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Krach! Bumm! Peng! Argh!

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#743
0203
2023
Do
23:14
Tag
5746
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Ein kleiner Philippinen Reiseführer. Ich liebe das Reisen, und das muss ich auch. Denn wer das Reisen um seiner selbst willen nicht liebt, der hat auf den Philippinen echt ein Problem.

Gerade viele deutsche Besucher scheinen ihren Fragen in den Philippinen Foren nach zu urteilen keinerlei Vorstellung zu haben, wie Reisen hier aussieht. Unmögliche Zeitpläne treffen auf unerfüllbare Wünsche. Zeit fur etwas Realismus.

Unser letzter großer Trip der Reise geht über ca. 250 km Luftlinie von Tablas nach Cagbalete. Wir brauchen hierfür gut 24 Stunden, eine Fähre, eine Banka, zwei Busse, ein Trike, einen Minivan und eine Inselüberquerung zu Fuß. Nein, das ist kein kleiner Standard-Trip. Aber mit nur etwas hohen Wellen und Zeitdruck kann auch der Standard auf den Philippinen zum Marathon mutieren.

Los geht es in Odiongan mit dem Trike 15 Minuten zum Hafen. Da Tickets für die Montenegro Fähre nach Batangas nur am gleichen Tag verkauft werden muss man zwei Stunden vorher da sein. Ausverkauft ist die neunstündige Nachtfähre fast nie, allerdings mit jetzt knapp 30 € fast 50% teurer als vor Corona. Die Bunkbetten im klimatisierten Deck sind bequem. Wir ratzen schnell ein.

Um zwei Uhr nachts landen wir in Batangas. Das Aussteigen dauert eine halbe Stunde. Rüber zum Busbahnhof und ersten Bus rauf nach Cubao/Turbina suchen. Der erste Bus wacht nach zwei Stunden auf. In Cubao angekommen tanken wir Geld und suchen den JAC Liner Bus nach Mauban. Die Homepage sagte Abfahrt um 8:00. Wie so oft auf den Philippinen eine Fehlinformation. Er fährt erst um 12:00 Uhr, also zu spät für die letzte Banka nach Cagbalete.

Also Planänderung: zwei Stunden mit einem anderen rollenden Gefrierschrank nach Lucena, ein gutes Stück südlich von Mauban. Der Fernseher serviert blutigste Amerikanisch C-Klasse Metzelmovies. Krach! Bumm! Peng! Argh! Fließt mal kurzzeitig kein Blut aus der Unterkante wachen die Philippinos sofort irritiert auf und scannen ängstlich wie Erdhörnchen die Umgebung. Kleinkinder fangen an zu schreien. Alarm! Gefahr! Metzelmovies sind das einzige nebenwirkungsfreie Mittel gegen rasende Fahrer und technische Schwächen.

In Luzena bleiben nur Minivans um eine Stunde weiter nach Mauban zu kommen. Sie sind schnell, aber fahren immer erst ab wenn gestopft voll. In unserem Fall 15 Personen. Unsere zwei Kiteboards und vier Kites kosten nochmal für drei Sitzplätze – nach wie immer zähen Verhandlungen.

Am Hafen angekommen warten wir nochmal zwei Stunden auf die nächste Banka nach Cagbalete. Der Wind ballert mächtig über das recht erbärmliche Uferpanorama von Mauban mit seinem Friedhof am Hang. Das beladen mit ca. vier Tonnen Baumaterial und Proviant schaffen acht fleißige Arbeiter binnen einer Stunde von Hand.

Gute 20 Knoten Wind peitschen das Meer auf über eineinhalb Meter Seegang. Der Captain gibt immer nur kurz bergauf Gas. Dann krachen die massiven Ausleger ins nächste Tal. Schwer beladen mit Baustahl und Betonsteinen biegen sie sich ordentlich durch.

Kaum sage ich Sebastian, dass viele Philippinos bei sowas gerne mal ihr inneres nach außen kehren – fängt damit auch schon der kleine Junge direkt vor mir an. Für seine Größe hat er ein wirklich beeindruckendes Fassungsvermögen. Zum Glück unterbleibt dank guter Belüftung der hierauf gern folgende Dominoeffekt. Der Passagier neben dem Captain hat sicher nur was falsches gegessen…

Mit dem 60 Personen fassenden Boot kommen wir nach weiteren eineinhalb Stunden in Cagbalete an. Nach einem kurzen Marsch quer über die Insel sind wir am letzten Ziel der Reise: Flachwasser ohne Ende…

Ja, touristisch gut erschlossene Ziele sind in der Regel einfacher zu erreichen. Ich verstehe nur nicht, warum praktisch alle bei einer Auswahl von 7000 Inseln immer nur auf die gleichen fünf überlaufenen und schon jetzt zerstörten Inseln wollen.

Die Philippinen haben unendlich viel zu bieten. Je weiter vom Schuss du bist, desto lieber sind die Menschen. Finde deine eigenen Traumstrände! Nutze Bus und Fähre statt Inlandsflüge. Und bitte reise nicht für zwei Wochen um die halbe Welt.

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Ein Kommentar

  • urs schreibt am Freitag, 3.3.2023 um 14:14 Uhr:

    ….und bitte reise nicht für 2 wochen um die halbe welt!!!

    Der könnte glatt von mir sein. Top geschreiben. Danke dafür

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