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Tarifa

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2018
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Eigentlich sollte man meinen, daß dank der Erderwärmung unter Trumps Hintern – verbunden mit mehr Wetterextremen – auch der Wind global zunehmen sollte. Vielleicht tut er das ja auch. Aber eben nicht dort, wo man ihn erwartet. Die bisherige Reise über mehr als 5.000 km in Schweiz, Frankreich, Nordspanien und Portugal bot sehr wenig Wind. Ich hatte gerade mal vier kitebare Tage – und ich spreche von nur einem wirklich guten Tag.

Nachdem selbst an meinem allerersten Kitespot Lagos, wo ich vor 19 Jahren beim ersten Ritt auf einem 2,20 m Waveboard dank einem Jahr vorangegangenen Trockenübungen gleich einen netten Kilometer downwind hinlegte absolut kein Wind aufkam – fuhr ich direkt weiter nach Mekkarifa. Doch selbst in Tarifa gabs mit seinen 300 Windtagen im Jahr zu Beginn erst mal vier Tage Flaute.

Danach kam der Levante mächtig. Am ersten Tag blies er sideoff über den Los Lances mit bockigen 10 bis 25 Knoten. Am Nachmittag drehte er auf voll offshore. Endlich gibt es Rettungsboote am Lances. Aber die vielen Geretteten machen sich so einige Gedanken über die mafiösen Strukturen der Rettungsindustrie in Tarifa. Ohne Vorkasse kostet eine Rettung wenigstens 100 Euro – ein weltweiter Spitzenwert.

Am zweiten Tag hackt der Levante dunkelorange leicht sideoff über den Valdevaqueros und Spinout. Die Löcher liegen bei 15 Knoten, die heftigsten Böen bei netten 45, im raschen Wechsel. Ich hab zum zweiten mal auf dieser Reise nach Guincho wirklich eineinhalb Stunden lang fast nur Angst. Die Landung rechtfertigt diese. 30 Sekunden lang sieht mich keiner, und schon stalled der sonst ultra stabile Core XR 7er mitten in die Powezone. Ich löse sofort aus, aber werde trotzdem noch ein paar Meter mitgerissen. Von den gerade mal zehn Kiter die heute draußen waren kommen alle mit weissen Gesichtern unter knallroter Haut an Land.

Am Nachmittag will ich den heftigsten Winden ausweichen, so wie auch die meisten Kiteschulen. Ich fahre an den Luftlinie gerade mal 15 km im Luv gelegenen Strand von Getares nahe Algeciras – und in die absolute Flaute. Zurück nach Tarifa. Ab der letzten Kuppe davor brezelt der Wind wieder mit Mitte 25 Knoten. Tarifa kann man nicht verstehen. Man muss es leben und lieben.

Also mache ich das. Die Restaurants sind hervorragend und bieten alles was das Herz begehrt, vom 1200gr Steak bis Veganem Knuspertopf. Flaute am Tag bedeutet in Tarifa immer Sturm in der Nacht. Guter Wein, massig Bars und ein paar Discos lassen den Morgen immer viel zu früh grauen.

Am letzten Tag verabschiedet sich der Levante mit gemütlichen und erstmals laminaren 18 Knoten. Über 250 Kiter malen ein Zehn Kilometer langes Abschiedsbild…

Home is where the wind is…

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