Der größte unabhängige deutsche Kitereisen-Blog - 295 Kitepots - 742 Reiseberichte.

Coron Island Tour

Post
#401
2511
2011
Fr
12:56
Tag
1631
3.08 k views

Wir touren mit der Bangka um Coron Island. Coron ist von aussen nur ein riesen Fels, aber es gibt versteckte Eingänge zu Orten, die sich heftigst um die Zweitbesetzung für „The Beach“ prügeln. Erster Stopp ist ein See, der mitten zwischen Felsen über einen kurzen Aufstieg erreichbar ist. Asiaten planschen mit Schwimmwesten. Die Sicht im Mondsee beträgt locker 20m.

Uli stößt von ihrem letzten Tauchgang zu uns. Mittagessen an einem kleinen Strand direkt unter der Felswand. Schnorcheln am Twin Peaks Riff, Tausende von Fischen bei guter Sicht in der Mittagssonne. Twin Lagoon, ein versteckter Eingang vom Meer, dann durch eine Tunnel in die zweite Lagune tauchen. Wasserschichten flimmern übereinander, die Felswände steigen 300m senkrecht auf. (mehr …)

P1050286
P1050258

Ein Kiteboard will Meer

Post
#400
2411
2011
Do
14:32
Tag
1630
3.68 k views

Liebes Kiteboard, ich weiss: die Zeiten sind hart. Ich schleppe Dich ans Ende der Welt. Ein schönes Ende, aber eben eines, an dem Du weniger zu tun hast als an jedem anderen. Sogar am Gardasee ist kiten ob der Topographie weniger bescheuert als hier. Ich hab wirklich nix gewusst von den nur 4% über 4 Beaufort Windstatistik. Aber ich mach alles, um Dich zu bespassen.

Eigentlich wollte ich mal entspannen. Uli wollte für den Tauchschein lernen. Aber Du plärrst im Zimmer schlimmer wie ein Säugling mit Dünnschiss. Also hab ich nochmal ein Bike gemietet, einen kleinen Roller heute. Trotz erbärmlichster Windvorhersage sind wir damit 70km auf übelsten Pisten durch den Dschungel gefahren, um Dich zum lachen zu bringen. (mehr …)

P1000748
P1000730

Wrack-tauchen westlich Coron

Post
#399
2311
2011
Mi
14:40
Tag
1629
2.91 k views

Das Archipel von Coron ist perfekt geeignet zum Verstecken spielen. Vor allem für Schiffe. Das schnallten schon die Amerikaner und Japaner im zweiten Weltkrieg. Nirgends auf der Welt gibt es so viele Schiffswracks auf so wenig Platz. Auch wenn man den Amis heute nur noch assoziales Verhalten nach aussen und nach innen vorwerfen kann: hier gaben sie Milliarden von Fischen massig Asyl.

Wir fahren mit den Coral Bay Divers 1,5h nach Westen. In einer engen Passage zwischen zwei Inseln liegt das erste Japanische Kanonenboot. Auf 12m Tiefe taucht aus tiefem Blau das Schiff auf. Eine kurze Runde aussenrum, dann geht’s rein. Eigentlich braucht man dafür einen Advanced Open Water Diver. Aber da sowieso schon niemand nach meiner PADI Lizenz fragt, ist das auch egal. (mehr …)

PICT0326
PICT0453

Inselhopping südlich Coron

Post
#398
2211
2011
Di
14:01
Tag
1628
3.24 k views

Der Tag beginnt wieder viel zu früh. Montezumas Faust spielt Kniffel mit meinen Eingeweiden. Wir machen heute eine Tour auf die 25km südlich von Coron gelegenen Inseln Malcapuya, Banana Island und Bolog Island. Die zehn Meter-Bangka braucht für die Anfahrt 1,5 Stunden. Mit uns ist nur noch ein junges Phlippinisches Pärchen unterwegs.

