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Napier: Art Déco und Wein

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1012
2007
Mo
18:27
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Von Gisborne geht’s an der Ostküste entlang nach Süden. Kurz vor Napier halten wir in Bay View. Die Mädels lassen mich Kiten. Endlich guter Wind, voll onshore mit 15 Knoten. Problem: Der Lavakies-Strand fällt steil ab. 1,5m hohe Wellen brechen direkt am Strand. Ich werde drei Mal so heftig gewaschen, dass ich Kies in meinem Wetsuit noch über den Knien finde. Dann geb ich auf. Nicht mein Tag.

In Napier bot uns Ilka Unterkunft an. Wir werden lieb willkommen geheißen und machen gleich zum ersten Abendessen ein nettes kleines Spargelfest. Die Zitronen für die Hollondaise kommen vom Baum aus dem Backyard. Nachts fährt uns Quentin in die Stadt, zum feiern des Halbjährigen. Einige Bars, etwas 80s, dann wieder heim. Passiert nicht viel, kann halt nicht immer.

Tags darauf geht’s rein nach Napier, auf Art-Déco- Tour. Das Ensemble ist großartig, vor allem in Kombination mit den viktorianischen Bauten daneben. Ich liebe Art Déco, nicht nur wegen dem lustigen Widerspruch zwischen Begeisterung für alte Kulturen wie Maya und Ägypter, aber gleichzeitig gnadenlose Fortschrittsglorifizierung mit Stromlinien und Lichtstrahlen. Eine spaßige Zeit muss es auf jeden Fall gewesen sein, wohl viel befreiter als die Hippies ein halbes Jahrhundert später.

Alles Schlechte passiert nur, um dem darauf folgenden Guten Platz zu machen. Wäre Napier 1931 nicht durch ein Erdbeben vollkommen zerstört worden, wüssten die guten Menschen heute wahrscheinlich überhaupt nicht, wovon sie leben sollten. Dank dem Erdbeben verkaufen sie jetzt Charleston-Kostümchen und restaurieren 30er-Jahre Oldtimer.

Es regnet seit Tagen fast ohne Pause. Die Wäsche auf der Leine wird drei mal gewaschen. Luka, Ilkas und Quentins mächtige Doberfrau tötet frustriert die Überbleibsel ihres Barbie-Balls. Wir schauen einige gute Filme. Whale Rider ist hier gleich ums Eck gedreht worden. Am Abend gibt’s ein Schnitzelfest. Stefan: wärst stolz auf uns gewesen, war fast soviel wie in Frankreich :-)

Ilka und Quentin empfehlen uns einen Trek zu Hot Pools. Die Mädels hatten die in Taupo verpasst, deswegen brechen wir am nächsten Morgen früh auf. In Quentins Gästezimmer hängt ein Bild von einem Schild: „Längste gerade Straße in Australien, 94km“. Auf dem Weg zum Te Puia Trek verstehen wir wieder mal, warum solche Schilder Neuseeländer faszinieren müssen. Wer in Neuseeland beim Autofahren nicht Seekrank wird, schafft locker Kap Horn im Sturm.

Nach 1,5h schwerem Seegang, Schotterpisten und einer Flussdurchquerung kommen wir am Ausgangspunkt des Te Puia Treks an. Der Pfad geht durch Buschlandschaft und Regenwälder durch ein felsiges Flusstal. Wir sehen den ganzen Tag nur zwei andere Wanderer. Heftige kurze Steigungen und permanenter Regen lassen uns die freie Auswahl, ob wir uns im eigenen Schweiß pökeln oder im frischen Regen duschen wollen.

Die einzige DOC-Hütte ist unverschlossen und verlassen. Die Matratzen sind mit drei mal sechs Meter wirklich beeindruckend. Wir gehen weiter über eine Hängebrücke in die letzten Täler. Erdrutsche haben den alten Weg versperrt, der neue ist frisch in den Busch geschlagen. Verrottende alte Baumriesen erinnern mich etwas an Blairwitch Project.

Nach drei Stunden Bushwalk kommen wir an den Mangatainoka Hot Springs an. Irgendwann wurden Plastikwannen eingeflogen. Grüne Algen und Warnschilder machen das Bad zu einem spannenden Erlebnis. Der Fluss kühlt mit seinen 15 Grad danach ordentlich ab. Dann geht’s zurück zum Auto. Zum Arbeiten am Abend kann ich kaum noch die Augen offen halten.

Nach einer kurzen Nacht besichtigen wir noch die Mission Winery. Hier haben schon Eric Clapton als bekennender Ex-Alkoholiker und Rod Stewart als nicht bekennender Alkoholiker gespielt. Eric Clapton hatte verständlicherweise weniger Spaß. Die Weine sind gut, die Antipasti und Merlots in der Church Road Winery danach noch besser.

Die einzige Tölpel-Kolonie auf bewohntem Festland am Cape Kidnappers haben wir leider verpasst. Räder gab’s keine, und nochmal 20km laufen wollte heute keiner. Mit einigen Flaschen Wein im Gepäck und vollen Mägen brechen wir auf zu neuen Abenteuern.

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Ein Kommentar

  • carin schreibt am Dienstag, 11.12.2007 um 0:37 Uhr:

    Hi, Frank! Du bist ein ganz ordentlicher Draufgänger und Abenteuerer. Du brauchst doch ein paar Jahre, um all das Erlebte zu verdauen. Wie schön, wenn Du die Welt entdecken kannst- und vor alen Dingen so, daß es Dir Spass macht.

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