Der Whanganui River ist der abgelegenste aller Neuseeländischen Nationalparks. Er hat noch nicht mal einen Namen, die Schildern sagen einfach nur „National Park“. Mitten drin liegt die DOC Campsite Whakohoro hinter 42km Schotterpiste bis zum nächsten Dorf. Dazwischen gibt es nur Schafe, Regenwald und „No mobile coverage“ Warnschilder.
Wir sind am Ende des schönsten Endes der Welt. Die Wiese ist reichlich garniert mit Schaf-, Pferde-, Gänse- und Hasenmist – und bietet damit deutlich mehr Vielfalt als Hobbiton. Barfuss reintreten ist unvermeidbar, aber auch nicht schlimm. Die Wettervorhersage stimmt heute endlich mal. Es regnet den ganzen Tag heftig, gefolgt von Sonnenschein im halbstunden-Takt. (mehr …)
Frohe Weihnachtskite!
12 Tage Flaute und einige deswegen nicht gekitete Traumspots können verdammt hart sein. Doch heute ist Weihnachten, und mein Wunsch geht in Erfüllung: Der Schwanz eines Zyklons schiebt ordentlich Wind an den Lake Taupo. Es bläst mit schön bockigen 15-30 Knoten aus Nordost. Der einzige kitebare Strand im weiten Umkreis liegt 5km südlich Taupo am Ostufer.
Der Strand ist voller Menschen. Wegen der Buchtform ist er aber die einzige auch für mich sichere Startzone. Hinter einer 200m langen Landzunge kommen nur noch 20km offener See mit unlandbaren und unbewohnten Küsten in Ost und West. Der 13er ist viel zu groß, der 9er teilweise etwas zu klein. Erst beim zweiten Start erwische ich eine gute Böe, die mich vom Strand wegbringt. (mehr …)
Weihnachten in Taupo
Mitten in der Hochsaison ist Neuseeland 2012 ziemlich leer. Hostels muss man praktisch nie vorbuchen, sie sind selten gut belegt. Dafür gönnen sie sich massig globetrottende Tagelöhner. Die Arbeit, die einst einen Reisesklaven zum rotieren brachte, teilen sich jetzt ganz gemütlich vier junge Reisende. Manche Hostels beherbergen mehr Helfer als zahlende Gäste. Auch die Städte sind wie ausgestorben, Restaurants und Kneipen verlassen.
Es gibt anscheinend nur noch zwei Arten von Reisenden. Der eine Typ gönnt sich nach der Schule erst mal einen unbefristeten Ausstieg vor dem Arbeitsbeginn, Dauer ab ein Jahr. Der andere Typ kommt spät Heilig Abend im Hostel an, ordnet dann 3h die einer Marsexpedition würdige Ausrüstung am Zimmer und besteigt nach 4h Schlaf am nächsten Morgen den Tongariro. (mehr …)
Rockin Rotorua
Rotorua ist das vulkanische Zentrum Neuseelands. Es liegt mitten in der Spalte, die sich von White Island im Norden bis hin zu Mount Taranaki im Osten der Nordinsel erstreckt. Wir spazieren durch eine Maori-Siedlung direkt am See. Heizung oder Herd braucht hier keiner. In den Vorgärten dampfen kleine Geysire.
Geysire, Schlammpools und heisse Schwefelquellen locken seit über 150 Jahren Reisende aus der ganzen Welt an. Auch heute schleudern Dampf und allgegenwärtiger Schwefelgeruch Rotorua neben Auckland und Queenstown direkt auf den dritten Platz der beliebtesten Reiseziele. Greepeace verleiht Ehrenmedaillien für’s Furzen, denn das verbessert den Geruch lokal begrenzt mehr oder weniger stark spürbar. (mehr …)
75$ Schafkacke
Mea Culpa. Ich bin immernoch Deutsch, und wir alle im Jahre sieben nach „Geiz ist geil“ dank Saturn endgültig die neuen Schotten Europas. Lederhosen und Laptop war mal, nach dem morgigen Weltuntergang gibt’s nur noch karierte Röcke und stromsparende Ipads. Ich darf also ein letztes Mal über den Wahnwitz neuseeländischer Preisgestaltung witzeln.
