In den letzten 38 Tagen war ich auf einer Fläche von 1200 mal 800 km auf 23 Inseln. Genausolange warte ich auf Wind, derzeit auf der verschlafenen Insel Siquijor. Rote und Blaue Seesterne, schöne günstige Unterkunft direkt am Strand, nette Leute. Ein Tropensturm zieht auf, Vorhersage 9 Beaufort. Jeglicher Fährverkehr auf wenigstens 100 km ist eingestellt. Er bringt Wolkenbrüche, aber kaum Wind.
Das ist echt die härteste Prüfung aller Zeiten. Ich habe viel Geduld. Ich klage selten darüber, dass ich von meinen 40kg Gepäck bisher 22kg vollkommen umsonst mitgeschleppt habe. Ich beschäftige mich: mit Arbeit, Menschen, Motorbikes, Tauchen. Reisen eben. Aber es reicht jetzt. Sogar alle meine Arbeit ist erledigt, weil nie Wind ist. Das ist mehr als ich ertragen muss.
Ich will nicht mehr arbeiten. Ich will nicht mehr Motorbiken und rumtouren. Mein „wasserdichter“ Kamerabeutel vernichtet binnen Sekunden beim Schnorcheln die Kamera. Ich will nicht mehr laufen, hab keinen Hunger und keine Lust auf Bier. Bloggen nervt, tauchen ist langweilig und die Sonnenuntergänge in ihrer unendlichen Reihung von Hinge-Rosstheit unerträglich. Ich will nur noch eines: Wind! Ich will kiten!
19:12 Mein Flehen wurde erhöhrt. Die Glühwürmchen flüchten sich in die Bäume und spielen natural christmas tree. Die Mücken stechen ihre letztes Abendmahl – 87 Stiche auf eine Stunde. In absoluter Dunkelheit kommt der Sturm. Liebes Christkind, mein Weihnachtswunsch dieses Jahr: Ein wasserdichter Restlichtverstärker und LED-Positionsleuchten für den Kite. Danke!