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And I’m free – free falling

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#122
0711
2007
Mi
19:35
Tag
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Die Erde schaut von oben ganz anders aus. Ich schau aus dem Flugzeugfenster, während eine Japanerin krampfhaft versucht durch wilde Fingergesten die DVD von ihrem Skydive zu einem wirklich bleibenden Erlebnis zu machen. Mein Puls ist unerwartet ruhig. Hatte zuvor eine Flasche Jägermeister geteilt mit Kevin, einem netten Kanadier, den ich im Fiji Beach House kennengelernt hatte.

Die Gruppe hat ihre erste Belastungsprobe. Wir gehen am Morgen einkaufen. Ja, das Essen ist selbst in den billigsten Supermärkten mindestens doppelt so teuer wie in Europa oder Kanada. Aber als wir anfangen, getrennt einzukaufen geht bei mir ein Licht aus. Egal was teuer oder billig ist: wer kein Geld für den grundlegendsten Genuss der Welt hat, wird verhungern, wie auch immer.

Somit wende ich mich am Nachmittag und im Sonnenschein Kevin zu. Als meine Genossen mich fragen, ob ich für 170€ mit zum Skydiven gehe, mosere ich nur: “No, wasted all my money on food”. Kaum sind sie weg, entscheide ich, dass ich alles Recht der Welt habe, meine Meinung über Idiotien so oft zu ändern, wie ich will.

Die Limousine bringt mich zum Flughafen. Dort gibt’s eine kurze Einweisung. Danach klampfe ich etwas Tom Petty am Rande des Flugfeldes und warte darauf, dass sich mein Puls beschleunigt. Passiert aber nicht. Auch im Flugzeug atmet mein Träger hinter mir deutlich schneller als ich. Dann geht die Tür auf. And I’m free – free falling.

30 Sekunden freier Fall. Ein Rush sagen viele, die meisten wollen danach Champagner trinken. Im Hangar hängen etliche Emails, die von besten Tagen des Lebens berichten. Ich versteh das alles nicht. Ja, ich falle. Ja, der Wind bläst heftig ins Gesicht. Ja, die Erde kommt rasant näher. Und? Irgendwie kommt’s mir so vor, als gäb’s viel aufregendere Sachen im Leben. Ich werde sie suchen.

Am Abend koche ich ein richtig gutes Dinner für die wieder auf den Boden gekommenen Genossen. Es ist so schräg, 170€ für Freefall auszugeben und gleichzeitig an 5€ für ein gutes Abendessen zu sparen. Ich zahl für alle, und teile mich mit. Was durch die nicht zum Druckausgleich befähigten Ohren dringt bleibt mir verborgen.

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