Der größte unabhängige deutsche Kitereisen-Blog - 295 Kitepots - 742 Reiseberichte.

Armut & Reichtum in Cabarete

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#274
2910
2008
Mi
14:29
Tag
509
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Gerade eben habe ich mich noch über Unterschiede in Meinungen und Ansichten gefreut. Heute stößt mir ein Unterschied in der Dominikanische Republik schwer auf: Der zwischen Arm und Reich. Es ist nicht so, dass er etwas neues ist. Es gab immer Armut und Reichtum hier. Was mir jetzt so aufstößt, ist die dazwischen liegende und sich dramatisch vergrößernde Kluft.

Das durchschnittliche pro Kopf-Einkommen verdoppelte sich in den letzten 10 Jahren. 20% Reiche verdienten fünf mal mehr, 80% arme halb soviel. Wie meinte doch José, der Exildominikaner auf Urlaub? Er hatte noch nie so viele Hummer und Porsche gesehen. Die Luxusburgen wachsen überall in Cabarete, aber darin wohnen nur reiche Ausländer. Der Peso schwankt unrationell stark gemessen an der Wirtschaftskraft. (mehr …)

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Columbus & nach Hause fahren

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#273
2610
2008
So
23:01
Tag
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Columbus hat nahe Cabarete 1492 das erste Fort in der neuen Welt gebaut. War mehr so eine Notlösung, analog „Houston, we got a problem.“. Funk gab’s damals natürlich noch nicht. Da eines seiner drei Schiffe etwas zu beschädigt für die Rückkehr nach Spanien war, mussten ein paar Menschen zurückbleiben. Im Fort Isabela warteten sie auf die Wiederkehr ihres Meisters.

Heute sind wir da, recht weit in der West-Dominikanischen Pampa. Die einzigen Besucher. Es gibt keine Meister mehr, die zurückgelassenen wurden niedergemetzelt. Nicht alle. Diejenigen, die überlebten gaben Columbus bei seiner Wiederkehr einen höllischen Empfang. Dank unserem halbdominikanischen Freund José bekomme ich diesemal die ganze Geschichte, denn der Führer spricht nur Spanisch. (mehr …)

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Dominikanische Republik mit dem Jeep

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#272
2510
2008
Sa
21:29
Tag
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Wir mieten uns für zwei Tage einen Jeep. Am ersten Tag begleiten uns drei junge Franzosen aus Martinique. Unser erster Stopp ist der Playa Grande, einer der schönsten Strände der Dominikanischen Republik. Unser Frühstück wird direkt am Strand serviert: Gegrillter Red Snapper mit frittierten Bananen, Reis und Salat. Wir schauen den Surfern in den großen Wellen zu. Die netten Köche kassieren perverse Preise.

Ich bin während meinen vier Besuchen in der Dominikanischen Republik bestimmt 2000 km Motorrad gefahren. Schlecht waren die Straßen schon immer. Alle fuhren wie die Deppen, siehe „Verkehrt in der Dominikanischen Republik„. Aber so schlecht wie jetzt waren die Straßen noch nie. (mehr …)

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Abtauchen im Terrouristen-Camp

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#271
2310
2008
Do
20:53
Tag
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Kein Mensch kann ständig nur Kitesurfen. Nach fünf Tagen auf dem Wasser wollen wir heute mal drunter. Wir buchen einen Tauchgang in Sosua. Die Einführung findet im Pool eines Terrouristen-Camps statt. Es gibt wirklich Menschen, die um die halbe Welt fliegen, um sich einsperren zu lassen. Nicht nur in Guantanamo.

Das Terrouristen-Camp liegt ein gutes Stück vor Cabarete. Damit die Terrouristen auch ja nicht auf die Idee kommen, in irgendeine Form des Kontakts mit den Ureinwohnern zu treten. Die Strandverkäufer mit Cocosnüssen mal ausgenommen. Und die Reanimatösen mit lustigen Spielchen wie Hufeisenwerfen. Der typische Terrourist ist meist fett und träge. Er nuckelt schon um elf Uhr Vormittags am Cuba Libre. Unalkoholisiert kann man die Schlagertechno-Bedröhnung auch nicht ertragen. (mehr …)

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Kitesurfen in der Karibik

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#270
2210
2008
Mi
2:09
Tag
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Sabine Infektion springt auf mich über. Der Wind bläst vier Tage am Stück mit perfekten 15-20 Knoten laminar side onshore. Wenn ich jetzt ein waschechter Deutscher wäre, müsste ich darüber mosern, dass es Seegras im Wasser gibt. Aber sonst würde mir auch schon nichts weiteres einfallen. Alles ist perfekt, die Sonne strahlt, der Wind bläst, und Cuba wird jeden Abend ordentlich befreit.