Die Reste des Nachtwinds bescheren uns jetzt einen Meter Seegang. Genug, um die Gischt in Fontänen über das gesamte Deck zu schleudern. Alles wird nass. Wir bewegen uns im relativen Schutz der Inseln des Archipels. Vielleicht ganz gut, dass wir doch keine Bangka 160km nach El Nido bekommen. Im Internet kreisen etliche Horrogeschichten von zweieinhalb-Meter Wellen, verlorenem Gepäck, 30 Stunden Trips und Havarien. (mehr …)

P1000616
P1000532

Busuanga Buffalo Biking

Post
#397
2111
2011
Mo
14:19
Tag
1627
2.53 k views

Uli macht ihren Tauchkurs. Ich hol mir derweil eine nette Yamaha DT für wenig Geld – und 100% versicherungsfrei. Pfand ist mein Führerschein. Polizeikontrollen gibt’s nicht. Das Bike besteht aus Lenker, Motor und zwei Reifen. Kein Licht, keine Tankanzeige, kein Tacho, wenig Bremse, Kickstarter geht nicht. Starten geht nur durch anschieben. Auf in den Spaß!

Nur zehn Kilometer hinter Coron City endet der Asphalt. Was übrigbleibt ist ein Feldweg. Perfekt für dieses Bike. Durch die hochstehende Sonne fällt der Unterschied zwischen Licht und Schatten auf dem Weg extrem aus. Ich überseh einige tiefe Schlaglöcher. Brücken sind meist nur ein paar Holzbretter, wenn vorhanden. Einmal geht’s durch einen kleinen Fluss. (mehr …)

P1000474
P1000473

Ankunft auf Coron

Post
#396
2011
2011
So
11:50
Tag
1626
3 k views

Endlich! So soll’s sein! Die Sonne geht auf, kurz bevor wir in den Hafen von Coron einlaufen. „Die Regenzeit dauerte dieses Jahr viel länger“, meint ein Einwohner. Bis vor wenigen Tagen regnete es wochenlang nonstop. Folge: Mörderische Luftfeuchtigkeit bei 30 Grad um sieben Uhr morgens. Wir kippen beinahe um, bevor wir ein Trike zum Kokosnuss Resort nehmen.

Das Kokonuss Resort ist fein: kleine Nipa-Hütten in einem tropischen Garten. Indische Statuen und Brunnen, Blumen, Palmen, Nepal-Fahnen. Wunderbar. Die Bambus-Hütte ist einfach und günstig, aber etwas modrig. Im Wasser wird man nun mal nass. Banana-Pancake, duschen und endlich mal die Sachen ausbreiten. Wir bleiben hier ein paar Tage. Ich freu mich auf die Ruhe. (mehr …)

P1000464
P1000446

Von Kreuzfahrern und Dauercampern

Post
#395
1911
2011
Sa
7:19
Tag
1625
2.93 k views

Mir sind zwei Arten von „Reisenden“ äußerst zuwider. Die einen sind die Kreuzfahrer, die anderen die Dauercamper. Beide führen Sinn und Zweck des Reisens ad absurdum. Die Kreuzfahrer meinen, nur weil sich ihr Hintern bewegt, wären sie am reisen. Auffallend viele erleiden einen Herzinfarkt, wenn sie dann wirklich mal einem kurzen Prozessionszug zu irgendeiner vollkommen überlaufenen touristischen Sehenswürdigkeit folgen.

