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Leros

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2021
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23:03
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In gerade mal 25 Minuten bringt uns der Dodecanisos Katamaran mit 60 km/h Spitze rüber auf Leros. Die Insel ist vollkommen anders als Kalymnos: ziemlich grün, abwechslungsreich und verwirrend. Mit seinen vielen Buchten hat es bisher noch keine Insel weltweit geschafft mich derart oft zu verwirren. Erst kurz vor der Abfahrt begreifen wir ab welchem Hafen wir weiterkommen.

Die Paradisso Studios am Strand von Vromolitos verdienen den Namen. Ein Garten Eden voller Obst zum stibietzen wird bewacht von recht bissigen Gänsen. Das Klauen stört sie nicht – Annäherungsversuche an sie selbst umso mehr. Wir mieten einen feinen 125er Symphony Roller mit massig Dampf und schwingen uns umgehend auf die mittelalterliche Burg auf einem der höchsten Berge über der alten Marina von Leros.

Statt wie im Asklepion auf Kos für wenig unter Mengen kräftig zu löhnen bläst dir hier der Meltemi gratis mit schönen 30 Knoten unglaubliche Aussichten ins Hirn. Direkt unter der Burg stehen ein paar alte Windmühlen. In einer bietet die noble Harris Bar feine Meze und hervorragende Weine zum Sonnenuntergang. Danach gehts auf kreative haute cuisine weiter ins Mylos – beides unbedingt nach Reservierung einen Besuch wert.

Mein Versuch bei der Küstenwache zu erfahren ob und wenn ja an welchen Stränden ich unter welchen Sicherheitsleistungen kitesurfen darf scheitert. Die Fragestellung scheint zu komplex für Unteroffiziere zu sein. Ich möge mich an den Kapellmeister wenden. Der ist gerade im Hafen mit einer anlandenden Fähre beschäftigt und alleine ob meiner Frage extrem genervt – jedoch gegebenenfalls geneigt sie in ein paar Stunden wieder in der Hafenmeisterei zu beantworten. Ich gebe auf.

Wir suchen entlegene Strände. Davon hat Leros so einige zu bieten. Eng wird es an sehr wenigen. In fast jeder Bucht gibt es kleine Tavernen die wirklich gutes griechisches Essen für moderate Preise bieten. Über fünf Kilometer grobe steile Schotterpiste fahren wir bis weit über den entlegenen Ormos Gournes Strand. Die kleine Bucht wäre perfekt Richtung Meltemi nach Nordwest ausgerichtet. Weiße Schaumkronen bedecken unendliches Blau. Doch der Blick auf die letzten steilen und felsigen drei Kilometer runter an den Strand machen mir Sorge. Steffi dürfte die 125er nicht fahren – und könnte es diesen Berg rauf auch garantiert nicht. Mit voller Kitebeladung plus Board unter dem Arm wäre auch die Abfahrt sicher ein echter Drahtseilakt. Wir suchen weiter.

Die Bucht von Gourna öffnet sich mit einem breiten Sandstrand seicht abfallend nach Westen. Nur wenige Badegäste verteilen sich auf zumeist im Norden der Bucht aufgestellte Liegen. Im Süden wird der Strand enger und direkt dahinter verläuft auch eine wenig befahrene Straße. Da man aber im Wasser wenigstens 50 m weit stehen kann sollte das kein Problem sein. Wie zumeist in den nördlichen Dodekanes vorherrschend bläst der Meltemi auch heute genau aus Norden über einen mit Windkraftanlagen bekrönten Hügel. Er kommt etwas schwach und bockig an. Diese Bucht ginge nur gut bei Westwind. Laut Einheimischen kommt die Polizei hier nur sehr selten her. Die sicher wieder drohenden 600 € Strafe schrecken mich trotzdem ab.

Eine gute Mischung aus einfach zu erreichen und perfekt ausgerichtet bietet ganz im Norden von Leros der Blefoutis Strand. Auf der östlichen Seite gibts zwar ein paar Felsen, aber auch genug Platz zwischen wenigen Badenden – im Westen vor dem Restaurant ist definitiv zuviel los. Der Wind sollte an unserem zweiten Tag etwas auf West drehen. Er dreht jedoch leider voll auf West. Die Bucht liegt wieder in der Abdeckung eines Hügels.

Leros ist wunderschön aber windtechnisch sehr komisch. Innerhalb einer Stunde hatten wir auf gegenüberliegenden Seiten mehrfach um bis zu 180° divergierende Windrichtungen. Solltet ihr hier kiten wollen fragt auf jeden fall vorher bei der Küstenwache nach. Das Office liegt nahe des Hafens der ab 1933 von den Italienischen Faschisten im Art Deco Stil erbauten Stadt Lakki. Viel Glück!

Zur Abreise vergisst uns das bestellte Taxi. Kein einziges weiteres ist verfügbar. Wir halten einen alten Griechen der keine Wort Englisch spricht in seiner Klapperkiste an. Für zehn Euro bringt er uns bis einen halben Kilometer vor den Hafen. Die Fähre läuft schon ein. Wir rennen. Die Klappe geht schon hoch. Im letzten Moment springe ich an Bord – nur um direkt darauf von der Hafenmeistern herunterkommandiert zu werden. Die Fähre läuft ohne uns aus. Zu spät.

Es dauert einige Minute bis ich begreife daß sie uns einen großen Gefallen tat. Wir haben nämlich nur die 20 Minuten vorher ablegende Fähre nach Süden Richtung Kos verpasst. Wenig später sind wir auf der richtigen Fähre nach Norden. Island Hopping ist manchmal etwas stressig. Einmal Fähre verpassen bedeutet immer einiges doppelt löhnen…

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