Da uns der Taifun den weiteren Weg nach Coron versperrt fahren wir mit dem Minivan wieder dreineinhalb Stunden nach Süden. Kurz hinter Roxas steigen wir auf ein Trike um. Es bringt uns eine Stunde weit durch die Nebelschwaden-verhangenen Regenwald-Berge auf die Westseite Palawans in den kleinen Küstenort Port Barton. Irgendwann meint der Trikefahrer „Oh oh, the road is in bad condition.“. Ein Euphenismus par Excellence.
Die Straße ist am Ende eine einzige 15 cm tiefe Schlammpiste mit tiefen Furchen und großen Tümpeln. Unserer Fahrer rockt alle und bekommt einen dicken Tipp. Rein in die Unterkunft direkt am Strand und zu Fuss ein paar Minuten rüber ins „Zentrum“. Port Barton ist der erste Ort dieser Reise, der sich wirklich Philippinisch anfühlt. Bankas in der Bucht, nicht zuviel und nicht zu wenig Leute. Gute günstige Restaurants direkt unter den Palmen am gemütlichen Sandstrand bremsen uns gut runter.
Die Wettervorhersage für den nächsten Tag schaut in Port Barton viel besser aus als im Norden Palawans. Also gehts nochmal mit Kite und Board auf eine Banka zum Island Hoppen. Im Meer vor Port Barton gibt es massig kleine Robinson Inseln. Auf einigen leben nur Fischer, auf anderen werden bescheidene Resorts betrieben. Auf der zweiten Insel steht der Wind mit 20 bis 25 Knoten recht gut onshore aus Südwest an. Der Strand ist zwar recht voll und die hohen Palmen nur zehn Meter im Lee – aber nach einer Woche Reisen wirds mal Zeit zu Kiten.
Ich baue den 10er auf und suche einen Starthelfer. Der Platz ist zu klein und der Wind zu stark für unerfahrene. Ich suche die ganze kleine Insel ab. Keiner hat schon mal einen Kite gestartet. Etwas gefrustet packe ich wieder ein. Nur wenige Minuten später hackt urplötzlich ein übler letzter Ausläufer des Taifuns mit Starkregen und Böen um die 60 Knoten über die Insel. Alle Reisenden flüchten sich in den einzigen Unterstand. Die Palmen biegen sich zum Kokosnusshagel. Schwimmwesten und Teller fliegen im waagrechten Regen davon. Bankas werden losgerissen, die Captains zerren an den Seilen. Ich rette Schuhe und einen Rucksack auf unserer Banka vor der Insel.
Eine gute Stunde später ist der Spuk vorbei. Ich hoffe es war der letzte Ausläufer des Taifuns. Auch wenn es ganz lustig ist mal eine Woche binären Regen mitzubekommen (0 auf 100 in einer Sekunde) oder in permanenter Luftfeuchte zwischen 80 und 90% dampfgegart zu werden – langsam reichts einfach. Ich bin froh nicht rausgegangen zu sein und merke mir: auch in den letzten Ausläufern eines Taifuns kann anscheinend laminarer Wind schlagartig zum Sturm werden. Der Rest der Tour verläuft problemlos.
Jegliches Internet fällt mal wieder aus bis wir am nächsten Morgen mit dem nächten Minivan und Trike uns auf den Weg zum Hafen von Puerto Princesa machen. Es gibt eine dritte Gesellschafft die mogen eine kleine Fähre nach Cuyo anbietet – wenn denn die Philippinische Hafenbehörde die derzeit noch nach dem Taifun erhobene Komplettsperre für jeglichen Schiffsverkehr wieder aufhebt.
Hinter dem gerade heute stattfindenden nationalem Philippinischen Hip Hop Tanzwettbewerb im Zentrum treffen wir den guten Adam nochmals zufällig. Er berichtet von vernichtenden Taifun-Schäden in El Nido. Der Strom fiel mehrere Tage aus. Ein gutes Abendessen im gelobten Ka Lui erfahren wir am nächsten Morgen dass die viertätgige komplette Schiffahrtssperre wegen Taifun endlich wieder aufgehoben wurden. Wir kaufen ein günstiges Ticket für die 16-stündige Überfahrt auf der „MV Blessed Journey“ rüber nach Cuyo. Mögen sie ihrem Namen alle Ehre machen…