Ich lasse zum zweiten mal nach dem Machu Picchu Inca Jungle Trail fast all mein Gepäck zurück. Fünf Kilogramm statt 40 fühlen sich nach deutlich mehr als minus 35 an. Gut 25 kg Kitematerial habe ich für bisher gerade mal 12 Tage am Wasser über mehr als 12.000 km hinter mir hergezogen. Deutlich zuviel. Die Reise mag ohne Kiten vor kalbenden Gletschern enden. Aber nicht mit nur 12 Tagen am Wasser!
Ganz im Süden Chiloés liegt die Kleinstadt Quellon. Von hier aus läuft eine Fähre mehrere Häfen auf abgelegenen Inseln und das Festland im südlichen Patagonien an. Die Naviera Austral wurde erst letztes Jahr für Touristen geöffnet und ist mit 30 € für 24 Stunden die einzige günstige Fähre der Region. Die großen Touristenfähren nehmen leicht das Dreifache. (mehr …)
Puerto Montt & Chiloé
Puerto Montt ist die letzte große Stadt auf den nächsten 1.000 km in den wilden Süden Patagoniens. Der Wind dreht auf die ungewöhnliche Richtung Nord, und damit voll offshore nach Feuerland. An Kiten ist bei zehn Grad in permanenten Regen nicht zu denken. Ich genieße die letzten Funken Zivilisation mit Star Wars auf Spanisch im Kino. Die Chilenen irritiert mein herzliches Lachen zu Yodas „Los libros, ¿leido has?“.
Mein großer Traum von 2.600 km Schotterpiste Carretera Austral runter bis ans Ende der Welt in Villa Ol’Higgins platzt. Weder die lieben Chilenen in einer großen Facebook Backpacker-Gruppe noch das Aushängen von Gesuchen in zahlreichen Hostels und Tourist Infos bringt etwas. Ich finde keinen zweiten Fahrer und muss wegen gestohlenem Führerschein den Mietwagen abbestellen. (mehr …)
Puerto Varas
Das fünf Stunden südlich von Pucon gelegene Puerto Varas am Llanquihue See ist eine der letzten großen Städte vor den unendlichen Weiten Südpatagoniens. Im Margouya Patagonia Hostel, einem gut hundert Jahre alten herrschaftlichen Haus verbringe ich einige Tage über Silvester. Die Französischen Besitzer haben das Anwesen in einen wahren Backpacker Himmel verwandelt: Kaminfeuer, freistehende Badewannen und eine am Ferseher hängende Festplatte mit massig guten Filmen sind eine willkommene Abwechslung zum schnellen Reisen.
Puerto Montt macht leider den gleichen Fehler wie Pucon: es versaut seinen von alten Holzhäusern geprägten Charme durch maßstabslose Betonbunker. Die größten stehen direkt im Luv vor dem einzigen kitebaren Strand der näheren Umgebung. Die Hügel bremsen den hier typischen kalten Südwind aus den Fjorden Patagoniens. Die Bunker töten ihn endgültig. Keine Chance, hier zu kiten. (mehr …)
Pucon
Die knapp 1.000 km lange Reise von Pichilemu zurück über Santiago und runter nach Pucon an die Grenze von Patagonien stockt etwas. Turbus verschmeisst mein am Vortag gekauftes Onlineticket. Zwei Stunden laufen und in der Zentrale beschweren bringt nichts. Ich muss ein neues Ticket kaufen und nach neun Stunden den letzten Nachtbus nehmen. Zumindest hat so ein Freund aus Pichilemu genug Zeit, meine vergessenen Neoboots nach Santiago zu bringen. Danke!
Die Nacht frisst Kilometer. Am Morgen wache ich in einer anderen Welt auf. Alles ist grün, jeder Baum im Nebelwald wenigstens 100 Jahre alt und die Schafe schauen ob saftigem Gras so fett aus, als würden sie jede Sekunde platzen. (mehr …)
Happy Hippie Surf @ Pichilemu
Pichilemu ist ein kreativer Surfer Hotspot drei Stunden südlich von Santiago. Die Wachstumsphasen der einzigartigen Holzhäuser erkennt man an ihren Jahresringen. Das wunderbare Sirena Insolente Hostel ist voller guter Menschen, jeden Abend gibt es ein Lagerfeuer unter Sternenhimmel, und Weinachten schreibt man hier sowas von ohne h.