Die anderen sind die Dauercamper. Was ist der Sinn eines Heims, das zum Reisen gebaut wurde, aber immer nur an einer Stelle steht? Reisende sind frei im Herzen, Dauercamper haben nur freie Auswahl bei Vorurteilen. Warum mögen Dauercamper Spitzengardinen und Gartenzwerge hinter Jägerzäunen, aber keine Hohlblockziegel? (mehr …)

P1000399
P1000401

Trotzblog

Post
#394
1711
2011
Do
17:20
Tag
1623
2.86 k views

Heute ist ein Trotzblog-Tag. Abfahrt um sieben Uhr in Banaue. 350km durch Regen die Berge hinab nach Manila. Nach einiger Zeit hat die Straße sogar wieder einen Mittelstreifen. Wir schaffen die Strecke in acht Stunden. Weitere 1,5h durch Manila zur Rushhour. Kreisverkehr in fünf „Spuren“. Rechts kreist weiter, während links nach aussen schießt.

Ich verpasse eine Kreuzung, wir landen am Skyway und sind in nullkommanix wieder 10km von der Mietwagenstation entfernt. Geb auf, ab zum Hostel. Rein, Wasserklamotten  ausbreiten, raus. Ums Eck ist ein kleines Shoppingcenter. Klein, das heisst noch knapp unter 500 Geschäfte. Hört auf den Namen Robinsons Plaza. Passend. Suche eine halbe Stunde den Ausgang. (mehr …)

P1000388
P1000390

Ifugao-Slacklining in Banaue

Post
#393
1611
2011
Mi
14:52
Tag
1622
2.87 k views

Noch vor dem Frühstück machen wir eine kleine Wanderung zu den hängenden Särgen von Sagada. Die Ifugao beerdigen ihre Leute hängend in Felswänden oder in einer der zahlreichen Höhlen. Beim Frühstück lernen wir zwei nette Backpacker aus Holland und Italien kennen. Sie bewunderten schon gestern meine Park-Fähigkeiten. Daher halten sie mich jetzt für einen sicheren Fahrer. Wir nehmen sie mit nach Banaue.

Es regnet weiter in Strömen. Der Weg führt über einen derben Feldweg 500m tiefer ins Tal. Die Achse scheint zu überleben. Es klart kurz auf, die ersten Reisterrassen erscheinen zwischen Nebelschwaden. Dann ist die Straße wegen einem Landslide komplett gesperrt. Ein Bagger schaufelt ein paar Tonnen auf einen Truck, dann geht’s weiter. (mehr …)

P1000336
P1000342

Wolkenrallye nach Sagada

Post
#392
1511
2011
Di
23:47
Tag
1621
3.04 k views

Die heutige Strecke erfordert kein Navi. Schleichen Sie 20km im Stau aus Baguio heraus. Folgen Sie 100 km geradeaus den Serpentinen entlang nach Sagada. Auf der ganzen Strecke gibt’s tatsächlich keine einzige geteerte Abfahrt und keine Gerade. Der „Highway“ führt hinauf in die Wolken auf bis über 2200 Meter. Die Temperatur sinkt auf 12 Grad.

Es schüttet in Strömen. In den Wolken beträgt die Sichtweite teilweise nur 50m. In Kombination mit den plötzlich auftauchenden durch Erdrutsche ein paar hunder Meter tiefergelegten Straßenhälften recht kurzweilig. Grandiose Spannung kommt auf, wenn die Straße komplett abgerutscht ist, und die Umleitung 50m höher als unbefestigte Schotterpiste mit freiem Blick nach unten in der Steilwand hängt. (mehr …)

P1000230
P1000220

100 Islands National Park & Baguio

Post
#391
1411
2011
Mo
23:58
Tag
1620
3.19 k views

Alles was Lonely Planet empfiehlt ist komischerweise kurz daurauf vollkommen überlaufen und doppelt so teuer. Der 100 Islands National Park toppt das. Die Hütten auf der äußersten Insel kosten jetzt vier mal soviel wie noch vor zwei Jahren. Also Bye-bye Robinson, hello daytrip. Der ist mit 17 Euro für ein paar Stunden Privat-Boottrip zu einigen der über hundert Inseln okay.