500$ für 4h Fähre? Fein! 13$ für ein Müsli? Mustergültig! 15$ für einen schriftlich neben der Straße feilgebotenen „bag horsepoo“? Düngt laut Uli gut, super! 45$ für alte Bücher ohne historischen Wert? Astrein! 50$ für Geisir-geiern? Geil! Doch was wir heute sehen, schiesst dem Fass endgültig den Boden gen Nirvana zwischen Größenwahnsinn und bedingungsloser Folgsamkeit aus. (mehr …)
Regen und Reggae in Raglan
Raglan ist die Surfer-Hauptstadt Neuseelands. Gerade mal zwei Stunden südlich von Auckland gelegen ist es doch eine ganz andere Welt. Unsere Unterkunft ist ein alter Eisenbahnwagen im Öko-Backpacker Camp von www.solscape.co.nz. An den Hängen des erloschenen Vulkans Mount Karioi gelegen überblickt es den Surf-Beach.
Irgendwann in den sechziger Jahren wurde hier der legendäre Surfer-Film „Endless Summer“ gedreht. Kennt allerdings keiner hier, und auch der lokale Ableger von United Video hat ihn nicht im Angebot. Erster Abend, Reggae-Party im einzigen Pub des Dorfes. Jeder hat blond gebleichte Locken, blaue Augen, Flip-Flops und Boardshorts. Selbst Schlümpfe gibt’s in mehr Varianten. (mehr …)
Verloren im Reich der Kauri-Riesen
Tane Mahuta stemmte Himmel und Erde auseinander und schuf somit Platz für alles Leben. Die Maoris verehren den vermutlich 2000 Jahre alten größten aller Kauri-Bäume, vor denen wir jetzt staunend im Waipoua Forest stehen, als den Erschaffer alles Lebens. Die Legenden der Maori sind Elementar-Epik: einleuchtend bis selbstverständlich, klar und phantasievoll. Unsere Märchen sind dagegen der reinste Groschenromane.
Ich liebe diese einfache Direktheit. Sie zeigt sich auch in vielen anderen Sachen in Neuseeland: Wir: Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Kiwi: Auckland International Airport. Wir: Hildegard-von-Bingen-Allee. Kiwi: Ocean View Road. Wir: Sind Sie versichert? Kiwi: No worries, I help ya. (mehr …)
Autowäsche, Northland & Surferparty
Ich bin oft offroad gefahren. Gerade in Neuseeland mit seinen ca. 40 % Schotterpisten-Anteil ist es oft unumgänglich. Auch auf Sand ist man laut Mietwagenvertrag nicht versichert. Kitelehrer Leslie meinte am Vortag noch, die Gezeiten würden ein Befahren des 90 Mile Beach zwischen 8 und 18 Uhr erlauben. Wir packen unser Camp ein und fahren um 10 Uhr los.
Die Flut steht recht hoch, der Strand ist nur noch 20 m breit. Dass diese 20 m auch schon komplett mit Wasser vollgesaugt sind, merke ich leider erst, als wir feststecken. Wir steigen aus und erkennen gleich an den 20 cm tief im sehr matschigen Sand eingesunkenen Reifen, dass da erst mal nicht an Weiterkommen zu denken ist. Heute gelernt: Trau niemals einem Kitelehrer mit den Gezeiten! (mehr …)
Reisekite @ 90 Mile Beach
Einer meiner großen Pläner für diese Reise war, den 90 Mile Beach im Norden Neuseelands zu kiten. Aber die Windvorhersage war seit Tagen und für unsere gesamte Reisezeit im Northland mehr als mau. In Kaitaia, dem letzten größeren Ort vor der Wildnis im Norden tanken wir Futter und Benzin. Dann geht es in Ahipara mit dem Auto auf den Strand.
