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Kommunistisch Biken: Nha Trang & Da Lat

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0802
2024
Do
12:28
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Der Wind in My Hoa geht erstmals seit vielen Wochen runter. Runter, das bedeutet hier “nur” 18 Knoten. Ich geh etwas mild cruisen mit dem 12er raus. Freund Tom kommt rüber aus Thailand. Wir quartieren uns ins sehr schöne Luxus-Resort My Hoa Kiting Town ein. In der “Flaute” mieten wir 150cc Roller und brechen über die kurvige Küstenstraße nach Nha Trang zu Cầu Nước Ngọt Wasserfall auf. Kaltes klares Wasser kühlt uns gut runter.

Zwei Tage später brechen wir auf unsere große Tour auf. Der insgesamt gut 600 km weite Weg führt uns zuerst zweieinhalb Stunden in die Halbmillionenstadt Nha Trang mit seinen weissen Hochhäusern. Die Straßen sind über weite Strecken grausam voll. Toms Bike macht schlapp. Bergauf bin ich kurz davor ihn mit dem Fuss anzuschieben. Tom tauscht den Roller zweimal um, dann spurten wir uns in die thermischen Quellen vom I-Resort. Künstliche Wasserfälle, steile Rutschen und heiße Becken sind auch bei knapp 30 Grad überraschend entspannend.

Gegen vier Uhr Nachmittag brechen wir viel zu spät in die Berge ins 150 km entfernte Da Lat auf. Die Straßen sind heute viel besser als bei meinem letzten Besuch 2008. Andere Sachen ändern sich nie. Auch heute verteidigt Vietnam erfolgreich seine Spitzenposition in der weltweiten Verkehrstoten-Rangliste, übrigens hinter den USA. Wir fahren kommunistisch. Es gibt kein “meine Seite, deine Seite”. Jede Seite gehört allen Genossen. Zwar drängt mich kein überholender Laster mehr in den Straßengraben. Aber das chronische Einbiegen ohne schauen ist weiterhin ein beliebter Volkssport. Eine Runde im 15-spurigen Kreisverkehr einer Vietnamesischen Großstadt bringt locker den dreifachen Adrenalinfaktor wie eine Doppel-Looping-Achterbahn. Vietnamesische Roller transportieren vierköpfige Familien, Zentner an Reis und ganze Bäume.

Der spekatkuläre Weg in die Berge wird schnell steil und kurvig. Dutzende Wasserfälle streifen vorüber. Ab 1.000 m wird es recht kalt. Ab 1.200 m kommen wir in die Wolken. Es wird nass. Unsere Bikes sind definitiv Küstenbewohner. Der Vergaser japst zunehmend nach Luft und unsere Bikes kriechen teilweise mit nur noch 30 km/h die steilen Berge rauf. Sie fressen hier oben Unmengen an Sprit. Die Sonne geht unter und unseren Bikes beinahe der Sprit aus. Wir tanken aus Flaschen auf 1.500 m über dem Meer.

In stockfinsterer Nacht brauchen wir weitere zwei Stunden bis nach Da Lat. Elektrisches Licht gaukelt den Setzlingen der Blumenkammer Vietnams in hunderten Gewächshäusern längere Tage vor. Wir suchen uns ein zentrales Hotel und gehen essen. Ein großes GoLive fordert nach der harten Anreise eine Nachtschicht bis halb eins.

Am nächsten Tag besuchen wir den alten Königspalast, das Crazy House und einige Wasserfälle. Der erste, Cam Ly ist eine einzige stinkende schäumende Kloake im Stadtgebiet Da Lats – zum Eintrittspreis von zwei Bier. 60 km ausserhalb fahren wir über endlose Straßensiedlungen und volle aber unspektakuläre Straßen bis zum Gougah Wasserfall. Nächster Reinfall, wieder schmutziges Wasser dank fehlenden Kläranlagen. Den dritten Wasserfall sparen wir uns. Abends stromern wir noch über den gigantisch großen Markt von Da Lat, gehen Essen und stürmen zur hellen Freude der bereits reichlich dichten Besitzer und deren Freunden eine Karaoke Bar.

Zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen fahren alle Vietnamesen in voller Wintermontur. Helme tragen höchstens die Hälfte. Die obligatorische Gesiichtsmaske hat nachweislich den dreifachen Schutzfaktor einer vollen Motorradkleidung. Wer die USA besiegte ist potentiell unsterblich. Mit der Seilbahn schweben wir über Pinienwälder voller Vögel über 2,5 km ins idyllische buddhistische Kloster von Truc Lam. Dann trennen sich erst mal unsere Wege. Ich fahre ziemlich deutsch die 130 km lange und weniger spektakuläre Piste runter nach Phan Rang und My Hoa. Google veranschlagt 3,5 Stunden. Nach 2,5 Stunden bin ich am ziemlich alle am Ziel. Ich checke im Dorm des Phan Rang Kite Center ein und versuche zwei Tage lang nicht mehr meinen Hintern zu belasten.

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