Die Inseln sind vom Meeresboden angehobene Korallenbänke, vollkommen grün überwuchert und an allen Rändern unten vom Meer angenagt. Manche schauen aus wie Schildkröten, aber die meisten wie versteinerte Hippie-Atompilze. Mein Kitezeug kommt mit auf die kleine Bangka. Wind bleibt leider weg. Aber der Trip ist auch so spitze. (mehr …)

P1000187
P1000109

Chicken oder Ficken?

Post
#390
1311
2011
So
23:55
Tag
1619
4.05 k views

Um sechs Uhr morgens brechen wir auf. Bis dahin habe ich bereits drei Stunden vergeblich versucht, mein Handy als Laptop-Modem zu nutzen. Globe blockiert das Handy, sobald es am Laptop hängt. Nichts frustet Webdesigner mehr, als keine Verbindung zu haben. Das Omen eines Tagesmottos klopft an die Tür.

Wir fahren zum nahgelegenen alten Sommerhaus der Marcos. Noch geschlossen – und wirklich komplett wolkenverhangen. Wir rollen wieder runter in den Vulkankrater des Taal-Sees. Keine Straße in ganz Talisay führt ans Ufer für ein schönes Frühstück. Wir essen im Auto. Stopp an einem Einkaufszentrum. Eine halbe Stunde später macht es auf, und zwei nette Angestellte vergeuden eineinhalb Stunden vergeblich damit, mein Handy mit neuer Smart Simcard ins Internet zu schleudern. (mehr …)

2
P1000060

11 Millionen Gründe

Post
#389
1211
2011
Sa
23:23
Tag
1618
2.99 k views

Es gibt 11 Millionen Gründe, Manila auf Anhieb zu hassen. Manila ist groß, schwül, laut, schmutzig, und schlimmer als die Fickinger von Pattaya. Mitten in der Nacht kommen wir am Hostel an. Die Karaokeshow nebenan erreicht qualitativ fast semiprofessionellen Level, lautstärketechnisch deutlich mehr. Vier Stunden schlaf später fließe ich dezent gejetlagged durch die morgendlichen Straßen.

Nach drei Minuten will die erste Hure ’ne Zigarette. Dann ’ne Massage. Ich hab heut keine Lust zu massieren. Und ihr Angebot ist zu niedrig. Ich lehne ab und lasse sie etwas dämlich schauend zurück. Ich will eine Simcard und weg aus Manila. Schnelles Frühstück im Hostel, wieder raus und Mietwagen abholen. Der Taxifahrer braucht 15 Minuten für die 5 km Luftlinie, ich mehr als 1,5 Stunden zurück. (mehr …)

P1000020
P1000043

Angst vor Drachen

Post
#388
1111
2011
Fr
10:58
Tag
1617
2.75 k views

Manche Dinge gehen einfach gar nicht zusammen. Oder kennst Du einen Junkie mit Spritzen-Phobie? Ich nicht. Ich bin Kiter. Seit heute hab ich Angst vor Drachen. Dumm gelaufen. Mein erster Randkontakt mit China. Ich bin stark eingeschüchtert.

Der Check-In bei China Air in Frankfurt dauert weniger als fünf MInuten. Ein 30kg schwerer Kitebag kommt tatsächlich umsonst mit. Bei Condor kostete 1kg mehr 40 Euro. Der Sitzplatz im Flieger ist gigantisch. Mit über1,93m stosse ich nicht an die Lehne des Vordermanns. Wenn bei deutschen Airlines selbiger nach hinten geht, hilft bei mir üblicherweise nur noch jodeln. Zum Abendessen gibt’s Tai Chi-Übungen. (mehr …)

P1000013
P1000009

Liebe Continentale Lebensversicherung,

Post
#387
0311
2011
Do
14:27
Tag
1609
3.47 k views

Wir waren jetzt 10 Jahre zusammen. In dieser Zeit habe ich mich mit monatlichen Beiträgen von 35,79 € um fürsorglichst Dein Wohlergehen bemüht. Binnen 10 Jahren kamen über 4700 € zusammen. Am Ende waren noch 3600 € übrig. Ich bin enttäuscht. Ich dachte, unsere Beziehung würde ewig halten, und wir wären beide gut füreinander. Aber das war leider ein Trugschluss. Du hast immer nur genommen, ich gegeben.

