Auf gerade mal einer Woche guten Wind folgt umgehend die nächste Woche Permaflaute. Notgeilen Kitern fallen die Flügel bei acht Knoten aus dem Himmel. Ein böser Mageninfekt versucht mir einige Tage jedes Essen zum falschen Ende rauszudrücken. Bei Höchststand der Flut laufe ich über einen Knacksfolien-Teppich aus tausenden Quallen ins acht Kilometer nördlich gelegene Dongwe. Ärmste Dörfer und Müllhalden am Strand wechseln sich ab mit leerstehenden Luxusresorts.
Paje ist auf einmal komplett verlassen. Sprünge jetzt noch Jack Nicholson irre grinsend mit einer Axt hinter einer Palme hervor, würde ich ihm einfach meinen Bauch hinhalten: „Da, kannst haben, is eh scho kaputt.“ Der Friedhof von Paje ist gleichzeitig die Müllhalde, und ganz Paje ein Friedhof. (mehr …)
Kiten mit Quallen
Alle Locals und Langzeit-Kiter sagen, dass der Wind auf Sansibar seit Dezember 2015 aussergewöhnlich schlecht war. Am Ende meiner zweiten Woche mit bisher gerade mal drei guten Tagen kommt er endlich an. Sechs Tage bläst der Wind jeden Tag einige Stunden mit 14 bis 22 Knoten. Wir haben viel Spass im Flachwasser am Strand und in den bis zu zwei Meter hohen Wellen am äußeren Riff.
Die z.B. auf Kitereisen veröffentlichte Windstatistik machen falsche Hoffnung. Für Januar gibt sie fast 100% Gleitwind. Selbigen definiert sie mit 4 Beaufort = 11 bis 15 Knoten. 11 Knoten werden auch tatsächlich fast jeden Tag erreicht, für ein paar Stunden, und oft nur in Spitzen. Selten wird der Grundwind deutlich stärker. Seit Mitte Dezember 2015 gab es wenige Tage mit wenigstens 15 Knoten Grundwind. (mehr …)
Touring Sansibar
Am dritten Tag brauch ich den Roller endlich mal nicht nur, um mehr Geld abzuheben. Ich fahre in den Norden der Insel. Sansibar ist hier richtig tropisch grün. Mir fällt auf, wie sehr mich die eintönig flache Waldlosigkeit in Paje bedrückte. Der Weg führt durch Zuckerrohrfelder und Gewürzplantagen im dampfenden Dschungel. Eine Gewürzfarm-Führung mit Verkostung von frischem Ingwer, Zimt, Muskat, Pfeffer, Nelken, Maracuja, Sternfrucht und Vanille heitert mich weiter auf.
Die Sansibaris im Norden wirken glücklicher als die im trockenen Armenhaus Südsansibars. Schlumpfige Schulkinder in blauweissen Uniformen wandern über die Straßen ärmlichster Dörfer. In einem knalle ich mit 80 km/h auf einen leicht zu übersehenden hohen Bremshügel. Den Abflug kann ich vermeiden. Einen weiteren Platten fünf Kilometer weiter im tiefsten Urwald nicht. (mehr …)
…einfach mal Geld abheben
Sansibar ist fast wie eine Weltreise vor 100 Jahren. Ich lasse das Meeresrauschen vor meiner Strandhütte den Tinitus verprügeln und ergebe mich den Gegebenheiten. Davon gibt es sehr wenig, in jeder Beziehung. Seit drei Tagen bin ich komplett offline, der Wind genauso. Die Zeit will genutzt werden. Ich miete einen Roller.
Die Ausgabe nebst dank Bestechung blanko vorbereiteter lokaler Fahrerlaubnis vollstreckt sich in der Geschwindigkeit eines von der Nasenspitze fallenden Schweröl-Schweißtropfens. Nach zweieinhalb Stunden breche ich auf. Der Arsch der Welt befindet sich gerade mal 15 km hinter Paje. Tiefstes zentralafrikanisches Hinterbuschland. (mehr …)
Der Sansibar Blues
Ich sitz morgens im Schatten und blas nach oben Richtung Brille. Das ist das einzige, was gegen permanentes Beschlagen nach einem heftigen Gewittersturm in der Nacht zuvor hilft. 34°, 95% Luftfeuchte, Windstille. Positiv: Die Sansibarischen Moskitos sind alle Nichtschwimmer, und schwimmen ist das einzige was in dieser Luft geht.
Das Dach meiner Palmblatthütte in der Demani Lodge hat ein Leck. Zum Glück genau über meinem Kopf. Spart die Morgendusche, und selbige ist nicht immer verfügbar. Nach einer halben Stunde bin ich zwar sauber – weiterschlafen geht so aber leider auch nicht. Das Bett zerfällt beim Wegschieben. Der Zusammenbau in der Dunkelheit des Stromausfalls gestaltet sich dermassen anstrengend, daß ich erst nach insgesamt 14h wieder aufwache. (mehr …)