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Rügen rockt!

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0809
2019
So
15:30
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Seit 20 Jahren ist Rügen mein liebster Deutscher Kitespot. Zuverlässige Vorhersagen bei Ost- und Westwind, massig Platz an allen Spots für jede Windrichtung sowie keine gefährlich steile Felsdämme wie auf Fehmarn sind Grund genug, oder? Ach ja, das größte Stehrevier Europas vor Suhrendorf sowie massig flaches Wasser an praktisch jedem Spot nebst einigen Wavespots im Osten: Zeit für den zweiten Kite-Report nach zehn Reisen.

Früh morgens brechen wir in Regensburg zu dritt mit Bus, Hänger, sieben Brettern und noch mehr Kites  zur neunstündige Anreise nach Rügen auf. Die Vorhersage schwankte in den letzten Tagen recht  stark, und auch die Windrichtungen tellerten ordentlich.   Nachmittags landen wir im Ummaii Surf Hostel in Suhrendorf, quartieren uns  in eine der einfachen günstigen Hütten mit acht Betten ein und schieben  umgehend den Hänger zum  200 m entfernten Deich.

Der Wind bläst mit gemütlichen 18 Knoten bis zum glühenden Sonnenuntergang hinter der vier Kilometer im Westen gelegenen Insel Ummanz. Gerade mal 20 Kiter belegen einige Quadratkilometer Stehrevier. Der Hauptspot befindet sich im 400 m südlich gelegenen Campingplatz Suhrendorf. Wir gehen direkt vor dem Surfhostel raus, was derzeit noch halb geduldet wird.

Es ist schon Nachsaison, die Zeit des besten Windes ist an der ganzen Ostsee von April bis Anfang Juni und von Ende August bis Oktober. Davor und danach kühlen die niedrigen Bodden schnell drastisch ab. Im Sommer geht in der Regel wenig, nur diesen Juli hatten wir mal nach einem heftigen Hitzehoch eine Woche lang ordentlich 17 bis 30 Knoten  auf Fehmarn – an kalten 15 °C.

Auf Rügen haben wir mehr Glück. Der zweite Morgen bringt mal kurz heftig Regen. Ab Mittag bläst der Wind wieder ordentlich in schönen 18°C.  Am späten Nachmittag frischt der Wind auf nette 25 Knoten auf. Ich geb im Flachwasser vor dem Deich gas am 10er XR4. Die neue Woo gibt mir 6,2 m Höhe. Herzlichen Dank für die tollen Bilder, Jörg! Zufrieden zische ich mit Max ein Bier während Jörg noch im jetzt  wieder nachlassenden Wind über und durch die untergehenden Sonne springt.

Suhrendorf ist nett, die große Kiteschule am Campingplatz nebenan sicher ein Pluspunkt für Anfänger. Aber wer bei leicht 20 ausgewiesenen legalen Kitespots auf Rügen nur an einem bleibt macht was falsch. Mit der Wittower Fähre setzen wir über nach Nord-Rügen und landen in Wiek. Wir bekamen einen sehr guten Deal für das luxuriöse Stenhuus direkt hinter dem kleinen hinteren Kitespot. Der Wind luscht heute etwas, was jedoch nach dem gestrigen Tag willkommen ist – zumal wir eine private Saune im Haus haben.

Die Forecast für den nächsten Tag versprach Legenden – und hält Wort. Schon früh Morgens bläst der Wind mit netten 20 Knoten, guter Wind für den recht elephantösen 13,5er XR4. Der gute Kite-Freund Wilko kommt aus Berlin für den besten Tag des Jahres rauf.   Dann stürmt eine stille Gewitterzelle mit waagrechtem Regen und 35 Knoten über uns weg. Wir gehen kurz in Deckung. Es beginnt die geilste Session des Jahres.

Das Wasser fliegt in 28 bis 35 Knoten. Raketen-Wetter für den 10er. Der kleine zweite Wieker Startplatz hat zwar deutlich weniger radikale Tschechen, aber am Vortag hatte der Westwind einen ordentlichen Südeinschlag. Die Bäume im Lee verwirbeln dann den Wind, einigen Fahrern schmierte der Kite bis zu vier Mal kurz vor Hagebuttendornen und Bäumen im Lee  ab. Heute passt bei reinem Westwind sideon alles perfekt. Kite rauf und raus.

Starken Wind gehe ich gerne langsam an, taste mich heran an das was geht. Nach einer Weile  hauen mich  die Sprünge in 30 cm Flachwasser 20 m vor dem Strand über fünf Meter raus. Transitions gehen  einzig durch leichte Anziehen rauf auf drei Meter.

Der Spot in Wiek ist wegen einigen Kiteschulen schnell sehr voll. Zwar fahren bei guten 30 Knoten nicht mehr die gestrigen 60 Kiter eng an eng zwischen den Schülern durch – aber mehr Wind bedeutet nun mal auch mehr Platzbedarf.

Wir bemerken recht gut springende Surfer auf den Windwellen in der Mitte des Wieker Boddens und kreuzen raus. Die Kicker sind zwar gerade mal 40 cm hoch, aber gerade wo sie von Osten her kommend anfangen haben sie nach rechts fahrend eine gute Richtung. Weiter zur Mitte des Boddens nach Südwest dreht ihre Richtung auf “weniger gut nutzbar”.

Ich cruise langsam. Schaue. Sehe die passende Welle. Nehme Anlauf. Erwische gleich eine der ersten Wellen perfekt. Ich komme hoch, so hoch dass die Angst einsetzt und Jodler unkontrolliert den Mund verlassen. Leben in Zeitlupe und Macrovision.

Auch in die andere Richtung lässt sich das Flachwasser hinter den Wellen ganz gut nutzen. Dazwischen reitet Max ein paar kleine langsam und schön brechende Wellen ab.  Ich verliere das Zeitgefühl. Der Wind bläst jetzt mit über 30 Knoten Mitte, der 10er kommt langsam ans Limit. Noch ein paar mal fliegen. Reiten. Stille im Sturm und Zeitlupe im Flug. Glückseeligkite und breites Grinsen.

An Land gibt mir die Woo 2,5h auf dem Wasser und einen netten Rekord von 8,5 m Höhe / 7 Sekunden Hangtime. Prince of the air nach einem Tschechen mit 8,7 m, Jörg mit 7 m direkt hinter mir. Die Sonne geht in einem Herr der Ringe Epos unter.

Am letzten Tag flaut der Wind ab. Mit dem 13,5er noch ein paar Stunden raus zum cruisen. Nach so einem Vortag ist alles nichtig – und gut so. Ich gehe raus und sehe dem dichten Leichtwindtreiben von oben zu. Mein Knie ist mal wieder hinüber. Zwei Wochen hinken war der gestrige Tag locker wert  – aber das nächste Mal sollte ich definitiv mehr in die andere Richtung springen. Danke für den geilen Trip, Jörg, Max und Wilko! Rügen ROCKT!

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