ich nur? Klar, jeder will leben. Die Frage ist nur: wieviel – und genug? Ich ziehe die Pistole und schiesse auf den letzten verbleibenden von fünf Stühlen meiner „Reise nach Jerusalem“. Ich werde nicht der eine von fünf sein. Ich bin vier.

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9 Kommentare

  • Ralph Meinhold schreibt am Sonntag, 18.3.2012 um 21:37 Uhr:

    Aus Erfahrung … das was wirklich hilft ist der Geist … behalten Sie sich die Einstellung! …

  • ff-webdesigner schreibt am Sonntag, 18.3.2012 um 21:40 Uhr:

    Werd ich! Mir ist nur nicht geheuer, wie schnell ich von schlecht auf gut umschalten konnte. Die paar Bücher könnens nicht gewesen sein. Ich trau meinem Mut nicht.

  • Ralph Meinhold schreibt am Sonntag, 18.3.2012 um 22:14 Uhr:

    Irgendwann hat es bei mir auch Klick gemacht. Ging ziemlich schnell … ist wahrscheinlich der Kampg-Modus

  • Tobi schreibt am Montag, 19.3.2012 um 9:08 Uhr:

    Hey Franky, freut mich, dass es dir so gut geht! Weiter so, der Herr!

  • ff-webdesigner schreibt am Montag, 19.3.2012 um 12:03 Uhr:

    Wird gemacht!

  • Tom schreibt am Montag, 19.3.2012 um 20:49 Uhr:

    Hi Frank,
    wir sind eben ganz baff und gut zittrig. Erst mal verdauen.
    Aber du bist vier. Da sind wir uns sicher!

  • Florian Wein schreibt am Dienstag, 20.3.2012 um 19:17 Uhr:

    Dann bleib weiterhin auf gut, es bringt was =)
    Stichwort Clemens Kuby!
    (suchen darfste selbst :P )

  • ff-webdesigner schreibt am Dienstag, 20.3.2012 um 19:34 Uhr:

    hmmm…Selbstheiler die auf der Startseite ihrer HP ellenlange Prozess-Artikel gegen den BR stellen sind mir gar nicht geheuer…und meine Psychoonkologin sagte sogar Simonton wäre überholt. Es gäbe keine Hinweise darauf, dass gutes Denken heilen könne. Frust…

  • Florian Wein schreibt am Mittwoch, 21.3.2012 um 10:16 Uhr:

    Aber verschlimmern tuts auch nichts und es lebt sich ein wenig angenehmer damit, oder?

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