Jeden Mittag gehts mit dem Shuttle von Alis Camp zum Kiteclub. Sabine hat schon davor immer einen unruhigen Magen, vor lauter freudiger Erwartunfg gemischt mit etwas Angst. Diese Mischung macht höllisch lebendig. An manchen Tagen steh ich am Strand und frag mich, ob ich den Wind noch meistern kann. Aber der XBow bügelt einfach jede Böe platt. (mehr …)

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Eine schwere Infektion

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#269
1810
2008
Sa
22:13
Tag
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Mein teuflischer Plan wird von einer schweren Infektion durchgkreuzt. Sabine hat am Strand so ein längliches Ding angefasst. Noch kurz vor dem Aufbruch hatte ihre Mama sie davor gewarnt. Aber Sabine ist antiautoritär erzogen worden. Noch in der gleichen Sekunde des Erstkontakts springt der Virus auf sie über. Schon am Abend Nummer eins hat sie ganz eigenartige Gesichtszüge.

Der kleine Trainerkite macht ihr Spaß. An Tag zwei geht sie mit dem Lehrer gleich an den 8m² Bowkite. Ihr Grinsen sieht man 300m gegen den Wind. Es bleibt bis zum Abend windig. An Tag drei verschlimmert sich die Infektion, sie lernt die Kraft des Windes kennen, übt den Wasserstart an Land und das Laufen im Wasser. (mehr …)

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Von Moppeds, Bergblumen & Terrouristen

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#268
1710
2008
Fr
20:06
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Am Abend des dritten Tages macht der Regen endlich Pause. Wir mieten einen Roller und brechen in die Cordillera Central auf. In Sabaneta de Yasica hat gerade ein Swat Team mit Pumpguns und Maschinengewehren zugeschlagen. Die Dominikanischen Dorfbewohner stehen umher wie die Verwandten gerade gerissener Erdmännchen. Das Hinterland von Cabarete ist bergig. Palmen, Esel, Flüsse und Benzin aus Rumflaschen.

Am nächsten Morgen fahren wir durch die Hölle ins Paradies. Vor vier Jahren war’s schlimm. Die Straßen hatten mehr Löcher als Teer. Das ist jetzt anders. Dafür gibts noch mehr massige Stinkertrucks auf dem Weg nach Puerto Plata. Das letzte Mal dachte ich: „Scheisse, die fahren wie die Deppen“. Jetzt halte ich sie alle für Engel. Bin 1000km in Vietnam Motorrad gefahren. (mehr …)

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Condor nach Cabarete

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#267
1610
2008
Do
14:15
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Endlich weg aus dem Deutschen Herbst! Mit der Bahn geht’s nach einer fast schlaflosen Nacht nach Frankfurt. Die Bahn ist pünktlich, der Flieger nicht. Am Flughafen wuseln ganz viele meiner Lieblings-Menschen umher: Deutsche Urlauber. Sie erwarten nur das Beste, wissen viel, sehen wenig, beschweren sich gerne und halten das erlebte prinzipiell nie für das Gelbe vom Ei.

Es geht vor durch die ganzen Checks (Wie lange dauert’s denn noch?), ab zum Gate, wieder raus (Warum müssen wir so lange stehen?), wieder rein (Könn Sie misch die Ticket geben?) und endlich in den Condor nach Cabarete. Meine Knie stoßen zum ersten Mal seit 20 Flügen nicht am Vordersitz an. Nach 16h auf Reise geht die Sonnen blutrot über den Karibischen Wolken unter. (mehr …)

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Hinterm Horizont geht’s weiter…

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#266
1110
2008
Sa
1:17
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Es ist schwer dran zu glauben, wenn man vor lauter siffigem kalten Herbstnebel noch nicht mal den Horizont sehen kann. Irgendwann am Nachmittag reisst dann der Nebel auf. Man sieht kurz den Horizont hinter den brennenden Herbstblättern. Schaut die Herbstblätter an. Grinst in die Sonne. Dann stellt man wieder den Focus auf die Ferne. Und in null komma nix ist es wieder dunkel, kalt und nass.

