Kandy

Nur 3h Minivanab Kalpitiya, 1h Tuktuk-Roadkill durch die Rushhour von Colombo, 4h warten am Bahnhof, zweimal vom Schalldruck des Horns abfahrender Züge vom Kitebag geblasen werden und 3h Panoramazug ins Gebirge entfernt liegt Kandy, die alte Königsstadt Sri Lankas in den Ausläufern der Berge auf 500 m Höhe.

Kandy ist eine ganz andere Welt, und zwar eine, die mich sofort verzaubert, eine bunte Mischung aus Shangri-La und kleiner Großstadt, chaotisch, laut und leise. Der allabendliche Stau wird durchsetzt durch Trommeln und Mantras aus den zahlreichen Klöstern. Es gibt einen Burger King, und daneben ist gleich das Hotel Muslim, in dem ich mir erst mal zwei Wochen Britenfrass mit Roti, Naan, Curry, frischen Fruchtsäften und kandierten Früchten sauber austreibe.

Die Briten hatten einige Zeit immer wieder mit den aufsässigen Bergbewohnern zu kämpfen, sogar ein Robin Hood machte ihnen das Leben schwer. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unterwarfen sie auch diesen Teil Sri Lankas endgültig – mit Diplomatie. Der britische Chefverhandler wurde danach zum vegetarisch Eremiten. Die Srilanker gehen hier auch heute noch deutlich aufrechter und selbst die Tuktukfahrer sind meist ehrenwerte Menschen.

Früher wurden Gefangene in Kandy nicht eingesperrt. Vor dem Bau der Eisenbahn gab es nur zwei Wege nach draussen, und die waren schwer bewacht. Es geht die Sage, dass es in all den Jahrhunderten einzig dem britischen Urgrossvater von Mr. Survival Bear Grylls gelang, bis ins britisch besetzte Jaffa zu fliehen.

Auch ohne Gefangenschaft war das Leben der Kolonisten von schwerer Arbeit, Entbehrungen und einer rigorosen Sexualmoral geprägt. Beim Studium der Grabinschriften auf dem Garrison Cemetery möchte man meinen, dass gerade letztere zu schwer auf manches Schultern lastete: “William Watson Mackwood, gestorben 1867, als er sich beim Versuche, mit einem Stecken vom Pferde zu steigen selbst pfählte”. Nicht lustig. Schwul für Anfänger.