Kein www in Looc

Meine Kunden machen grad so einiges mit. Selbst auf den hinterletzten Inseln von Fiji war die Verbindung vor vier Jahren deutlich besser: es gab eine Verbindung. Für diese Reise habe ich mich gut vorbereitet. Die Philippinen seien mobilfunktechnisch eines der fortschrittlichsten Länder Asiens. Ich weiss, welcher Anbieter auf welcher Insel besser ist, hab Handy und SIM-Card.

Doch was nutzt das alles? Nichts, nichts, und nochmal nichts! Internet auf den Philippinen ist eine einzige Katastrophe. Jetzt bin ich in Looc, Hauptstadt der großen Insel Tablas. Kein Internetshop hat eine Verbindung. Das Handynetz schmeisst mich alle 30 Sekunden raus. Wäre nicht so schlimm. Aber schon die Google Startseite braucht über eine Minute zum laden.

Im Eingang des nächsten Internet-Cafes hängt ein Schild: “Students are not allowed to play during classes”. Es ist elf Uhr Vormittag. In der dunklen kleinen Kammer  zocken leicht 40 Grundschüler an Computern. Hoch im Kurs stehen Fantasy-Rollenspiele. Aber die ungeschlagene Nummer eins sind blutige Gewaltmetzler. Ein kleiner Schüler erledigt einen Gegner mit Kopfschuss. Offenbar hat er mich bemerkt, denn er ruft dazu mit einer Mogwai-artigen Stimme aus “Eat this, teacher!”. Dann schaut er zuckersüss über die Schulter lächelnd zu mir rüber. Nein, ich schütt dir jetzt kein Wasser auf den Kopf!

Nachmittags geht das www mal kurz für zwei Stunden, bevor wieder alles zusammenbricht. Ich arbeite soviel ab wie möglich, aber 3 kB/s ist nicht wirklich effektiv. Ich gehe raus. Bin schon wieder die einzige Langnase im ganzen Ort. Kleine Schulmädchen schauen mich an wie von einem anderen Stern. Basketballer beneiden mich um meine Größe und fordern mich heraus.

Am Morgen fahre ich mit der Bangka ab nach Caticlan. Da Looc der nächstgrößere Hafen im Norden Boracays ist, spürt man schon hier den Boracay-Aufschlag: die zweistündige Überfahrt kostet mehr als das doppelte wie vergleichbare Fahrten zu anderen Zielen. Zwischen Carabao und Boracay ist die See immer rauh, und heute ganz besonders. Die heftigsten Wellen sind über zwei Meter. Auf dem windwärtigen Ausleger stehen drei Seebären, die permanent die Abspannungen kontrollieren. Als eine reisst, werden sogar die nervös.

Die Bangka fährt an Boracay vorbei nach Caticlan. Ein dämlich grinsender Rothaut-Schwabbel auf einem Bananenboot winkt rüber. Ich winke mit dem Mittelfinger zurück. Beim Checkin für die Überfahrt zurück nach Boracay killt mich beinahe ein Chinesisches Kampfkommando im Einsatz um den besten Platz zum Durchleuchten des Gepäcks. Für die zehnminütige Fahrt fällt nochmal fast so viel an wie für die zwei Stunden von Tablas hierher. Auf der Straße liegt eine zermatschte Katze. Ich streife mir mein gestern gefertigtes Borawhy-Tshirt über.

Vor mir liegen wenigstens drei Tage mit 12-Stunden-Schichten Webdesign, gefolgt von einigen Tagen Flaute.