Auf der Weltreise ist mir das gar nicht aufgefallen, wie warm es war. Jetzt dafür umso drastischer, wie kalt es ist. Ich friere permanent, sehne mich nach den Palmen Fijis, den Wüsten Nevadas, dem Dschungel Thailands und sogar nach dem blöden Australischen Outback. Kettcar hierzu: Zu erkennen, dass man glücklich war ist leicht. Zu erkennen, dass man glücklich ist, ist Kunst. (mehr …)

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Wahlen in Bayern & Österreich

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#265
2809
2008
So
23:55
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Die Wahlergebnisse in Bayern und Österreich waren Erdrutsche. In Österreich ist der Dreck braun, in Bayern eher schwarz. Österreicher und Bayern waren sehr gefrustet von Parteien, die dem Volk nur nach dem Maul reden aber nicht auf’s Maul schauen. Politiker haben sich frei bedient im Programm der gegnerischen Parteien. Es gab kaum mehr Standpunkte, nur noch Brei.

Wer unter solchen Voraussetzungen gewinnt ist klar: jeder, der sich als extrem profiliert. Bayern hat jetzt bald eine Latex-Domina in der Regierung. Das ist noch halbwegs lustig, weil sie vermutlich weiterhin schwarze Klamotten tragen wird. Österreich tut mir aber leid. In manchen Bezirken Wiens kamen die rechten auf über 50%. Sind Österreicher die besseren Nazis, oder haben sie endlich mal ihr Leyd herausgeschrien? (mehr …)

ludwig
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Apple IPod Nano 4G

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#264
1709
2008
Mi
15:29
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Nach sechs Jahren Widerstand gebe ich auf. Ich will endlich auch cool, trendig, stylish sein. Ich kauf mir meinen ersten IPod, einen IPod Nano 4G. Was mich überzeugt hat? Wenn man den IPod Nano 4G schüttelt, kommt ein Song nach Zufall. Das ist einfach zu großartig und essentiell wichtig für ein erfülltes Leben.

Ich habe immer gegen IPods gemotzt, weil man Musik drauf aber nicht mehr runterkopieren kann. Das ist ungefähr so genial, als würde man sich ein Glas Wein einschenken und dann kommt der Wirt der nächsten Kneipe und legt einen Bierfilz mit der Aufschrift „trinken verboten“ drauf. Mein Geld kauft meine Musik und die hör ich wann immer, von welchem Player und wo ich will! (mehr …)

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Sommerende auf der Salza

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#263
0709
2008
So
19:33
Tag
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Tom schlägt mich breit zu Kajakfahren. Ich fahr gern Kajak, aber die letzten Wochen sind vergangen wie im Flug. Und den ganzen Flug war ich todmüde. Eigentlich komisch. Die ganze Weltreise war viel erschöpfender als die Arbeit und die Nächte hier. Trotzdem bin ich meistens mit sechs Stunden Schlaf ausgekommen. Wieder hier könnte ich jeden Tag 10 Stunden schlafen. Und wenn ich’s tu, reichts trotzdem nicht.

Wir fahren an die Salza nach Wildalpen. Nach drei Stunden Autobahn und über 100 km kurvigem Landstraßen-Geheize kommen wir nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Naturfreunde-Campingplatz in Wildalpen an. Das Wasser der Salza rauscht auf Niedrigstand im Flussbett. Die Campfeuer rauchen, und die Luft ist kalt zum Ende des viel zu kurzen Sommers. (mehr …)

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Walk on the wild side

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#262
3108
2008
So
12:12
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Nach fast vier Wochen in Wien fällt mir auf einmal auf, dass ich eigentlich noch überhaupt keinen ganzen Tag mal einfach frei gemacht hab. Ich hab jeden Tag gearbeitet, die meisten komplett. Wird heute abgestellt. Die Windvorhersage passt, wir fahren zum Neusiedler See. Wegen einer Regatta ist der Nord-Nord Strand gesperrt. Zum Starten ist das Strandbad eh viel besser.

