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Salam Marokko!

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2011
Mo
21:42
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Marokko hat sich seit meinem letzten Besuch vor 15 Jahren um einiges geändert. Es ist jetzt noch jünger. An manchen Orten und zu bestimmten Zeiten hört man Bollywood-Techno genauso laut wie das “Allah u akbar” von den Spitzen der Minarette. Welten verschmelzen. Das letzte Mal waren noch alle Frauen verschleiert. Jetzt nicht mehr, vor allem die jungen sind zum Teil schon fast aufgebretzelt wie Kölner Türkinnen Samstag Nacht.

Hammelkeulen hängen in der Sonne. Tausend Gewürzsäcke leuchten am Straßenrand. Hausfrauen handeln den besten Preis für Nana-Minze aus. Bettler sitzen vor dem Eingang der Moschee. Essaouira ist wie eine Zeitmaschine. Unglaublich alt, neu, stinkend und duftend, eng und weitläufig. Mittelalter-Marktplatz im hier und jetzt.

Ich sitz auf einen letzten Liter frisch gepressten Orangensaft in einem Straßencafe. Junge Pärchen ziehen vorbei, händchenhaltend und knutschend. Alte Bartträger schauen ihnen grimmig hinterher. Die jungen Marokkaner kämpfen um eine bessere Zukunft. Einige falsch. Manchen sieht man noch vor dem ersten Wort an, dass Sie nur dein Geld wollen. Bei anderen riecht man das Haschisch bevor man sie sieht. Viele sind sehr aggresiv. Einige wenige sind einfach nur hervorragende Gastgeber. Die bleiben im Gedächtnis.

Zwei Wochen Reisen in Marokko haben mich ruhig gemacht. Die Reisenden sind genauso bunt wie Essaouira. Da gibt es die, die immer nur ängstlich einem Führer hinterherrennen, von einer Tourifalle zur nächsten. Manche schauen mal kurz in eine Seitengasse, aber spurten sich dann auch höllisch, den Anschluss an die Sicherheit wiederzufinden. Dann gibt es die, die zwar alleine reisen, aber trotzdem zu viel Angst vor allem neuen haben. Genau das sind die beliebtesten Opfer von Händlern und Unglück. Zuletzt gibt es noch die wenigen, die man – von der Hautfarbe abgesehn – fast für Marokkaner halten könnte. Sie bewegen sich in der Masse wie ein Tropfen im Meer. Sie verschmelzen ruhig mit neuen Ländern. So will ich reisen.

Menschen in Hostels sind die besseren Reisenden. Ich weiss nicht warum. Sicher nicht, weil sie jünger sind. Vielleicht, weil sie weniger Geld haben, und deswegen mit offeneren Augen reisen? Das kann es auch nicht sein. Zwei Wochen im Hostel in Essaouira haben micht leicht 50% mehr gekostet als 2 Wochen 4-Sterne-Friedhof in Agadir. Aber das ist es wert. Die Worte waren besser, die Geschichten tiefer, die Feiern heftiger. Das einzige, worüber ich mich beschweren kann (oder auch nicht): Ich will den Rest meines Lebens keinen Bob Marley mehr hören. Nie wieder.

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Ein Kommentar

  • Steffie Miguel schreibt am Mittwoch, 12.3.2014 um 14:14 Uhr:

    Danke für die tollen Eindrücke -Toller Bericht, super Bilder!-.[SPAM – wie spamme ich richtig? Hilfe gerne auf Anfrage…] hat so einen Zauber, dass man irgendwie immer wieder hin muss..

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