Meine letzten Tage in Sri Lanka verbringe ich nochmal im quirligen Kandy. Der Zahntempel beherbergt einen Zahn Buddhas und ist das grösste Heiligtum der Srilankischen Buddhisten. Jeden Tag strömen tausende Menschen in alkoholfreier Oktoberfeststimmung auf die große Tempelanlage direkt am Kandy See.
Davor preisen Dutzende Händler laut Blumen als Opfergaben an. Ihre Marktschreie klingen wie ein spastisches durch die Rushhour stotterndes Tuktuk auf Speed. Ich laufe fast jeden Tag an ihnen vorbei – und scheiter jedesmal beim Versuch, nicht zu grinsen. (mehr …)
Nuwara Eliya & das Ende der Welt
Von Kandy aus schliesse ich mich zwei lustigen Schweizer Kiterinnen für einen Trip ins Srilankische Teezentrum am. Mit dem Zug fahren wir früh morgens ins Luftline gerade mal 40 km entfernte Nuwara Eliya. Die Fahrt dauert fünf Stunden und verläuft über ca. 125 km stets ansteigend durch unendliche Teeplantagen und Dschungel. Die offenen Türen sind mein Panoramaplatz.
Nuwara Eliya ist mit 2000 m ü.d.M. die höchstgelegendste Stadt Sri Lankas. Sie wurde im 19. Jahrhundert von den hitzegeplagten britischen Kolonialherren gegründet, wovon auch heute noch zahlreiche Gebäude zeugen. Unsere Unterkunft ist eine verzauberte kleine Herberge im Stil von Peter Pan: Bambushof und Bach garniert mit Baumstammmöbeln, umgeben von kleinen zweigeschossigen Hütten. King Fern Cottages. Fein. (mehr …)
Kandy
Nur 3h Minivanab Kalpitiya, 1h Tuktuk-Roadkill durch die Rushhour von Colombo, 4h warten am Bahnhof, zweimal vom Schalldruck des Horns abfahrender Züge vom Kitebag geblasen werden und 3h Panoramazug ins Gebirge entfernt liegt Kandy, die alte Königsstadt Sri Lankas in den Ausläufern der Berge auf 500 m Höhe.
Kandy ist eine ganz andere Welt, und zwar eine, die mich sofort verzaubert, eine bunte Mischung aus Shangri-La und kleiner Großstadt, chaotisch, laut und leise. Der allabendliche Stau wird durchsetzt durch Trommeln und Mantras aus den zahlreichen Klöstern. Es gibt einen Burger King, und daneben ist gleich das Hotel Muslim, in dem ich mir erst mal zwei Wochen Britenfrass mit Roti, Naan, Curry, frischen Fruchtsäften und kandierten Früchten sauber austreibe. (mehr …)
Von Mad Max & Megadownwindern
Meine drei Wochen in Kalpitiya gehen zuende. Es war eine komische Zeit. Viel ist geschehen, aber wenig passiert. Der Wind bockte zum Ende der Saison immer heftiger, völlig überballert bis absaufen im Sekundentakt war der Standard. Das Anlanden war oft schwer, viele Kites gingen innige Beziehungen mit den Bäumen im SriLankaKite ein.
Am vorletzten Tag fahren wir mit drei Booten 25 km weit in die obere Lagune von Puttalam zu Magic Island. Ich mache den ganzen Trip mit den Häuptlingen als Downwinder. Die ersten sechs Kilometer sind dank der hier engen Lagune gemütliches Flachwasser. Ab und zu säuft der Kite ab, auch Frontline-ziehen hilft nicht mehr. Auf dem Seegras im 10cm tiefen Wasser sitzen Flöhe, und die beissen wie Quallen. (mehr …)
Jedem Orden seine Tracht!
Seit nunmehr geraumer Zeit weile ich in den Gefilden meines neuen Ordens Srilankakite. Unsere farbenfrohe Ordenstracht nimmt Bezug auf diffizilen lokalen Windverhältnisse. Meine Mönchsbrüder ziert die Aufschrift „Gusty ain’t for pussy“, meine Nonnen-Schwester tragen stolz den Sinnspruch „Size does matter“ auf der Brust. Beides ruft uns täglich ins Gedächtnis, wie sehr die Natur hier unser Herr ist.
Unser Tagesablauf ist geprägt von der stets gleichen meditativen Abfolge unserer klösterlichen Aufgaben: essen, kiten, arbeiten, essen, kiten, essen, trinken, schlafen. Unsere Pflichten verrichten mit höchstem Eifer, manch einer behauptet gar beim Punkte „trinken“ fielen einige Mönchsbruder dem religiösem Wahn anheim. Sich zu lauter Musik um die Trinkstätte gesellend kündigt ihr Ruf „Arrack-Attack!“ von der nächsten Runde. (mehr …)
Safariangst
Vor irgendwas hat jeder Angst: Zahnarzt, öffentliche Toiletten, Spinnen, das unendliche Vakuum in Nazihirnen oder Krautsalat-Flatulenz im vollen Aufzug in den 43. Stock. Ich hab Angst vor drei Sachen: Kreuzfahrten, Dauercampern und Safaris. Kreuzfahrten und Dauercamper konnte ich zum Glück vor zwei Jahren auf einer Philippinischen Fähre auf einen Streich abhaken. Bleiben noch Safaris.
Das, wovor ich bei Safaris Angst habe, sind die Menschen. Ja, ich habe Tommy Jaud gelesen. Aber darüber hinaus bleibt noch unendlich viel Platz für Socken in Sandalen, Safarihüte und Fannypacks als Bierbauchhalter. Elitäres Sektfrühstück im klimatisierten Safarizelt zum Sonnenuntergang. Die Unverbundenheit mit der Natur in einer Schneekugel. Und die brennende Frage: „Karl-Heinz, warum hat dir deine Mama nie ein Meerschweinchen gekauft?“. (mehr …)
Kitesurfing Sri Lanka: Kalpitiya
Der Weg vom Flughafen führt 120 km nach Norden auf die Halbinsel Kalpitiya. Der Name ist schwer zu merken, aber reine Lautmalerei. Genau das schreist du auf dem Wasser, mit einem langen „jaaa“ am Ende. Die Lagune ist ca. 400 mal mal 2000 m gross. Der Wind bläst jetzt schon drei Tage nonstop mit 25+ Knoten.
Nachdem die Tamilischen Tiger hier ihren Bürgerkrieg 2009 aufgaben, setzte die Entwicklung ein – sehr langsam. Die Häuser der hier vor allem ansässigen Muslime sind mehr als bescheiden. Es gibt ein paar wenige Unterkünfte. Selbst die stechen nicht protzig heraus. Am Abend versammelt sich das Dorf um die Fischer am Strand. Die Raben schreien aus den Bäumen, danach die Muezzine in schrägem Stereo von zwei Minaretten. Sonst ist alles ruhig. (mehr …)