Nach fast zwei Monaten permanenter Flaute in Deutschland, Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich kommt mein neuer XBow endlich zum Einsatz. Wunderbar. Der Kite wird lange viel Spaß machen. Schöne Depower, etwas hohe Haltekräfte, aber auch massig Zug nach oben. Auf dem See stehen 150 Kiter dicht an dicht, 14 Knoten reichen aus um den neuen 1,5h zu testen. (mehr …)

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Sri Thai Imbiss Wien

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#261
2708
2008
Mi
10:54
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Es gibt Orte, die machen Geschichte, und es gibt Orte, die sind Geschichte. Der Sri Thai Imbiss Wien gehört zum letzteren. Der Ruf des Sri Thai Imbiss Wien ist legendär, angeblich ist es der beste Thai Imbiss Wiens. Zahlreiche Zeitungen haben berichtet, etliches Lob wurde verschüttet. Das Essen hat auch sicher Lob verdient. Der Rest drum herum nicht im geringsten.

Sabine warnt mich vor: Der Sri Thai Imbiss Wien sei etwas ganz besonderes. Es kursieren Gerüchte über Lachverbote, das Klo im nachbarschaftlichen Keller sowie leicht gesteigerte Wartezeiten beim Esssen. Mit dem Sri Thai Imbiss Wien ist es wie mit jeder Berühmtheit weltweit: ohne Macken spricht niemand mehr drüber. Nun, ich bin da. Ich habe zu sprechen. (mehr …)

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Triglav

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#260
2208
2008
Fr
21:07
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Über 400km Landstraßen fahren wir den ganzen Tag von Losinj über Triest nach Norden. Im Sonnenuntergang dampft die Soca ins Tal. Wir dampfen neben ihr über den steilen Vrsic-Pass nach oben. Auf der Nordseite glühen die Berge. Unser Ziel ist die Aljazev-Hütte am Ende des Vrata-Tals im Triglav-Nationalpark. Das letzte Tageslicht. Ehrfürchtige Blicke nach oben, dort wo der Triglav in den Wolken verschwindet. Wir sehen nur seine untere Hälfte, und schon die schaut unbezwingbar aus.

Das Abendessen auf der Hütte ist einfach und deftig. Wir reduzieren unser Gepäck vor dem morgigen Aufstieg auf das allernötigste. Vor uns steht eine zweitägige Klettertour auf den mit knapp 2900m höchsten Berg Sloweniens. Ich falle ins Bett und schlafe wie ein Stein. (mehr …)

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Die 24 Stunden von Cres

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#259
1908
2008
Di
23:12
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Wir fahren weiter nach Süden. Vor 10.000 Jahren war die Insel Cres noch Festland. Dann schmolz etwas zuviel Eis, und Cres lag im Meer. Der letzte Hostelchef meinte, nur mit dem Rad überzusetzen wäre keine gute Idee. Recht hat er. Direkt nach der Fähre schnalle ich, warum. Die einzige Straße geht vom Meer praktisch senkrecht 500m nach oben.

Fehlstudiengangbegängerin Sabine will unbedingt die Lämmergeier von Cres sehen. In Beli halten wir am Geiercenter. Eine langweilige Ausstellung sagt einiges für den guten Zweck. Wir sehen einen vergifteten Lämmergeier mit Hirnschaden im Gehege. In echt und freier Wildbahn bleiben sie aus. Der lokale Steinstrand beeindruckt ausschließlich durch die Höhe der Parkgebühren. Wir fliegen weiter gen Süden. (mehr …)

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No Hula a Pula

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#258
1808
2008
Mo
23:48
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Es geht weiter nach Süden. Nächster Stop: Pula, über 2000 Jahre Geschichte. Ein Amphitheater von der halben Größe des Collosseums in Rom. Wir fahren mit dem Rad durch die Gegend. Nirgends schöne Strände. Alles voll. Am Abend eine Tour durch die Altstadt. Das Essen ist fettig, schlecht und teuer. An allen Ecken toben Gaukler. Wir finden keine einzige echte Bar. No Hula a Pula.

