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Autokauf in New York, USA

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#29
1906
2007
Di
19:15
Tag
11
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Ich hab mich monatelang vorbereitet. Hunderte von Internetseiten gelesen, jeden erdenklichen Stein aus dem Weg geräumt. Und gescheitert, voll auf der Fresse gelandet. Was ist so schwer am Autokauf in New York, USA?

Ganz viele Dinge. Erstens: Der Autokauf in New York ist so ziemlich der teuerste von ganz USA. Kein Problem, immernoch billiger als für 9 Wochen mit dem Mietwagen durch USA zu fahren (mindestens 2800$, One-way to Los Angeles). Auto wird in LA verkauft, mit viel Verlust, aber immernoch billiger als bei Miete.

Zweitens: Alle Autohändler in den USA neigen noch deutlich mehr zum bescheißen als in Deutschland. Kein Problem, mein Host in New York kennt eine gute Latino-Garage. Okay, die Übergabe der Fahrzeugpapiere haute erst am Tag 3 nach 17 geplatzten Terminen hin. Aber, hey, danach hat die Welt rosarot geleuchtet. Mein Auto, gekauft in New York!

Drittens: Ich hab sogar Versicherungen von Deutschland aus vorher angerufen. Unter anderem (FUCK!) Geico sagte: 9 Wochen, Deutscher in den USA, Zulassung in New York, deutscher Führerschein. Kein Problem! Kaum hab ich das Auto in New York gekauft, und versuche, die Online-Application auszufüllen: Ja zefix, woher krieg ich jetzt meine US-Drivers License Number? Nochmal anrufen: nönö, du, also wir: nur mit US-Drivers-License. Natürlich bin ich der Depp. Ich verzeihe euch, dass ihr davon ausgegangen seid, dass ich für neun Wochen nen USA-Führerschein mache. Dauert ja maximal 4 Wochen. Die dafür nötige Social Security Number kriegen visafreie Touristen ohne festen Wohnsitz natürlich bevorzugt Express binnen 2 Tagen, als den sonst üblichen 2 Monaten.

Also viel rumtelefonieren. Zum Glück sind alle Insurance-Companies in USA per Gratisnummer erreichbar. Nach 2 Tagen, 13 Stunden und ca 120 Homepages finde ich endlich einen Broker, der mich zum MegaMiniSuperpreis von 350$ pro Monat versichern würde. (Public Auto Insurances, Atlantic Mall, 265 Atlantic Avenue, New York) Okay, is ungefähr 250% der regulären Quote in USA und 600% meiner deutschen Autoversicherung. Aber hey, is halt USA. Ein abgefahrener Fingernagel = 1.000.000$. So sagen’s die Anwaltswerbungen in der Subway. Ein internationaler Führerschein spart 600$ im Jahr, dann sind’s nur noch 3600$. Leider merk ich erst nach ner Fahrt durch ganz New York, dass die Öffnungszeiten der deutschen Botschaft leider recht deutsch sind: 8.00-12.00. Danach wird kein Führerschein mehr übersetzt. Sehr hilfsbereit sind die Leute dort trotzdem. Ich übersetze selber die 7 nötigen Worte auf dem Führerschein. In der Metro. Die Agentin akzeptierts. Und ich hab die United Nations abgehakt.

Der Broker bei Public Auto Insurance is fit, und sehr hilfsbereit, für eine Provision von 50$. Sie checkt alle meine Dokumente, lobt die Vorbereitung, rechnet die nötigen Creditpoints für Proof of Identity durch. Nach einer Stunde geh ich endlich mal wieder nach zwei Tagen ohne kalten Schweiß bei 30 Grad und zitternden Knien zur Zulassungsstelle DMV New York. Ich wollte nicht glauben, nach all den Niederschlägen, dass es das jetzt endlich war. War’s auch nicht.

Viertens: Seit 9/11 spinnen die Amis. Ums kurz zu machen: im Staate New York ist es ohne Visa praktisch unmöglich, die nötigen 6 Credit Points für den Proof of Identity zu bekommen. Es wäre wunderbar, würden diese Deppen das irgendwo mal im Klartext erwähnen. Folglich: Ich bin nicht ich. Oder: Allemagne. Zero Points. Wie beim Eurovision Song Contest. Mein Pass zählt nichts (falscher Stempel), mein deutscher Führerschein zählt nichts (that Nazi paper won’t help ya), meine Kreditkarte zählt nix (so where’s the Holograph?), und der ganze Rest bringt mir auch nix. Bin kein Angehöriger der US-Kriegskräfte, hab keinen Waffenschein aus New York, bin auch an keiner High School in New York eingeschrieben…

In New York ist es glaub ich einfacher, nen Flugzeugführerschein zu machen, als ein Nummernschild zu bekommen. Verständlich. Wenn sie’s mir gegeben hätten, wäre ich wahrscheinlich als erstes gegen ein Hochhaus gefahren. Amerikanische Häuser sind halt nicht so stabil gebaut, also muss man an anderer Stelle für “Sicherheit” sorgen.

Was bleibt, ist der positive Rest: Ich verliere nur 500$ durch den Not-Autoverkauf. Ich werde keinen Motorschaden haben. Ich werde Muskeln aufbauen bis zum Umfallen, während ich meine 45kg Gepäck durch die ganze USA zerre. Ich bau keinen Unfall, und muss keine Million zahlen für nen Fingernagel. Ich werde mehr Menschen kennen lernen, im Bus, im Zug, auf der Reise. Ich werde mich auf deutlich weniger Plätze konzentrieren müssen, aber die wenigstens richtig heftig erleben können.

Bitte, liebe Menschen, die Ihr diese Seite via Google fandet: macht nicht den gleichen Fehler!
Autokauf in New York, USA ist schweineteuer, langwierig uns stressig.
Jeder wird euch was anderes sagen, vor allem Versicherungen.

Geht fliegen, radeln, oder trampen.
Oder macht einen auf Forest Gump.

I’m walking
yes indeed i’m walking…

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