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Freiheit den Nudisten!

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#309
2307
2009
Do
15:58
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Es wird mal wieder Zeit für eine verbale Breitseite. Meine heutige Zielgruppe: mach ein Nudist. Eigentlich habe ich gar nichts gegen Nudisten. Ich finde das Prinzip leben und leben lassen ganz großartig, die Freiheit ohnehin. Der Grund für die heutige Attacke ist die Tatsache, dass es unter den Nudisten erschreckend viele sehr bedeckte und verklemmte Antikörper gibt.

Die Antikörper zeichnen sich aus durch eine vom Thailändischen TÜV ausgestellte Prüfplakette für geistige Freiheit. Sie sind nackt aus Borniertheit. Sie verachten klassisches Nudisten-Gedankengut wie z.B. „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.“ Vielleicht sind die Antikörper ja gerade deswegen so engstirnig.

Ich wohne jetzt seit einer Woche im Nudistencamp. Die Einladung hierher hab ich mir nicht ausgesucht, aber gerne angenommen. Die Zeiten sind schwerer geworden für Nudisten. Links will das Restaurant keine Nackten mehr vor der Terasse dulden. Ihr Lebensraum schwindet. Es herrscht ein allgemein angespannter Belagerungszustand, der sich in manch skurilen Szenen entlädt.

Als erstes fällt mir da der Spruch des selbsternannten Nudisten-Blockwarts ein, der sich einem Freund gegenüber bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren wortwörtlich folgendermaßen über dessen Badehose mockierte: „Entschuldigen Sie, Ihre Textilbehaftetheit irritiert mich. Bitte legen Sie ab.“

Ja, das ist ein Nudistencamp. Ja man sollte hier nackig sein. Nein, man sollte das nicht einfordern. Wenn die Nackerten in München an der Isar rumliegen, dann renn ich schließlich auch nicht hin und motze dass mich der der Anblick des Dödels eines Nudisten stört. Es ist mir egal. Ihr dürft euch nackig machen wo ihr wollt. Und wenn ich mal am Nudistenstrand meine Badehose anbehalte bis ich wieder rauskomm zu Kiten fodere ich die gleiche Akzeptanz.

Was bedeutet Nudismus? Ist es Freiheit? Meine Mama ließ mich als Kind nackig spielen. Bin ich deswegen unfrei, weil ich meine Freiheit nicht durch Nacktheit ausdrücken muss? Nein! Ich akzeptiere die Tatsache, dass manche Menschen es als Freiheit empfinden, nackt über die Welt zu laufen. Und ich fordere Akzeptanz für meine Freedom-Shorts! Egal wo!

Regeln sind den Antikörpern sehr wichtig. Statt sich gegenseitig natürlichen ehrlichen Respekt entgegenzubringen stellen Sie massig Gesetze auf, die dann sowas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner der Wahrhaftigkeit bilden. Die Antikörper sind da nicht die ersten. Bei Bush hieß das anno 2001 Patriot Act. Okay, der war nicht nackig aber geistig ungefähr genauso beschränkt.

Wenn nun die werten nackten Freigeister sich in ihren Regeln verletzt fühlen, lassen Sie ihre Masken runter. Dann lernt man echt was über Respekt und Freiheit. Ins Camp darf man nur am An- und Abreisetag mit dem Auto zum Be- und Entladen fahren. Ich bin Einkaufen, kompletter Kofferraum voll und mitten im Urlaub langsam schleichend ins Camp zum Ausladen gefahren.

Hat natürlich gleich ein Freigeist gesehen. Genau inspiziert, was ich denn da auslade. Mich vehement auf mein Fehlverhalten hingewiesen. Lauthals belehrt er mich mit einer viertelstündigen Ode an seine eigene geistige Freiheit. „Mir ist das ja egal, aber…“. Ich mach meine Augen ganz fest zu, lasse das Gesülze über mich ergießen und fordere: Freiheit den Nudisten!

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