Medulin ist das Mekka der Windjunkies Kroatiens. Also, das heisst, natürlich nur solange ich nicht da bin. Windfinder gibt eine Woche Flaute und behält damit auch recht. Wir braten am überfüllten Strand im Dreck. Auf dem Wasser schwimmt Sonnencreme, die Steine beissen in die Füße. Nirgends kommt man ans Wasser, und da wo man hinkommt mutiert man zur Ölsardine. (mehr …)

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Burgstädte in Istrien

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#257
1608
2008
Sa
23:26
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Istrien erhielt seinen heutigen Namen 1994, als der Schweizer Pierre Rosan feststellte, dass im Yugoslawischen Post-Kommunismus Geld überhaupt keinen Wert besitzt: „L’argent, c’est rien ici!“ schrie er an der Marina von Umag aufs mehr hinaus. Einige Deutsche schnappten den Spruch auf, ließen das Geld weg (Geiz ist geil!) und deutschten den Namen ein. Istrien war geboren.

Anreise. An der Grenze zu Slowenien stellen wir erst mal erfreut fest, dass mein europäisches Navi-Kartenmaterial anscheinend noch aus der Zeit stammt, als Slowenien noch nicht zu Europa gehörte. Die letzten 200km gen Istrien fahren wir nach Kompass. Ab Koper geht die Welt unter: es toben schwere Gewitter, die Sicht beträgt 50m, auf den Straßen könnte man auch Boot fahren. (mehr …)

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Wienerisch für Anfänger

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#256
1008
2008
So
21:56
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Wien ist groß, bunt schräg, alt und neu. Das eynzig störende ist, dass Wien voller Wiener ist. Die Sonne kann scheynen wie hell sie mag, sobald eyner hinter dir den Füllzustandes seynes Glases bemangelt, fühlt man sich eynfach verpflichtet, mitzuleyden. In all dem Spass ist das Leben unendlich träge, lang und leydig.

Ich feyer meynen Geburtstag in Wien. Tom und Christiane fahren dafür 400km. Sabine bringt ein paar Biologen. Auf der Dachterrasse der biologischen Fakultät versucht uns Wien seyne Stimmung aufzudrücken: Zum ersten Mal seyt Wochen regnet es, und zwar richtig und fast die ganze Nacht. Nebenan läuft eyne Hawaii-Party. Drinnen. Wir drücken uns an die Wand unter einem kleynen Dachvorsprung und verweygern dem Leyd den Gehorsam. (mehr …)

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Eine Bomben Hochzeit

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#255
0208
2008
Sa
23:50
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Ich verbringe die Tage pendelnd zwischen Arbeit und Freunden in Regensburg und München. Immernoch nicht das Gefühl, nach der langen Reise wieder irgendwo stillsitzen zu können. Vielleicht bleibt der Wechsel meine Heimat. Regensburg. Dj Shantel spielt mal wieder auf. Anfänger erkennt man daran, dass sie befürchten, sie könnten aufgrund des Regens nass werden. Ich steh 1,5 Stunden an, dann sind unsere reservierten Karten nicht da. Sprich: wir kommen nicht mehr rein. Eine Nacht in vielen Kneipen.

Olli heiratet. Da er Sinn für Humor hat, rutscht er einen Tag vorher auf seiner 10m-Höllentreppe aus und bricht sich die Nase. Sein Boxergesicht fordert jeden zweiten Gast zum Witz „Du hättest ihr früher sagen sollen, dass das mit der Heirat nix wird.“ heraus. Er trägts sehr gelassen. (mehr …)

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Stuttgart-Reinlichingen

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#254
2007
2008
So
22:33
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Kais Party ist schön, aber ich werde von Pfadfinderliedern immer sehr schnell müde. Nach dem dritten Bier falle ich in die dem Regen fast widerstehende Jurte. Im Morgengrauen zieht Nebel durch den Wald. Ich packe meine Sachen fahre ab. Tanja in Stuttgart war wohl etwas zu heftig weg, erreiche sie nicht.

