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Essaouira

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#368
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2011
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21:57
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Essaouira ist ein alter Portugiesischer Handelsstützpunkt. Wolken drücken die Schwüle nach unten, verstärkt durch die komplette Abwesenheit von Wind. Wer sagt, die wichtigste Ingredienz von 1001 Nacht seien Helden, ist ein Bulimiker. Das einzig wichtige sind Gestank und Himmelsdüfte. Am Morgen wache ich in einem fensterlosen 12m² Sechsbettzimmer auf. Bei der Rückkehr vom Bad erblasse ich vor Neid: So werde ich niemals alleine stinken können.

Die Dachterrasse im vierten Stock gibt den Blick frei auf hunderte Innenhofhäuser. Aussen und vor allem oben recht kaputt, aber innen weiss getüncht. Katzen liegen auf Müllhaufen. Die Medina ist ein unglaubliches Labyrinth. An 202 gezählten Ecken finde ich zwei rechte Winkel. Offener Gulli, tödlicher Gestank. Am nächsten Eck Nana-Minze, dann Fischmarkt und Gewürzberge.

Augen braucht man hier eigentlich nicht. Aber eine Schnitzeljagd mit Gerüchen wäre sicher lustig hier: Am Orangenduft links abbiegen, gerade aus bis zum fischigen Moder und dann am Curry links abbiegen. Die Bilder sind nicht so toll…den erwarteten Glanz einer großen Geschichte findet man bestenfalls unter nem dicken Haufen Dreck. Eine deutsche Backpacker-Berberin zieht mit mir durch die Stadt und versucht mich davon zu überzeugen, dass es sowas wie deutschen Humor gäbe.

Der Strand ist voller Fussballspieler und überteuerter Miet-Quads. Surfer-Leichen liegen gelangweilt vor dem Club Mistral in der Flaute. Die Windvorhersage für die gesamte nächste Woche ist mehr als mau. Ich überlege mir, in die Sahara zu fahren. Das dumme ist nur, dass selbst die 10 mal 20 km große Sahara-Exklave Marokkos satte 750km entfernt an der Grenze zu Algerien liegt. Dakhla sind 1200 km nach Süden. Warum muss man sich beim reisen nur immer so heftig viel vorwärtsbewegen?

Im Hostel sitzen schließlich auch alle recht still. Also zumindest geistig, nicht vom Lärmpegel her. Die Briten spielen Saufspiele, die Australier kiffen, der Barkeeper hat nen schwer latenten Hang zu Reggae Music und die Intellektuellen-Elite semmelt sich in atemberaubender Geschwindigeit Vor- und Nachteile aller möglicher besuchten Orte um die Ohren. Bob Marley haben sie an der Decke aufgehängt und die Hummeln brummen zu dämlichem Allerweltshiphop in meinem Hintern.

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