Klar, keiner weiss, wohin die Kurse an den Börsen gehen. Jeder kann sich mal verspekulieren. Ich hab mich ja selber auch verspekuliert. Aber satte 25% Prozent auf eine Frist von 10 Jahren mit einigen Tiefs und vielen langen Hochs zu verbrennen ist eindeutig eine reife Leistung, für die ich Dir meinen Respekt zolle. (mehr …)

2
1

Die Philippinen Kite Odyssee

Post
#386
0211
2011
Mi
15:32
Tag
1608
4.3 k views

Das war ein hartes Jahr. Viel Arbeit, viel rauf und runter, viel passiert. Die Bäume haben die Blätter verloren, der Nebel zieht durch Regensburg und meine Webdesigner-Hände sind chronische Lutschfinger-Eiswürfel. Der letzte Monat war ein Arbeits-Marathon mit einem guten Dutzend abgeschlossenen neuen Websites und genausoviel Stunden Arbeit täglich. Zeit zu reisen.

Ich war dieses Jahr viel unterwegs. Fuerteventura,  Ägypten, Marokko, Dänemark und Rhodos. Aber das war alles kein echtes Reisen. Der Unterschied zwischen Reisen und Urlaub lässt sich vor allem an einer Sache festmachen: Dem Gefühl, an einem Ort wirklich zu sein, sprich: die Länge der Reise. Den Trip selber basteln und auch Tiefdruckgebiete als Teil des Weges annehmen. (mehr …)

herbst
strand3

Kitespots Wismar

Post
#385
2708
2011
Sa
10:05
Tag
1541
10.97 k views

Wismar ist nicht berühmt als guter Kitespot, hat aber einiges zu bieten: erstens wenigstens ein halbes Dutzend gute Kitespots im Umkreis von 40 km. Zweitens eine schöne Altstadt mit viel Geschichte und dank seiner kleinen Hochschule auch etwas Nachtleben abseits vom Musikantenstadel. Drittens gutes Essen und eine große Auswahl an günstigen Unterkünften ab 15 € pro Nacht – in Tourist Info am Hauptplatz nachfragen.

Die Kitespots rund um Wismar habe alle gemeinsam, dass das Meer sehr flach abfällt. Teilweise sollte man auch 300 m weit draußen jeden Sprung stehen – Bruchlandungen bei 20 cm Wassertiefe sind nicht lustig. An manchen Kitespots nehmen die Gemeinden unverschämte Gebühren für Parken und Strandbenutzung – aber es gibt genug kostenlose freie Kitespots. (mehr …)

pepelow1
wohlenberger wiek 1

Es gibt viel zu tun

Post
#383
2108
2011
So
10:08
Tag
1535
230 views

Die Todesangst endet so schnell wie sie kam. Am Freitag erhalte ich bei der letzten Untersuchung in der Ambulanz des Krankenhauses die Nachricht, dass mein Hodenkrebs ein reines Seminom Typ 1 war, d.h. geringste Metastasenwahrscheinlichkeit. In den nächsten fünf Jahren muss ich alle drei Monate zur Nachkontrolle mit CT und Röntgen plus Blutwerte. Danach gelte ich als geheilt.