Auf den Straßen Stuttgarts zeigt sich der wahre Schwäbische Ordnungswahn. Es gibt mehr Schilder als Autos. Einige hab ich noch nie gesehen (Umweltzone?). Auf jedes Schild kommen zwei Radarfallen. Keiner fährt auch nur einen km schneller als erlaubt. Die Straßen sind leer und sauber, die Parks groß und grün. Auf die Wiesen darf man sich nicht legen, es sei denn da steht ein Schild. Das hört sich dann so an, als müsste man sich hinlegen. (mehr …)

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Stilleben aus Nagold

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#253
1807
2008
Fr
17:25
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Ein Tourist im eigenen Land besucht den Schwarzwald: Nagold, Kleinstadt zwischen dunklen steilen Wäldern. Kein Parkplatz im Zentrum ist umsonst, somit der Wald drumherum was ganz anderes. Vor dem CDU-Ortsverband mit seinen 70er-Jahre Siff-Vorhängen weist ein Schild auf das Parkverbot hin. Ich stelle mein Auto ab. Nagold ist still, dunkel, leer an diesem Abend. Meine Stadttour dauert 15 Minuten.

Hobbingen: Die Häuser haben zwar kein Gras auf den Dächern, aber dafür viel Holz in den Wänden. Die Fenster sind klein. Die Bewohner verstecken sich dahinter. Die Straßen sind so sauber, dass die Dorfalkoholiker noch dreckiger wirken. Zwei Hilfs-Hip-Hopper im weißen Gangsta-Outfit watscheln mit Bierflaschen zum nächsten HotSpot. (mehr …)

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Konstanz

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#252
1607
2008
Mi
23:12
Tag
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Ich bin in Konstanz. Einen Import-Australierin in Spe kann Hilfe bei der Architektur-Abschlussarbeit brauchen. Ich hatte ihr in Melbourne angeboten, beim Modellbau zu helfen. Immer tun, was man sagt fällt gerade sehr schwer. Sie zeichnet die Pläne fertig, während ich das Modell ihrer Bibliothek baue. Jeden Tag 10-12 Stunden. Essen gehen. Nachts ein paar Stunden mein Beruf: Webdesign.

Mein Plan war irgendwas zwischen sechs und acht Stunden am Tag. Etwas weiter reisen und Deutschland neu kennenlernen. Aber selbst die 10 Stunden täglich sind bei weitem nicht genug. Sieben Tage vor Abgabe gibts noch nichts vom Modell, nicht mal Material und Werkzeug. Ich tu was ich kann, aber es kann nicht genug sein, und vor allem fühlt es sich an, als würde ich mich verschwenden. (mehr …)

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Wer darf die Atombombe haben?

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#251
1407
2008
Mo
9:52
Tag
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Über ganz Süddeutschland herrscht seit Tagen absolute Flaute. Noch nicht mal eine große Gewitterfront aus dem Westen brachte den erhofften frischen Wind. Meine Kites modern in ihren Taschen vor sich hin, mein Hirn tut das gleiche in meinem Schädel. Nichts bewegt sich. Es wird Zeit, wieder auf Reise zu gehen.

Deutschland hat sich geändert. Sido rapt jetzt mit Zensur-Piepsern und die RTL Reporter machen Schwarze-Balken-Reportagen am FKK-Strand. Volksmusikzombies leiten ihre Moderation mit trendigen Tandem-Fallschirmsprüngen ein und Hoteltester regen sich über „unzumutbare Zustände“ in Staubform auf. Alles richtig wichtig. (mehr …)

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Weg aus Wien

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#250
0707
2008
Mo
23:24
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Der letzte Tag in Wien. Brunchen gehen mit Sabine und Georg. Rauf auf die Baumgartner Höhe. Otto Wagner hat hier 1907 das Sanatorium Steinhof gebaut. Die Anlage ist so schön, dass man sich fast überlegen könnte, drogenabhängig zu werden – nur um in den Genuss eines Entzuges innerhalb der alten Mauern zu kommen. Eine alte Oma fragt nach dem Weg zu ihrem Zimmer.

Auf dem Kahlenberg herrscht Hochbetrieb. Ganz Wien will von oben über die Grinzinger Weinberge auf seine Stadt hinabblicken. Abends geht’s noch über den Prater. Das Schweizerhaus kocht gut auf, das Bier ist abgestanden wie versprochen und die Preise genauso gesalzen wie die Kruste der Schweinshaxe. Im Kettenkarussell wird mir schlecht. Kann nur noch mit Leinen. Riesenrad geht grad noch so. (mehr …)

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