Der größte unabhängige deutsche Kitereisen-Blog - 296 Kitepots - 744 Reiseberichte.

Bohol ist anders!

Post
#414
1212
2011
Mo
14:42
Tag
1648
3.09 k views

Komplett anders als der ganze Rest der Philippinen. Fast alle Straßen sind hier geteert – auf obligatorischem Stahlbeton. In der Mitte sind komische weisse Striche. Hab vergessen, wie die heissen. Alles ist sauberer, die Häuser fertiggebaut. Die Drücker kann man viel einfacher loswerden. Wegen des nahen Mindanao gibt es hier vereinzelt Muslims. Und Bohol ist deutlich teurer.

Ich miete mir für 400 Pesos ein Bike und toure los. Der Rennauspuff ist laut, aber der Topspeed jenseits 130km/h rockt – und das kann man hier auch fahren, zumindest bis zum nächsten gelegentlichen Schlagloch. Die Tour führt von Panglao Island über die Brücke nach Bohol, mitten durch Chocolate Hills und einmal halb um die ganze Insel. Am Ende habe ich über 300 km am Tacho.

Kein Haus auf den Philippinen ist älter als 50 Jahre. Nur hier gibt es einige spanische Kolonialarchitektur, vor allem große alte Kirchen. Der große Kundschafter Magellan landete 1521 auf der Nebeninsel Mactan. Im Zwist ließ er sich von Häuptling Lapu-Lapu ein Schädelpiercing verpassen. Der hierfür eingesetzte Speer war etwas zu groß, sprich fatal für Magellan. Komischerweise beinhaltet das gleichnamige Philippinische Nationalgericht Lapu-Lapu trotzdem kein Hirn.

Die Philippinos leben nur für das heute. Das sagt jeder Expat und sogar die Philippinos selbst. Sehr deutlich wird das in Loboc City. Auch dort steht eine 500 Jahre alte Kirche. Genau in deren Richtung bauten die weitblickenden Philippinos eine Brücke über den Loboc River. Erst 20 Meter davor merkten sie, daß die Kirche im Weg steht. Dort endet heute die Brücke im Nichts.

Hinter Loboc folgt der Regenwald. Es geht steil in Serpentinen und teilweise wegen Absackungen sogar Steilkurven bergauf und bergab. Geile Strecke mit diesem Bike! Es wird kühler. Ich wandere durch den Wald und halte wenig später an einem Dschungel-Zoo. Affen, Adler, Wildschweine, Strauße, Schmetterlinge und Orchideen. Der Zwergenführer läßt mich eine Albino-Riesenpython befummeln. Man sieht noch die gestrige Mahlzeit in ihr: ein ganzes Hendl.

Die Chocolate Hills werden vom Philippinischen Tourismusministerium als DAS Hightlight vermarktet, das man auf keinen Fall verpassen darf. Über 1000 bis zu 50 Meter grasbewachsene Hügel, enstanden aus emporgehobenen und erodierten Korallen. Nach so viel Regen sind sie gerade eher After Eight – reichlich grün. Aber auch braun würden sie mich nicht vom Hocker reißen. Die 200 Japaner oben am Chocolate Hills komplex scheinen das anders zu beurteilen.

Ich war schnell. Habe noch Zeit. Fahre an Reisfeldern vorbei mitten druch Bohol weiter nach Norden. Karten will ich heute nicht sehen, ich fahr nach innerem Kompass. Mittags komme ich an der Nordküste in Ubay an. Rückweg. Die Sonne knallt. Trotz LSF50 und einem Monat Vorbräunung gibt es heute satten Sonnenbrand. Im Südosten gibt es einen einsamen Strand, Anda Beach. Fischer fischen, sonst keiner da. Mir fällt der Hintern ab.

Auf den letzten 100 km Küstenstraße kommt auf einmal Wind auf. Ich heize Vollgas zurück. Die Richtung ist ungewöhnlich: Rein Ost, das heisst am Alona Beach daheim müsste was gehen – zwischen ca. 200 Bangkas mit vielen Spitzen wohlgemerkt. Doch noch lange bevor ich ankomme, ist der Wind wieder weg.

Letzter Stop: Loboc Adventure Park. In 120 m Höhe führt eine Zipline 450 m weit über den Loboc River. Spannender Spaß für sechs Euro. Ich schau mir die mit „Stainless Steel“ betitelte Tragleine an. Korrekt. Ich sehe auf dem Rost wirklich keinen einzigen Flecken. Weniger spassig ist die Rückfahrt mit der Gondel – der stotternde Motor bringt mit seinen inkonsistenten Drehzahlen die Gondel ordentlich ins Schaukeln.

Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich wieder in Alona Beach. Um meine Brille hat sich der Ruß der Jeepneys auf dem Gesicht abgelagert. Meine Hände vibrieren. Und meinen Hintern hab ich in einem Schlagloch eine halbe Stunde zuvor verloren. Der Vermieter holt das Bike ab und schaut ungläubig auf den Tachostand. Ich grinse ihn an.

P1010743
P1010778
P1010678
P1010699
P1010767
P1010739
P1010777
P1010695
P1010687


Rate it!

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
Loading...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner