Als letzte Insel unserer Reise über die Dodekanes begeistert uns Samos vom ersten Moment an. Der Katamaran läuft durch schweren Seegang am Abend in der alten Hauptstadt Pythagorio ein. Bis zum Checkin im sehr feinen Belvedere Hotel 600m hinter dem Hafen sind wir platschnass. Durch alte enge Gassen geht es rüber auf die Burg, zu den Ruinen einer frühchristlichen Basilika und nochmal in ein gutes Griechisches Gartenrestaurant.
Früh am nächsten Morgen laufen wir zum ältesten und längsten von zwei Seiten gebohrten Tunnel der Welt. Binnen gut 10 Jahren um 540 v. Chr. schaffte es Euklides über gut einen Kilometer einzig mit Trigonometrie die beiden Tunnel mit gerade mal zwei Metern horizontaler Abweichung zusammenzuführen. In der Vertikalen gabs mehr Probleme: Euklides hatte das Gefälle für das Aquädukt falsch berechnet. Die Sklaven durften also auch noch einen am Südende bis zu acht Meter tiefen Graben in den Kalkstein schlagen. (mehr …)
Lipsi: Von Sinn und Unsinn
Lipsi ist die kleinste Insel unserer Tour. Besiedelt seit der Bronzezeit diente Lipsi über Jahrhunderte einzig als Ziegenweide für das Kloster auf der größeren Nachbarinsel Patmos. Heute hat Lipsi gerade mal 700 Einwohner und schenkt als einziger Ort in weitem Umkreis seinen 8.000 Übernachtungsgästen pro Jahr Wasser in Glasflaschen aus.
Man hat sich dem Ökotourismus verschrieben. Daher sind auch Plastik-Sonnenstühle sowie Jetskis verboten. Als einzige Insel der Dodekanes praktiziert Lipsi Mülltrennung. Unseren grünen Punkt gibt es seit über 30 Jahren – und genauso lange dulden wir dass 60% in der Müllverbrennung zum „thermischen Recycling“ landen. Auf Lipsi scheint all der wunderbar getrennte Müll analog auf einer einzigen schlecht gesicherten Müllkippe zu landen – mit einem traumhaften Ausblick auf die Ägäis. (mehr …)
Leros
In gerade mal 25 Minuten bringt uns der Dodecanisos Katamaran mit 60 km/h Spitze rüber auf Leros. Die Insel ist vollkommen anders als Kalymnos: ziemlich grün, abwechslungsreich und verwirrend. Mit seinen vielen Buchten hat es bisher noch keine Insel weltweit geschafft mich derart oft zu verwirren. Erst kurz vor der Abfahrt begreifen wir ab welchem Hafen wir weiterkommen.
Die Paradisso Studios am Strand von Vromolitos verdienen den Namen. Ein Garten Eden voller Obst zum stibietzen wird bewacht von recht bissigen Gänsen. Das Klauen stört sie nicht – Annäherungsversuche an sie selbst umso mehr. Wir mieten einen feinen 125er Symphony Roller mit massig Dampf und schwingen uns umgehend auf die mittelalterliche Burg auf einem der höchsten Berge über der alten Marina von Leros. (mehr …)
Driving on the moon @ Kalymnos
Früh am nächsten Morgen springen wir auf das Raumschiff zum Mond. Am Oberdeck ballert der Meltemi mit guten 40 Knoten ins Gesicht. Der Mond scheint keinen Windschatten zu kennen. Dafür aber deutlich günstigere Fortbewegungsmittel. Ein kleines altes Auto gibts auf dem Mond schon zu einem Viertel des Preisen von Kos ab 30 € pro Tag zu mieten. Gönnen wir uns.