Der 90 Mile Beaach ist in allen neuseeländischen Straßenkarten als offizieller Highway gekennzeichnet. Das letzte mal schafften wir 153km/h ohne Probleme. Dieses Mal kommt es nicht so weit. Nach zwei kleinen Flussdurchquerungen erspähe ich einen Kite am Beach. Sofort raus, Kitelehrer Leslie meint der Wind wäre bei Sonne hier immer stärker als angekündigt. Er hat recht. (mehr …)
Bay of islands
Auf der anderen Seite der Bay of Islands gegenüber Paihia liegt Russel. Einst war der Walfänger-Ort verschrien als das Höllenloch des Pazifik: Huren, Alkohol, Glücksspiel und Mord. Heute ist es genau das Gegenteil: alte viktorianische Holzvillen, auf’s beste renoviert, ruhig, sicher, sauber. Ein kleine Fähre bringt uns mit Fahrrädern über die Bay of Islands.
Zurück im Hostel wartet noch etwas Arbeit, die ich vor der Abreise nicht mehr schaffte. Sehr viele Hostels hier haben jetzt Zenbu Router. Man bekommt als Gast in der Regel nur 50MB am Tag frei, was das Arbeiten an Shops mit 5GB Daten etwas erschwert. Nach zwei Tagen Arbeit und Erholung sind wir bereit für das Northland.
Into the Wildezaun
Ein lieber Belgier schliesst sich uns für die Reise ins Northland an. Durch die Waiketere Ranges fahren wir nach Piha Beach und und Karekare. Passt leider beides nicht zu unserem Plan „Into The Wild“ campen. Überall Verbotsschilder und viele Touris. Wir beschliessen einen Seitenwechsel auf die Ostküste nördlich Auckland.
Auf dem Weg halten wir in Puhoi, berühmt für seinen Käse und die kleinste Bücherei der Welt. Den Ziegen-Käse zu 8€ für 100 Gramm sparen wir uns. Ein paar Enten watscheln über die Straße. Unmengen an Ferraris, Porsches und Hotrods bremsen, nur der eine richtig böse unter den zahlreichen Harley Davidson Bikern fährt weiter. In Neuseeland gibt’s jetzt mehr Nobelkarossen als am Genfer See. (mehr …)
Sprachlose Schönheit…
Eigentlich suchten wir in den letzten Ausläufern des dreitägigen Sturmes nur nach einem passenden Kitespot östlich von Auckland. Aber heute ist der Sommer mit aller Macht in Neuseeland ausgebrochen. Die Sonne knallt, der Wind flaut ab. Endorphine tanzen in meinem Kopf, einzig ausgelöst von der Schönheit dieses Ortes.
Vor mir liegt die wilde Tasman See. Möwen kreisen am Himmel, ein paar Angler stehen auf Felsen in der harten Brandung. Ein kühler Bach schlängelt sich über den in der Hitze flimmernden schwarzen Lavasand-Strand von Whatipu. Die Sonne blitzt in 1000 Kristallen. Hinter mir die Waikere Ranges mit ihren farnbewachsenen Urwald-Hängen. (mehr …)
Must Wash Hands! Everytime!
Die alte asiatische Dame des Hauses hat im gesamten Anwesen Schilder aufgehängt. Am Eingang wird darauf hingewiesen, dass Kurzzeitgäste nicht mehr erwünscht sind. In der Küche hängt ein Putzbefehl mit Verweigerungskommentaren darunter. Das Highlight ist jedoch ein Schild mit der reizenden chinenglischen Aufschrift „Must wash your hands! Everytime!“.
Es hängt einfach überall: am Ofen, im Wohnzimmer, in der Dusche und am Klo. Ich füge mich und wasche meine Hände. Komisch. Hier hängt kein Schild. In eine fast schon Psycho-artige Starre gelullt drehe mich um – und schreie laut auf. Fixdreck! Da hängt’s doch wieder. Das erst Schild, vor dem ich erschrocken bin. (mehr …)