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So frei @ Boracay

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2023
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14:47
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Boracay ist nach Lockdown und Radikalsanierung kaum wiederzuerkennen. Für Registrierung und Boot-Ticket stand man im Hafen gerne mal bis zu zwei Stunden in den Schlangen. Auf Boracay angekommen wartete man dann gerne nochmal eine halbe Stunde in der Taxischlange, um danach bis zu einer weiteren Stunde im Stau für die fünf Kilometer zum Bulabog zu stehen. Heute brauchen wir ab Caticlan Hafen bis Unterkunft gerade mal 45 Minuten statt dreieinhalb Stunden. Boracay ist endlich frei.

Am Bulabog laufen wir direkt in viele Freunde von Mindoro. Es windet noch ein bisschen. Sebastian geht gleich nach dem Checkin im Niu Ohana für seinen ersten Ritt raus. Ich bringe meinen Edge zur Reparatur in die Freestyle Academy. Dickes Danke für den schnellen und günstigen Austausch meines Strut Ventils! Da der Kite erst am nächsten Morgen fertig wird stürzen wir uns umgehend in eine stürmische Nacht.

Nach einem Sundowner Bier am Bulabog geht es weiter zum Koreaner. Danach Pizzaria, Freunde treffen und zuletzte lange ab in die Exit Bar am White Beach. Das Bier wird hier in Eimern serviert. Ein Working Girl versucht mir über das Seil, auf dem ich am Rand der Bar sitze irgendetwas zu kommunizieren. Ich verstehe sie nicht. Die letzte große Runde Tanduhay Rum animiert mich später zum Schlafwandeln. Ich erinnere mich noch vage, dass ich mich im Hotel auf der Suche nach der Toilette frage, warum ich auf einmal im ersten Stock wohne. Danach erwische ich wohl zur Freude der Nachbarn auch noch die falsche Zimmertür. In der Folgezeit sperre ich mich zum schlafen lieber ein…

Vieles ist neu auf Boracay. Die Strassen und Kanalisation sind endlich fertig. Ungeschützte Baugruben und fehlende Kanaldeckel waren in den letzten Jahren zuvor Ursache für mehr üble nächtliche Unfälle als tagsüber beim kiten. Vieles wurde abgerissen oder wenigsten in der Mitte auseinandergesägt. Die Neubauten sind fast ausschliesslich teurer weisser Beton. Es gibt jetzt sehr viel weniger chinesische Terror-Touris, für mich die Seeigel unter den Reisenden. Deutlich mehr Platz und weniger Menschen lassen Boracay jetzt an manchen Orten und zu manchen Tageszeiten fast schon so einsam wie El Médano in der Nachsaison erscheinen. Das Internet tröpfelt noch immer vor sich hin und der Strom fällt immer wieder aus…

Unsere vier Tage auf Boracay bringen Flaute und tropische Schwüle. Nach der morgendlichen Arbeit drehe ich eine große Runde über die Hügel nördlich des Bulabog. Zahlreiche schwarzgebaute Luxusresorts wurden beschlagnahmt und aufgegeben. Grosse Schilder künden stolz von staatlicher Fürsorge. Ich durchstöbere Lost Places vorbei an dösenden Hunden und geniesse den schweigenden Verfall. Alte Kiter-Freunde vom Hangin heizen die Vorfreude auf einen neuen fernen Kitespot, den wir auf die Route nehmen.

Manch einer kommt einzig deswegen nach Boracay, um sich zu verlieren. Die Russen pfeiffen sich anscheinend alles rein, was man hier drogentechnisch bekommt. Man scheint recht viel zu bekommen. Dutertes Drogen”politik” garantiert den besonderen Kitzel. Ich bin schon nach der ersten Nacht recht gut alkoholgeschädigt und klinke mich etwas aus. Morgens arbeite ich und nachmittags schlafe ich viel. Laufe umher. Suche die alten coolen längst abgerissenen Piraten-Hostels am Bulabog. Es gab hier sicher mal 40 Unterkünfte direkt am Strand. Heute sind es nur noch zehn aktive – und ein paar von Zahnlücken unterbrochene leise verrottende weisse Ruinen. Vom Wasser aus betrachtet sieht es aus, als würde dich Boracay nach einem heftigen Biss in die Pflasterkante hämisch angrinsen…

Am vorletzten Abend verabschieden wir uns am Diniwid Beach im Norden von den letzten Freunden. Eine Bar kredenzt gutes teures Essen und die DJane angenehmen Chillout. Das Bier fliesst so gut wie die Geschichten. Die Sonne geht in einem Farb-Feuerwerk hinter blauen Segeln unter. Noch nicht mal zwei pöbelnde englische Aggro-Expats schaffen das zu entfärben. Ich bin etwas reisemüde. Erst am Tag unserer Abreise kommt der Wind wieder etwas in Gang. Bis dahin gleicht Boracay in der Flaute einem tropischen Dampfkochtopf. Ich mutiere zum menschichen Wasserfall. Bis zu vier Duschen am Tag helfen wenig…

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