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Wienerisch für Anfänger

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1008
2008
So
21:56
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Wien ist groß, bunt schräg, alt und neu. Das eynzig störende ist, dass Wien voller Wiener ist. Die Sonne kann scheynen wie hell sie mag, sobald eyner hinter dir den Füllzustandes seynes Glases bemangelt, fühlt man sich eynfach verpflichtet, mitzuleyden. In all dem Spass ist das Leben unendlich träge, lang und leydig.

Ich feyer meynen Geburtstag in Wien. Tom und Christiane fahren dafür 400km. Sabine bringt ein paar Biologen. Auf der Dachterrasse der biologischen Fakultät versucht uns Wien seyne Stimmung aufzudrücken: Zum ersten Mal seyt Wochen regnet es, und zwar richtig und fast die ganze Nacht. Nebenan läuft eyne Hawaii-Party. Drinnen. Wir drücken uns an die Wand unter einem kleynen Dachvorsprung und verweygern dem Leyd den Gehorsam.

Wir vernichten Futtermassen und trinken Bierseen. Aber um 4 Uhr morgens ist immernoch viel übrig. Was man von uns am nächsten Morgen definitiv überhaupt nicht behaupten kann. Wir quälen uns eynige Stunden durch Wien und lernen den lokalen Dialekt. Lektion eyns: Vokale. Ansage in Strassenbahn Je (dt.: Jott): Umsteygemöglichkeit zur Linie 80 A. Hier versagt die Tastatur: Das Wienerische „A“ gehörte sich mit eynem ä-Punkt geschrieben, es schwebt zwischen beiden Vokalen. Wichtig die korrekte Betonung: lang, schneydend, leydend.

Vokale sind Leyd. Wenn sie nicht wie Kaugummi in der Sonne langezogen werden sind sie falsch. Man hat nie zuwenig Zeyt für ein laaaaaaaaaangsames Woooooooort. Herkunftstheorie: Der Österreicher ist laut Umfragen glücklich, aber die Zukunft ist rabenschwarz. Durch das lange Ziehen der Vokale verlängert man psychologisch geschickt die Zeyt bis dahin.
Zentrum. Eine Melange. Kaffe (Betonung: F) ist dem Wiener total zuwieder. Bestenfalls gibts einen Kaffeeeee, wenn man eynen „normalen halt“ bestellt. Aber normalerweise kommt dann eine Melaaaaaaange. Leyd!

Abend. Grillen beim Georg. Verena (Schönborn-Mallebarn) spricht Kotlet so aus, dass es irgendwie an derben Gschmack im Mund hinterlässt. Betonung liegt auf dem O, und schwupps is scho mal gessn. Mit letzter Kraft schleppen wir uns gen Karlsplatz ins Schickaneder. An eynem ganzen Wochenende schaffen wir eyne eynzige Kneype. Leyd!

Am Sonntag nochmal ins Zentrum. Wenigstens eynes tut der Wiener gegen das Leyd: An jeder Strassenecke gibt es Abgabestellen für mistige Nokia-Handies (Abb. 4). Auch Sabine lernt heut mal was. Mag seyn, dass mancher Bayer legalerweyse als Piefke bezeichnet werden kann. Na und? Dafür haben unsere kleynen Burschen Wienerle zwischen den Haxen :-)

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