Ich schreibe gegen das verlieren. Madrid grinste erst mich an, aber wurde im Laufe des Abends doch von Lukes Macht überzeugt. Es ist gut wie es ist, aber ich weiss auch, dass ich vieles durch meine hohe Reisegeschwindigkeit verliere. Zur Abreise pfeife ich „City of New Orleans“. Das Hostel schläft noch. (mehr …)
km 9.961: Santiago de Chile
Der Diebstahl ereignete sich am perfekten Ort. Die Deutsche Botschaft in Santiago de Chile ist nur gut zwei Busstunden entfernt. Sie erklärt sich bereit, meine Führerscheinkopie abzustempeln. Nach Weihnachten. Die Polizei gibt mir drei unterhaltsame Spanisch-Lehrstunden, dann habe ich meine zehn Zeilen Diebstahlreport.
- Das Landay Hostel im B’n’B Stil liegt zentral und ruhig im hochherrschaftlichen Haus der alten Chilenischen Dichterin Iris. Super liebes Personal und viel guter Wein runden jeden Abend in den ehrwürdigen Gemäuern ab. Dicke Empfehlung! (mehr …)
Los Vilos & Valparaiso
Der mittlerweile auch komplett online verfügbare geniale World Kite And Windsurfing Guide ruft das gemütlich kleine Los Vilos als den windigsten pazifischen Kitespot Chiles aus. Vor dem langen flachen Sandstrand brechen zwei Meter Wellen in mächtigen Barrels schön und in guten Abständen.
Nur der Wind fehlt. Aber das ist nicht wichtig. Ich arbeite noch geplättet vom Embalse Puclaro zwei Tage lang liegend beim lieben Couchsurfing Host und Zahnarzt Cristian. Los Vilos wurde schwer getroffen von einem Fischsterben, ausgelöst durch Minen in den nahen Bergen. Viele Einwohner kämpfen in Spielcasinos gegen das Überleben – oder stehen rauchend davor und betteln. Der Rest trinkt sich einfach still im Park liegend zutode. (mehr …)
Embalse Puclaro & Vicuña
Das nächste Ziel liegt gut 1.400 km und fast 24 h Nachtbus südlich der Atacama Wüste. Im kühlen La Serena am Pazifik hängen die Nebelschwaden tiefer als unter der Golden Gate in San Francisco. Dahinter steigt das trocken-heisse Valle de Elqui bis zur Argentinischen Grenze auf fast 4.800 m an. Beides zusammen ergibt den Raketenmotor für Chiles Starkwindspot Nummer Eins.
Der Embalse Puclaro ist ein kleiner Stausee im weinberankten Tal 50 km hinter La Serena. Der Wind is thermisch und weht an gigantischen 300 Nachmittagen im Jahr mit im Schnitt 25 bis 30 Knoten. Hidden Lines war hier zu Gast. Vicuña ist das nahe 2.500 Einwohner zählende quirlige letzte Zentrum vor der 170 km entfernten Argentinischen Grenze. (mehr …)
km 7.557: Lost @ Atacama Desert
Der Bus rast ganze zwei Höhenkilometer aus dem Hochgebirge der Anden runter. Auf der 40 km langen Abfahrt über die sanften Flanken des Vulkans Licancabur lasse ich die Hosen runter und wackel der Höhenkrankheit mit blankem Hintern ins Gesicht. Alles wird anders! Die Chilenen kotzt das Hochgebirge dermaßen an, daß sie die Grenzkontrolle 40 km hinter selbige verlegt haben, direkt an den Eingang von San Pedro de Atacama.
Dicke Luft ist toll! Hunde, die nicht wie Resident Evil ausschauen – oder agieren! Sonne, Hitze, und dazu kein Regen – das gab’s wochenlang nicht! Stühle, die den Namen verdienen. Toiletten mit Klopapier! Auf Rollen! Besteck aus Edelstahl statt Stanzblech, und Porzellan statt Plastik. Gewürze! Guter Wein! Sogar der Dreck ist sauberer in Chile. Elend adé! Kultur olé! (mehr …)