In der Ambulanz empfängt mich Dr. Achmed- oder besser Ach! Med! – schon eine Stunde nach Termin. Er spricht so gut deutsch, dass er fast alle meine Fragen versteht. Manche ist er sogar gewillt zu beantworten, auf andere (Kann ich mit Ernährung was tun?) lächelt er nur gelangweilt. Ich bin alles andere als rechts. Aber wenn’s um mein Leben geht, erwarte ich arroganterweise wirklich perfekte Beratung – in meiner Muttersprache. (mehr …)

b
a

Hoffnung

Post
#382
1308
2011
Sa
12:44
Tag
1527
239 views

Die Visite am Morgen ist ähnlich herzerweichend menschlich und grundlegend aufklärend wie die am Vortag. Zumindest schafft der Oberarzt schon mal ein paar zusammenhängende Sätze und hält mir dann zwei Bögen wegen Risiken beim CT zur Unterschrift hin. Lesen lassen hält er für überflüssig. Nach zwei Litern Kontrastmittel schau ich in die Röhre. Ich habe wieder höllisch Angst. Das Ding zerlegt mich in Scheiben, das erste mal in meinem Leben. Es wird alles sehen.

Caro kommt später vorbei und sagt, dass bei der Mittagsbesprechnung mein CT nicht vorlag. Vielleicht weil’s so viel zu befunden gibt? Lange kommt kein Arzt, lange schwimme ich. Das CT-Ergebnis ist die wichtigste Prognose für mein Leben. Uli kommt. Dann endlich nach vielen Stunden: der Oberarzt. (mehr …)

hoffnung1
hoffnung2

Operation „Klöten flöten“

Post
#381
1108
2011
Do
23:52
Tag
1525
413 views

Ich schlafe überraschend gut in der Maschine. Meine OP ist die erste heute, die Fahrt dorthin ein Shoot-Em-Up Game von 1985, Zaxxon in weiss-gelb. Die Landschaft des fremden Planeten bewegt sich nicht von oben nach unten sondern andersrum. Ich erwarte die Angriffswellen der Aliens, aber das OP-Bett wird nicht angegriffen.

Der Narkosearzt ist ein Meister der falschen Fragen. Wie geht es Ihnen? Kein Kommentar. Was wird bei Ihnen heute gemacht? Der rechte Hoden entfernt. Warum nicht beim Chefarzt? Weil meine private Krankenkasse anscheinend die Leistungen stark gekürzt und gleichzeitig die Gebühren binnen fünf Jahren um 40% erhöht hat. Kann ich nicht wechseln? Sicher, mit Krebs nimmt dich jede Private zu besonders günstigen Konditionen. (mehr …)

operation
10082011010

Warten in der Maschine

Post
#380
1008
2011
Mi
23:49
Tag
1524
228 views

Am nächsten Morgen gehe ich in die Maschine. Die Sonne erhebt sich. Ich halte ihr mein Gesicht auf dem Weg nach Osten entgegen. Ich bin ruhig. Meine Aufgabe ist: gehen. Am Empfang bin ich eine halbe Stunde zu früh. Andere Patienten sitzen auch schon da. Die mit dem schweren Weg haben Begleiter. Ich bin froh, alleine hier zu sein.

Nur 48 Stunden nach der ersten Diagnose und satten 15 Minuten Gespräch mit Ärzten hatte ich reichlich Zeit, mich über verschiedenste Quellen selber zu beunruhigen. Ich bin sehr dankbar, als auf einmal eine alte Freundin vor mir steht. Früher war sie Schreinerin, jetzt ist sie Ärztin im PJ. Vielleicht kann sie mir mal ’ne neue Klöte schnitzen. Sie ist der erste Arzt, der mich beruhigt. Die anderen bisher waren emotional drei Grad unter Cyborg. (mehr …)

maschine1
maschine2

Volle Kanne

Post
#379
0908
2011
Di
23:47
Tag
1523
239 views

Ich schlafe kaum. Uli geht um sechs Uhr in den Frühdienst. Ab da kann ich nicht mehr schlafen. In der Nacht hat sie mich immer wieder umarmt. Ohne das wäre ich gar nicht eingeschlafen. Wie sollte man sowas allein durchstehen können? Ich stehe auf und schau in einen grauen Morgen. Wenigstens verjagt das Licht die Angst.

