Golf de Roses

Kaum da sind wir schon wieder weg. Ein Monat wie ein Tag. Zum Sonnenuntergang brechen wir in Tarifa auf.   Auf leeren Straßen geht es über Malaga ins Hinterland. Ein Abi-Ball tobt hinter einer einsamen Tankstelle im Nirgendwo. Im Cafe nebenan wird auf Nobel-Hussen über Plastikstühlen geheiratet.

Die Lichter Granadas ziehen im Dunkeln vorüber. Hinauf in die Wüste und immer dem Mittelstreifen durch die Nacht folgen. Lost Highway. Ab Mitternacht verpufft der Kaffee. Nach drei Uhr wechseln wir stündlich. Sturmböen zum Sonnenaufgang im Ebro Delta. Barcelona am Morgen.

Nach 1.300 km und 13 Stunden fast nonstop durch die Nacht kommen wir vormittags am Golf von Roses an. Unsere Wirte honorieren der Familie die tapfere Leistung mit einem super frühzeitigem Checkin. Die Wind-Vorhersage ist seit Tagen spitze.

Ein letztes mal die Kutsche in Spanien entladen. Auspacken und ab an den Strand.  Diesen blockiert in weitem Umkreis ein gerade stattfindender Marathon. 20 km Umweg später bin ich endlich am Ziel. Der Golf von Roses ist eines dieser Kite Ziele, die man unbedingt mal befahren haben muss.

Der Tramontana aus den Pyrenäen weht heut mit geradezu göttlich laminaren 18 bis 27 Knoten. Über den liebgemeinten Local-Kommentar “dein Kite ist zu groß für derart bockigen Wind” kann ich nach einem Monat Bullenreiten in Tarifa und einer Stunde Schlaf in der Nacht nur ernsthaft müde lächeln.

Die Kabbelwellen laufen in viel zu engem Abstand, um damit irgendwo irgendwas anfangen zu können. Aber der Wind bläst genau richtig in neun Metern Höhe. Ich versuche einen Surfer mit gebrochenem Mastfuß weit draußen im sideoff Wind zu retten. Der Tampen ist jedoch zu kurz, und der Widerstand beim Abschleppen für meine nach zwei Stunden reichlich ausgeleierten Arme zu hoch. Mit zwei KarmaPunkten krieche ich an Land…

In der Vorsaison wie jetzt  hat man als Kiter allen Platz der Welt an Strand und Wasser. In der Hochsaison von Juni bis Ende August gibt es nur sehr schmale Korridore um auf das Wasser zu kommen.