Unsere Unterkunft liegt am Ende einer sich in die steilen Hänge von Melitsahas krallenden Straße an einem kleinen Privatstrand mit Blick auf die kaum bewohnte Nebeninsel Telendos und den Sonnenuntergang. Perfekt – nur die hohen Klippen auf beiden Seiten halten mich vom kiten ab. Wir brechen auf. Neben den steilen Gebirgsstraßen wachsen Oleanderbüsche und wilder Thymian. Sonst ist Kalymnos wirklich wie der Mond: reichlich kahl und felsig. Für Kletterer ist der Mond das reinste Paradies. In jeder halbwegs schattigen Muschelkalkwand hängen dutzende von ihnen. (mehr …)
Kos
Kos ist schön aber bietet weniger Grün als z.B. Korfu und deutlich weniger Abwechslung und historische Bauten als z.B. Rhodos. Da die Preise für Mietwagen in den letzten Wochen auf wenigtens 125 € am Tag für einen Kleinwagen stiegen weichen wir auf einen 50er Roller aus. Wir touren bis ans Westende von Kos, erklimmen in gleissender Sonne steile Hügel und blicken auf unendliches Blau. Von den wenigen Touri-Hotspots die alltäglich von einer Armada großer Busse angeflogen werden halten wir uns fern.
Zum Sonnenuntergang fahren wir ins höchstgelegene Bergdorf Zia. Hier herrschen Halligalli und wenig Abstand, was aber bei dem Panorama auch zu erwarten war. Der Mond steigt über den Bergen auf. Wolken streichen über den Grat. Nach schwerem Gang Bergauf rollen wir wieder runter ins trotz nur 300 Höhenmetern Unterschied deutlich wärmere Tigaki. (mehr …)
Dodekanesie @ Kos
Hinter uns allen liegen eineinhalb Jahre Pandemie voller Einschränkungen. Hinter mir zusätzlich ein Jahr Digitalförderung mit Webdesign-Aufträgen bis zum Umfallen. Wir wollen wieder frei sein und das Leben genießen. Einen Tag vor Abflug in die Flitterwochen erklärt die Bundesregierung unser Reiseziel Griechenland zum Risikogebiet. Klar freue ich mich, dass wir als voll geimpfte weder bei Hin- noch Rückreise in Quarantäne müssen. Doch Delta kichert erwartungsvoll im Hintergrund. Noch nicht mal Tests sind vorgeschrieben.
Kurz vor dem Flughafen München leuchtet erstmals in 13 Jahren die Ölwarnleuchte meines Autos auf. Beim letzten Ölwechsel hatte ich wohl dem Motoröl mehr Freiheiten in Form eines nur halb verschlossenen Nachfülldeckels zugesprochen. Diese nutzte es obsessiv dampfend aus und winkt mir schwarz glänzend aus der Ölwanne zu. Ich verordne umgehend einen harten Lockdown und frage mich in welcher Weise Pandemien die Fähigkeit zur Interpretation von Orakeln fördern können. (mehr …)
Lindos, nachts / Hellas, quo vadis?
Schon bei meinem ersten Besuch in Lindos sind mir die unzählbaren Kneipen in alten Kapitänshäusern aufgefallen. Aber wir hatten keine Zeit für eine Nachtschicht. Diesesmal haben wir keine Zeit für Sehenswürdigkeiten, wir sind hier nur für’s Nachtleben hergekommen. Check-In im Hotel, runter in die Altstadt und rein in die Nacht!
Wie fing die Krise in Griechenland eigentlich an? Noch nicht mal die Griechen konnten mir das erklären. Bestechnung, Überbürokratisierung und ein gutes Maß an Verschwendungssucht waren sicher mit dabei. Aber wie zum Teufel kann man in derart kurzer Zeit ein ganzes Land so dermaßen heftig gegen die Wand fahren? (mehr …)
Efcharisto Rhodos!
Danke Rhodos, warst wunderbar! Auch wenn der Wind mehr hätte blasen können: es war immer gut. Mein teuflischer Plan ging leider nicht auf. Ich habe im Schnitt täglich mindestens ein Gyros gegessen, aber nicht jeden Tag eines. Manche Griechen bieten einfach kein Fast Food.
Die letzten Tage verbringen wir in Rhodos-Stadt. Trivago verheizt in der Wirtschaftskrise 4 Sterne Unterkunft mit 5 Sterne Dinner im Grand Hotel für fast nix. Das Buffet ist Wahnsinn. Gleich ums Eck kann man für ein paar eklige nicht frisch gepresste Orangensäfte im Erdinger Weizenglas mehr zahlen. Schräge Welt. (mehr …)