Organisation zu einer Zeit, zu der ich seit Jahren nicht gearbeitet habe: Steuerberater bescheid geben. Nächste Vorannmeldung könnte länger dauern. Ein Kunde hat Probleme mit angeblich zu schlechter Bildqualität in seinem Online-Shop. Ja, der hat echt Probleme. Ein paar Faxe ans Finanzamt, lange bevor es öffnet. Dann die volle Kanne: Einlesen in den blauen Ratgeber Hodenkrebs. Wenig später verfluche ich die dank www überall verfügbare Information. (mehr …)

kanne2
kanne1

Aus heiterem Himmel

Post
#378
0808
2011
Mo
23:46
Tag
1522
259 views

Wenn’s wohl irgendeine für jegliche Tumordiagnose treffende Beschreibung gibt, dann wohl die eine: „Aus heiterem Himmel.“ Insofern ist meine Diagnose „Hodentumor“ heute nichts ungewöhnliches. Erst dreht sich alles ein bisschen, wenn du von der Liege im abgedunkelten Ultraschallraum aufstehst. Du gehst rüber ins Arztzimmer. Der macht dir sofort einen Termin beim Urologen, schaut etwas betroffen und gibt dir dann noch eine paar erste Infos.

Ich hab Glück. Judith ist rein zufällig beim gleichen Arzt heute. Eben hatten wir noch über eine SMS von gestern Nacht gelacht. Ich zieh sie aus dem Wartezimmer. „Rauchen geht in Ordnung“ hatte der Arzt gesagt, also stecken wir uns zwei Kippen an. Ich schau nach oben. Sturmwolken zerreissen einen blauen Horizont. (mehr …)

himmel1
himmel2

Danke, Pflegenotstand!

Post
#377
2207
2011
Fr
3:43
Tag
1505
6.83 k views

Mich kotzt der Pflegenotstand in Deutschland langsam mächtig an. Bis vor wenigen Monaten war er mir ziemlich egal. Aber jetzt hab ich eine Krankenschwester zur Freundin. Dummerweise auch noch eine, die deswegen eine wurde, weil sie sich wirklich sorgt. Die Auswirkungen werden allmählich ziemlich drastisch, sogar für mich als liebend gerne nachts arbeitenden Webdesigner.

Der Pflegenotstand in Deutschland kam nicht überraschend. Er ist mehr sowas wie ein 200-Meter Tsunami in Zeitlupe. Alle mutieren auf einmal zu surfenden Erdmännchen, stehen staunend an der Küste und wachsen ihre verstaubten Surfboards. Als hätten sie noch nie ’ne Welle gesehen. Als könnte man gerade diese sicher noch stilistisch korrekt abreiten. 200 Meter links neben dem nächsten AKW. (mehr …)

pflegenotstand
1

Lindos, nachts / Hellas, quo vadis?

Post
#376
0606
2011
Mo
15:26
Tag
1459
3.55 k views

Schon bei meinem ersten Besuch in Lindos sind mir die unzählbaren Kneipen in alten Kapitänshäusern aufgefallen. Aber wir hatten keine Zeit für eine Nachtschicht. Diesesmal haben wir keine Zeit für Sehenswürdigkeiten, wir sind hier nur für’s Nachtleben hergekommen. Check-In im Hotel, runter in die Altstadt und rein in die Nacht!

Wie fing die Krise in Griechenland eigentlich an? Noch nicht mal die Griechen konnten mir das erklären. Bestechnung, Überbürokratisierung und ein gutes Maß an Verschwendungssucht waren sicher mit dabei. Aber wie zum Teufel kann man in derart kurzer Zeit ein ganzes Land so dermaßen heftig gegen die Wand fahren? (mehr …)

DSCF4726
DSCF4649
Cookie Consent mit Real Cookie Banner