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Die letzte Passage

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#462
0202
2012
Do
22:10
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Unsere letzte gemeinsame Passage auf den Philippinen ist wie das Reisen hier immer war: anstrengend und abenteuerlich. Früh morgens fahren wir mit dem Trike durch strömenden Regen zum Magdiwan Pier. Die 50 m lange RoRo-Fähre der Montenegro Lines wird in schwerem Seegang von großen Brechern erschüttert. Die Gischt spritzt bis auf’s Promenadendeck in fünf Metern Höhe. Das Gehen erinnert an Oktoberfest nach vier Maß.

Max hat zwei Tage am Guting-Guiting nichts ordentliches gegessen. Im Romblon Deli ordert er gleich zwei Pizze zu 45 cm. Danach ein billiges Zimmer und ausschlafen. Heute geht’s nicht mehr weiter. Abends verdrücken wir den Rest der Pizza und schlürfen den letzten Gin-Tonic auf Romblon. Wir haben seit Tagen keinen einzigen Reisenden gesehen, Touristen sowieso nicht.

Die kleine Bangka nach Tablas reite ich am nächsten Morgen zum vierten Mal, Max zum zweiten. Sie ist die einzige Möglichkeit, nach Mindoro überzusetzen. Die See ist spiegelglatt. In San Augustin schwingen wir uns auf den ersten Jeepney und reiten zwei Stunden durch die Berge nach Odiongan auf der anderen Seite von Tablas. Die Straße ist durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage streckenweise stark beschädigt, verschüttet oder einfach ein reissender Fluss.

Das Pier von Odiongan erreichen wir gerade noch pünktlich zur Abfahrt der Bangka nach Roxas Mindoro. „Gerade noch“ bedeutet eine halbe Stunde vor Abfahrt. Das ist nichts in einem Land, in dem jede Reise mal schnell doppelt solange dauern kann. Ein letztes mal wuchten wir unsere 30 kg schweren Kitebags über eine schmale Planke an Bord. Unsere gestrigen Betten waren zwar günstig, aber auch voller Bettwanzen. Ich habe mich die ganze Nacht gekratzt, anstatt zu schlafen. Von der dreistündigen Überfahrt bekomme ich daher fast nichts mit.

Der Ankunftshafen Roxas auf MIndoro ist einer der großen Hubs der Pilger auf ihrem Weg nach Boracay. Die Trike-Fahrer verhalten sich entsprechend. Zum Jeepney-Terminal wären es drei Kilometer. Dafür wollen sie 50 Pesos. Als sie uns an der ersten Tankstelle nach 500 m Fahrt absetzen verlangen sie 100 Pesos. Jeepney nach Bulalacao gäbe es nicht. Danke, und Fuck You! 60 km mit dem rasenden Minivan kosten nochmal das gleiche wie 500 m Trike.

Im Internet gibt’s für Unterkünfte in Bulalacao keine einzige Homepage. Auch zwei Dutzend SMS vom Boot aus bringen nichts.Wir springen an einem Imbiss ab, pressen ein Minudo und Red Horse Starkbier. Die Größe unserer Kitebags imponiert der auf der anderen Straßenseite Gin trinkenden Mopped-Gang. Sie laden uns ein. „Do you like Bulalacao?“. Klar Mann, man kommt an und ist sofort mitten drin. Nach zwei Flaschen Gin schwingt sich der gut betrunken Bi-Pin auf sein Trike und fährt uns zur günstigen Felipa Lodge II direkt am Meer südlich Bulalacao. Das dritte Rad ist heute sein bester Freund.

Als einzige Gäste werden wir mal wieder herzlichst von der obligatorischen Theken-Tukke empfangen. Wir checken den Strand. Auf Google Maps sah er kitebar aus. In Wahrheit ist er zumindest bei Flut inexistent. Macht nix, fällt flach ab, Wasserstart geht immer. Wir haben Angst, dass Bi-Pins Trike auf dem Nachhauseweg zwecks bedrohlichem Unteralk seines Besitzers schlapp macht. Also laden wir ihn auf noch eine Flasche Gin ein.

Nach einer halben Stunde kann er kaum mehr reden. Wir sind gut angeheitert, da doppelt so schwer. Ordern noch eine Flasche Gin, sind ja nur 350 ml – und kosten gerade mal 50 Cent. Die Tukke hat Husten, Gin desinfiziert. Jedes „Sir“ vor „Frank“ kostet ihn jetzt einen weiteren. We’re the devil without disguise. Danach geht’s noch einge Zeit heftig weiter mit gutem Sound und netten Philippinischen Besuchern. Um zehn fall ich ins Bett wie sonst frühestens um zwei. Vollgasreisen.

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2 Kommentare

  • Max schreibt am Freitag, 10.2.2012 um 14:15 Uhr:

    Der Link fuer das erste Bild fehlt…
    Wollts grad der Dame an der Rezeption zeigen.

  • ff-webdesigner schreibt am Freitag, 10.2.2012 um 15:01 Uhr:

    danke, ist korrigiert!

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